Haas Leo
Hoffnungsträger
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PORTRAIT
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Zeichner und Zeuge des Grauens
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Leo Haas war Absolvent der Kunstakademien Karlsruhe und Berlin. Zwischen 1924 und 1938 war er als Maler und Grafiker in Wien und in Opava tätig. 1939 wurde er infolge seiner Tätigkeit in der Kommunistischen Partei verhaftet, in das Lager Nisko deportiert und danach zur Zwangsarbeit in Ostrau (Ostrava) herangezogen. Im September 1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert und der technischen Abteilung zugewiesen. Dort stellte er Propagandamaterial für die Deutschen her, zugleich aber hielt er im Geheimen zusammen mit anderen Künstlern das Leben im Ghetto in Bildern fest. Im Juni 1944 wurden die Künstler beschuldigt, ihre Werke aus dem Ghetto geschmuggelt zu haben. Haas wurde daraufhin in der „Kleinen Festung“ inhaftiert und gefoltert. Im Oktober 1944 erfolgte seine Deportation nach Auschwitz und einen Monat darauf in das Lager Sachsenhausen. Hier musste er im Geldscheine der Alliierten fälschen. Im Februar 1945 wurde er erst ins Lager Mauthausen und danach in das Lager Ebensee transportiert, wo er die Befreiung erlebte. Haas und seine Ehefrau adoptierten später den dreijährigen Sohn Tommy (Tomáš) ihres Malerfreundes Bedřich Fritta, der in Auschwitz ermordet worden war. Nach dem Krieg kehrte Haas noch einmal nach Theresienstadt zurück und fand beinahe 400 seiner Werke wieder, die er dort versteckt hatte.
© Yad Vashem
Wolf H. Wagner: Der Hölle entronnen. Stationen eines Lebens. Eine Biografie des Malers und Graphikers Leo Haas. Berlin 1987.
- Zeichner – Zeuge – Zeitgenosse. Leo Haas. Dokumentarfilm. Buch und Regie: Jörg d’Bomba. DDR 1970.
- Das englischsprachige YouTube-Video „SS-Dog“, benannt nach einer Zeichnung von Leo Haas und herausgegeben von Yad Vashem, bietet einen Einblick in den Alltag im Ghetto Theresienstadt. Die Zeichnung zeigt die Deportationen Tausender, vor allem älterer und gebrechlicher Menschen, nach Auschwitz zur Vorbereitung des Rotkreuz-Besuchs.
Leo Haas berichtet „…Am Morgen des 17. Juli 1944 mussten wir in der Kanzlei der Gestapo antreten und wir wurden sogleich in den Keller geführt. Nach langem Warten stieß man uns in das Zimmer des Kommandanten Rahm hinein. Außer ihm waren hier der SS-Offizier Moes anwesend, sowie Günther und Eichmann. Sofort wussten wir, dass uns Schlimmes bevorsteht. Eichmann, der das Verhör eröffnete, tat so, als wäre er in tiefster Seele betroffen von den verleumderischen Beschuldigungen, die man seinen, die Juden betreffenden „Edlen Ideen“ hatte angedeihen lassen.
Als Beweise zeigten sie uns zwei bis drei Zeichnungen von jedem von uns Vieren. Günther zeigte mir ein Blatt, auf dem Juden nach Kartoffelschalen suchen und fragte mich „Wie kamst du darauf, eine derart die Wirklichkeit verzerrende Zeichnung zu verfertigen? Glaubst du wirklich, dass im Ghetto gehungert wird? Die Leute vom Roten Kreuz sind keineswegs dieser Meinung gewesen.“
„Dunkelheit herrschte im Keller, als wir am Abend das Knarren der Bremsen hörten und gleich darauf das charakteristische Gebrüll der SS, die in den Keller stürmte und uns mit Knüffen und Schlägen in die verdeckten Lastautos hineintrieben. Dort fanden wir unsere Frauen, weinend aber glücklich bei unserem Anblick. Frittas Frau war da mit dem dreijährigen Sohn Tomáš (…). Meine Frau Erna, der Kunsthändler Strass und der Architekt Troller. Sie brachten uns in die Kleine Festung nach Theresienstadt.“
„(…). In der Kleinen Festung verblieben Fritta und ich, unsere beiden Frauen und der kleine Fritta. Die Gestapo reichte gegen uns eine Beschuldigung ein. Die Anklage lautete auf „Greuelpropaganda“ und ihre Verbreitung im Ausland. Wir wurden nach Auschwitz überführt.“
„Fritta verstarb dort nach einer Woche an Blutvergiftung. Ich kam ins KZ Sachsenhausen, bis zur Befreiung im Mai 1945 (vorher Mauthausen und Ebensee). Auch meine Frau blieb am Leben, nachdem sie fast ein Jahr in einer Einzelzelle verbracht hatte, zusammen mit Frittas Sohn Tomáš. Hansi, Frittas Frau, verstarb hier infolge der schweren Bedingungen und wir adoptierten Tomáš.
© Ghetto-Theresienstadt – Lexikon – Leo Haas
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