Schwarz Günter
Hoffnungsträger
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PORTRAIT

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Günter Schwarz lebt gemeinsam mit seinen beiden Tanten und seinem älteren Bruder Wolfgang beim Großvater in Köln. Nach der NS-Ideologie gilt Günter Schwarz als „Halbjude”, ist aber protestantisch getauft. Sein jüdischer Vater kann zunächst in die Niederlande emigrieren, wird später nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Die Mutter stirbt, als Günter Schwarz noch ein kleines Kind ist. Der Großvater versucht, die Enkelkinder vor der Verfolgung zu schützen. Günter Schwarz besucht vom fünften bis zum siebten Lebensjahr die israelitische Schule, danach eine allgemeine Volksschule. Ab 1937 ist er im „Jungvolk“ und von 1942 bis 1944 in der „Hitler-Jugend“. Nach der Schule macht er eine Ausbildung zum Dreher, die er im September 1944 abschließt. Im gleichen Monat wird er zum Einsatz am Westwall einberufen und desertiert kurze Zeit später von dort. Wie sein Bruder Wolfgang ist Günter Schwarz ein Anhänger der Edelweißpiraten. Er hat engen Kontakt mit Hans Steinbrück, der im selben Haus wie die Familie Schwarz wohnt. Anders als sein Bruder lässt sich Günter Schwarz nicht von den Warnungen vor Hans Steinbrück abschrecken. Günter Schwarz beteiligt sich aktiv an Überfällen und Diebstählen. Als „Halbjude” hat er keine Lebensmittelkarte mehr und besorgt sich bei den Diebstählen vielfach Lebensmittel. Durch die Ermittlungen gegen die Steinbrück-Gruppe gerät Günter Schwarz in das Blickfeld der Gestapo. Nach seiner Verhaftung am 10. Oktober 1944 wird er zunächst im El-De-Haus in Köln verhört, dann in das Gestapogefängnis nach Brauweiler gebracht, mehrfach verhört und schwer misshandelt. Günter Schwarz wird am 10. November 1944 öffentlich in Köln erhängt.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Widerstand von Jugendlichen. Themenkatalog 13. Berlin 2018, 2. Aufl.
Von Navajos und Edelweißpiraten. Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933 – 1945 [Ausstellungskatalog]. Köln 2004.
Peter Finkelgruen: „Soweit er Jude war…“. Moritat von der Bewältigung des Widerstandes – die Edelweißpiraten als Vierte Front in Köln 1944. Hrsg.: Roland Kaufhold, Andrea Livnat und Nadine Englhart. Norderstedt 2020.
Bernd Rusinek: Gesellschaft in der Katastrophe. Terror, Illegalität, Widerstand – Köln 1944/45. Essen 1989.
Matthias von Hellfeld: Edelweißpiraten in Köln. Jugendrebellion gegen das 3. Reich. Köln 1983.
In der Dokumentation „Die Edelweißpiraten von Ehrenfeld“ kommen unter anderem Gertrud „Mucki“ Koch und Wolfgang Schwarz, der Bruder von Günter Schwarz zu Wort. November 2013. YouTube.
Edelweißpiraten. Spielfilm. Regie: Niko von Glasow. Deutschland 2004.
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