Schmorell Alexander
Hoffnungsträger
–
PORTRAIT
- zum Standort navigieren
Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um euer Herz gelegt!
Personenbeispiel von:
–
·
„Denn nichts ist schöner als die Freiheit des Gedankens und die Selbstständigkeit des eigenen Willens, wenn man sie nicht fürchtet. Hier versucht man uns, sie zu rauben und sie uns vergessen zu machen oder sich von ihr zu trennen, aber das wird ihnen nicht gelingen!“
Alexander Schmorell in einem Brief an Angelika Probst vom 1. Mai 1937.
„Denn nichts ist schöner als die Freiheit des Gedankens und die Selbstständigkeit des eigenen Willens, wenn man sie nicht fürchtet. Hier versucht man uns, sie zu rauben und sie uns vergessen zu machen oder sich von ihr zu trennen, aber das wird ihnen nicht gelingen!“
Der 1917 in Orenburg/Russland geborene Alexander Schmorell entstammt einer deutsch-russischen Familie, die seit 1921 in München lebt. Er wächst mit starken Bindungen an seine russische Herkunft auf, zu Hause wird Russisch gesprochen. Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 tritt Schmorell der SA bei und wird 1934 Mitglied der Hitlerjugend, wendet sich jedoch schon 1937 während seines Arbeitsdienstes radikal gegen die geistige Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus. Nach dem Wehrdienst beginnt er 1939 in Hamburg mit dem Medizinstudium, das er im Wintersemester 1939 in München fortsetzt. Im Juni 1941 lernt er in der 2. Studentenkompanie der Heeressanitätsstaffel in München Hans Scholl kennen. Beide sind seit April 1941 hier kaserniert. Ein Jahr später setzt auch Willi Graf sein Medizinstudium in dieser Kompanie fort. Hans Scholl und Alexander Schmorell verfassen die ersten vier Flugblätter der Weißen Rose, ehe sie gemeinsam mit Willi Graf Ende Juli 1942 zu einer „Feldfamulatur“ an die Ostfront abkommandiert werden. Das Land und die Menschen beeindrucken Alexander Schmorell tief. Unter dem Eindruck der verbrecherischen Kriegsführung solidarisiert er sich mit der einheimischen Bevölkerung. Nach der Rückkehr suchen Schmorell, Scholl und Graf Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen. Schmorell nimmt auch an der Herstellung des fünften und sechsten Flugblattes der Weißen Rose teil. Im Februar 1943 schreiben Alexander Schmorell, Hans Scholl und Willi Graf Freiheitsparolen an Münchener Hausfassaden. Nach der Festnahme von Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 versucht Schmorell zu fliehen. Als er nach München zurückkehrt, wird er am 24. Februar 1943 sofort festgenommen, am 19. April 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 13. Juli 1943 im Strafgefängnis München-Stadelheim ermordet.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
- Alexander Schmorell wird in vielen Städten geehrt. Schulen in Rostock und Kassel sowie Straßen und Plätze in zahlreichen Orten, darunter München, Unterhaching, Neuss und Dormagen, tragen seinen Namen. Am Münchner Schmorellplatz wurde 2024 ein Erinnerungszeichen enthüllt. In seiner Geburtsstadt Orenburg gibt es ein Weiße-Rose-Gedenkzentrum, Stipendien für Studierende und seit 2020 ein Denkmal vor der Medizinischen Fakultät.
- 2007 sprach ihn die Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland – eine im Exil entstandene Teilkirche – als Neumärtyrer „Alexander von München“ heilig. 2012 fand die Feier in München statt, später übernahm auch die Russisch-Orthodoxe Kirche in Moskau die Heiligsprechung. Sein Gedenktag ist der 13. Juli, dargestellt wird er meist mit einer weißen Rose und der Armbinde eines Sanitäters.
- Richard Hanser: Deutschland zuliebe. Leben und Sterben der Geschwister Scholl. Die Geschichte der Weißen Rose. München 1982.
- Christiane Moll (Hrsg.): Alexander Schmorell – Christoph Probst. Gesammelte Briefe. Berlin 2011.
- Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Themenkatalog 15. „Die Weiße Rose“. Berlin 2018, 2. Aufl.
- Alexander Schmorell und die Weiße Rose … Gespräch mit Markus Schmorell- aufgenommen während des Zeitzeugen-Dialogs beim Hermann-Langbein-Symposium 2022 in Linz. YouTube akdialog, 02.05.2022.
- Die Erinnerung an die Weiße Rose wachhalten: Gespräch mit dem Neffen von Alexander Schmorell. BR24. YouTube, 13.01.2024.
- Die Weiße Rose. Spielfilm. Regie: Michael Verhoeven. Deutschland 1982.
- Heiligsprechung von Alexander Schmorell mk-online, 2012. YouTube.
Abschiedsbrief von Alexander Schmorell an seine Eltern – Auszug
München-Stadelheim 13. Juli 1943
Mein lieber Vater und Mutter! Nun hat es doch nicht anders sein sollen und nach dem Willen Gottes soll ich heute mein irdisches Leben abschließen, um in ein anderes einzugehen, das niemals enden wird und in dem wir uns alle wieder treffen werden. Dies Wiedersehen sei Euer Trost und Eure Hoffnung. Für Euch ist dieser Schlag leider schwerer als für mich, denn ich gehe hinüber in dem Bewusstsein, meiner tiefen Überzeugung und der Wahrheit gedient zu haben. Dies alles lässt mich mit ruhigem Gewissen der nahen Todesstunde entgegensehen.
… Denkt an die Millionen von jungen Menschen, die draußen im Felde ihr Leben lassen – ihr Los ist auch das Meinige. … In wenigen Stunden werde ich im besseren Leben sein, bei meiner Mutter und ich werde Euch nicht vergessen, werde bei Gott um Trost und Ruhe für Euch bitten. Und werde auf Euch warten! Eins vor allem lege ich Euch ans Herz: Vergesst Gott nicht!!! Euer Schurik
Mit mir geht Prof. Huber, von dem ich Euch herzlich grüßen soll!
Quelle: Robert M. Zoske: Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose. Eine Biografie. Epilog, S. 228 f. München 2021.
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH
60386 Frankfurt