Kaspar
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Er tat es einfach.
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Otto Kaspar tritt 1919 in den Polizeidienst ein. Nach seiner Ausbildung zum Polizeioberwachtmeister wechselt er zur Jahreswende 1921/22 zur Frankfurter Schutzpolizei. Im September 1923 heiratet er, gründet eine kleine Familie und wird im November zum Polizeihauptwachmeister befördert. Infolge eines schweren Dienstunfalls 1929 ist Otto Kaspar nur noch „innendienstverwendungsfähig“. Im Juni 1933 wird er als Wachhabender und Meldeschreiber ins 4. Polizeirevier versetzt, zu der auch die Kaiserhofstraße 12 gehört, in der die jüdische Familie Senger wohnt.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war die Polizei angewiesen, eine sogenannte „Judenlisten“ anhand der Einwohnermeldekartei zu erstellen. Otto Kaspar, der als Meldeschreiber dafür zuständig ist, nimmt die Familie Senger einfach nicht in die Liste auf. Als 1935 die Nürnberger Gesetze in Kraft treten, entfernt er die alte Meldekarte und legt eine neue an – ohne Angabe ihrer Religionszugehörigkeit. Während einer Essensausgabe der jüdischen Fürsorge gerät Jakob Senger 1937 in eine Kontrolle der SA. Sein Ausweis wird eingezogen und zur Überprüfung an das 4. Revier geschickt. Zufällig landet er auf Kaspars Schreibtisch, der die Überprüfung einstellt und den Pass persönlich zurück bringt.
In seinem autobiografischen Roman „Kaiserhofstraße 12“ hat der Schriftsteller Valentin Senger, Polizeimeister Kaspar ein literarisches Denkmal gesetzt. Ein Mann, den sie kaum kannten, mit dem sie keine Freundschaft verband und der ihnen half. Warum er das tat? „Er tat es einfach“, schreibt Senger. Ebenso selbstverständlich rettete Otto Kaspar während der Bombardierung Frankfurts am 22. März 1944 als Mitglied des Sicherheits- und Hilfsdienstes rund fünfzig Menschen aus einem brennenden Haus.
Nach Kriegsende gerät Kaspar kurzzeitig in amerikanische Gefangenschaft. Da er keiner NS-Organisation angehörte, darf er am 1. Oktober 1945 in den Polizeidienst zurückkehren – auf sein früheres Revier in der Hochstraße 17. Dort wirkt er am Aufbau einer demokratischen Ordnung mit. Aus gesundheitlichen Gründen tritt Otto Kaspar am 30. September 1953 vorzeitig in den Ruhestand. Er stirbt am 14. März 1965 und findet auf dem Bornheimer Friedhof in Frankfurt am Main seine letzte Ruhe – begleitet von einer Ehrenabordnung der Frankfurter Schutzpolizei.
Quellen:
Valentin Senger: Kaiserhofstraße 12, S. 88 -95. Frankfurt am Main 2010.
Thomas Bauer: Otto Kaspar, Institut für Stadtgeschichte ∙ Polizeimeister Otto Kaspar, 18.01.2021 ∙ Polizeipräsidium Frankfurt am Main.
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