Coppi Hilde
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Ein Widerstandsnetzwerk, das sich selbst nie so nannte.
Du wirst dir denken können, dass ich keine schönen Stunden hinter mir habe. Ein Glück, dass das kleine Hänschen noch bei mir ist, in seinem Interesse muss ich mich sehr zusammennehmen. Ach, Mama, der Gedanke an die Trennung von meinem Kinde will mich fast verzweifeln lassen. Ich glaube für eine Mutter kann es keine größere Strafe geben, als sie von ihrem Kind zu trennen.
Hilde Coppi in einem Brief an ihre Mutter nach Verkündung des Todesurteils im Januar 1943.
Du wirst dir denken können, dass ich keine schönen Stunden hinter mir habe. Ein Glück, dass das kleine Hänschen noch bei mir ist, in seinem Interesse muss ich mich sehr zusammennehmen. Ach, Mama, der Gedanke an die Trennung von meinem Kinde will mich fast verzweifeln lassen. Ich glaube für eine Mutter kann es keine größere Strafe geben, als sie von ihrem Kind zu trennen.
Hilde Rake wächst in Berlin-Mitte auf. Ihre Mutter hat einen kleinen Laden für Lederwaren. Nach dem Besuch eines Lyzeums und einer höheren Handelsschule arbeitet sie in den dreißiger Jahren als Sprechstundenhilfe und seit 1939 als Sachbearbeiterin bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte. Während des Besuchs der Volkshochschule freundet sie sich 1933 mit kommunistischen Jugendlichen an. Ihr jüdischer Freund Franz Karma muss 1939 nach Skandinavien emigrieren. Im Juni 1941 heiratet sie Hans Coppi, mit dem sie seit 1939 eng befreundet ist.
Sie unterstützt dessen Widerstandsaktivitäten und beteiligt sich an der Zettelklebeaktion gegen die antisowjetische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten. Mehrfach informiert sie Angehörige von deutschen Kriegsgefangenen über deren Lebenszeichen, die der Moskauer Rundfunk ausstrahlt. Am 12. September nimmt die Gestapo Hans und Hilde Coppi sowie ihre Mutter, ihre Schwiegereltern und ihren Schwager fest.
Ende November 1942 wird ihr Sohn Hans im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße geboren. Das Reichskriegsgericht verurteilt Hilde Coppi am 20. Januar 1943 zum Tode. Nachdem Hitler ein Gnadengesuch im Juli 1943 ablehnt, wird sie am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
In Berlin-Tegel erinnern Stolpersteine vor der Kleingartenanlage „Am Waldessaum“, Seidelstraße 23, an Hans und Hilde Coppi. Eine Gedenktafel für das Ehepaar befindet sich ebenfalls im Kleingartenverein, 5. Weg, Nr. 107, und wurde am 12. September 1954 angebracht.
In Berlin tragen ein Gymnasium und eine Straße ihren Namen. In Leipzig-Gohlis erinnern zudem die Coppistraße, der Coppi-Platz und die Coppi-Lichtspiele an das Paar.
Weitere Erinnerungsorte sind der Hilde-Coppi-Weg in Oranienburg-Lehnitz, ein Hort in Freiberg, ein Kinderheim in Brandenburg an der Havel und eine Jugendherberge in Jonsdorf.
Am 6. Oktober 1969 wurde Hilde Coppi postum mit dem Orden des Vaterländischen Krieges II. Klasse durch das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR ausgezeichnet.
Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Johannes Tuchel: „… wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.“ Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle. Berlin 2022.
Claudia von Gélieu: Frauen in Haft – Gefängnis Barnimstraße. Berlin 1994.
Johannes Tuchel: Motive und Grundüberzeugungen des Widerstandes der Harnack/Schulze-Boysen-Organisation – Zum Denken und Handeln von Liane Berkowitz. In: Kurt Schilde (Hrsg.): Eva-Maria Buch und die „Rote Kapelle“.
Erinnerungen an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
überarbeitete Auflage, S. 93 ff. Berlin 1993.
Elfriede Brüning: Damit Du weiterlebst. Stuttgart 1992.
In Liebe, Eure Hilde. Spielfilm. Regie: Andreas Dresen. Deutschland 2024.
Podcast Rote Kapelle. Auf einem Spaziergang durch Berlin erfahren Sie die Geschichte der legendären Widerstandsgruppe. Ein Projekt von Stefan Roloff, produziert von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und When 6 is 9 Productions GmbH. Deutsch, Englisch und Spanisch.
Brief von Hans Coppi an Hilde
30. Oktober 1942– Auszug
Mein liebe Hilde!
„Haben wir doch vor einem Jahr unsere schöne Skiwanderung in die
Charlottenbrunner Berge gemacht. Im dicken Nebel am Hornschloss! Ja, Hildchen,
jetzt erinnere ich mich wieder ganz genau. Auch wie Du mich am Sonnabend früh
aus dem Zug rausholtest beim herrlichsten Sonnenschein und Pulverschnee. Ich bin
gespannt, ob der Film sich noch entwickeln lässt. Mama brachte mir am Mittwoch
drei Stiefmütterchen mit. Ein dunkelrotes und zwei rote mit gelbem Gesicht. Du hast
sie ja immer so fleißig gegossen, ganz große Blüten und duften tun sie. Ich habe
eines für Dich gepresst. (…) Ich lege es mit hinein, vielleicht bekommst Du es.“
Quelle des Briefauszugs: Christine Werner: Auch sie waren Widerstandskämpfer – Hans Coppi erinnert an seine Eltern. Redaktion: Nadja Odeh. Regie: Günter Maurer. SWR2 Leben – Produktion SWR 2019.
Auszug von Brief von Hans Coppi an Hilde
09. Dezember 1942
„Meine liebe Hilde!
Nun habe ich ja gestern unseren Jungen gesehen und angestaunt. Es war gut, dass
ich ihn wenigstens berührte, sonst glaubte ich heute, es war ein schöner Traum.
Ganz bin ich noch gar nicht wieder hier in meiner Zelle, vieles, was ich gestern sah,
kommt mir erst jetzt ins Bewusstsein. Denn ich habe nicht nur den neuen
Erdenbürger gesehen, sondern auch seine Mutter. Ja, mein Hildchen, Dich von einer
ganz neuen Seite. Ein Teil von all dem Glück, der Liebe und der Sorge um unseren
Jungen, das ich in dieser Stunde bei Dir sah, nahm ich mit. Genug, um mich für
lange Zeit froh zu machen. (…)“.
Quelle des Briefauszugs: Christine Werner: Auch sie waren Widerstandskämpfer – Hans Coppi erinnert an seine Eltern. Redaktion: Nadja Odeh. Regie: Günter Maurer. SWR2 Leben – Produktion SWR 2019.
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