Poelchau Dorothee
Hoffnungsträger
–
PORTRAIT

- zum Standort navigieren
Kennwort Tegel. Seelsorger im Widerstand.
–
·
Da ist an erster Stelle meine Frau, die nie bremste oder warnte, sondern voll dahinterstand und im Stillen viel für alle tat, die als Angehörige von Gefangenen oder als Verfolgte ins Haus kamen.
Harald Poelchau über seine Frau Dorothee Poelchau, 1963
Da ist an erster Stelle meine Frau, die nie bremste oder warnte, sondern voll dahinterstand und im Stillen viel für alle tat, die als Angehörige von Gefangenen oder als Verfolgte ins Haus kamen.
Dorothee Ziegele wird 1902 als zweite Tochter des Pfarrers Paul Eugen Ziegele und seiner Frau Berta in Steinkirchen geboren. Sie erfährt Prägungen durch die Jugendbewegung. Im Wintersemester 1921/22 beginnt sie in Leipzig das Studium der Germanistik. Gleichzeitig macht sie eine Ausbildung an der dortigen Bibliotheksschule, wo sie 1923 den Abschluss für den mittleren Bibliotheksdienst ablegt. 1923 wird sie an der Universitätsbibliothek Tübingen fest angestellt. In dieser Zeit lernen sich Dorothee Ziegele und Harald Poelchau kennen. 1926 nimmt sie eine Stelle in der Bibliothek des Statistischen Reichsamts in Berlin an. Die Heirat von Dorothee und Harald Poelchau findet am 12. April 1928 in Herrenberg/Württemberg statt. Genauso wie ihr Mann ist sie von Beginn an gegen das NS-Regime eingestellt. 1938 wird ihr gemeinsamer Sohn Harald Stephan jun. geboren. Dorothee Poelchau ist in die heimliche Hilfe ihres Mannes, die er für untergetauchte Juden und die Angehörigen politischer Häftlinge leistet, aktiv eingebunden. Sie besorgt Lebensmittel und betreut die Verfolgten, die in der eigenen Wohnung aufgenommen werden. Zudem stellt sie verschiedene Kontakte für die Unterzubringenden her. Sie bereitet Speisen zu, die ihr Mann den Gefangenen in den verschiedenen Gefängnissen zukommen lassen kann. In den letzten Kriegswochen verlässt sie mit ihrem Sohn Harald Berlin, kehrt aber im Frühjahr 1946 wieder nach Berlin zurück.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
1971 wird Dorothee Poelchau gemeinsam mit ihrem Mann für ihre Hilfsleistungen von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.
Am 6. Oktober 1987 wurde die Begräbnisstätte von Harald und Dorothee Poelchau auf dem Friedhof Berlin-Zehlendorf in ein Ehrengrab
Am 18. September 2017 wurde an der Poelchaustraße/ Ecke Märkische Allee in Berlin-Marzahn eine Erinnerungsstele für Harald und Dorothee Poelchau eingeweiht. Am 27. April 2024 wurde an der Kirche von Chróstnik eine Gedenktafel für Harald und Dorothee Poelchau enthüllt und im Oktober 2024 ein Mural für die beiden am Haus Heckerddamm 233 in Berlin-Charlottenburg eingeweiht.
Harald Poelchau: Die Ordnung der Bedrängten. Erinnerungen des Gefängnisseelsorgers und Sozialpfarrers (1903-1972). Teetz 2004.
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH
60386 Frankfurt