Douwes Arnold
Hoffnungsträger
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PORTRAIT

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Ein Fall kollektiver Rettung.
Ich habe dies alles getan, weil ich keine andere Wahl hatte.
Arnold Douwes
Ich habe dies alles getan, weil ich keine andere Wahl hatte.
Arnold Douwes hatte von Jugend an einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und wenig Respekt vor Autoritäten. Mehrfach von Schulen verwiesen, reiste er einige Jahre durch Nordamerika und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Er kämpfte gegen Rassendiskriminierung, trat der Kommunistischen Partei bei und wurde ausgewiesen. Zurück in den Niederlanden machte er in Boskoop eine Ausbildung zum Gärtner.
Mit Beginn der deutschen Besatzung engagierte sich Arnold Douwes gegen die nationalsozialistische Herrschaft. Als die Gestapo ihn wegen der Verbreitung illegaler Flugblätter verfolgte, floh er 1942 nach Nieuwlande und tauchte auf dem Hof von Johannes Post unter. Dort arbeitete er als Gärtner und schloss sich bald Posts Widerstandsgruppe an.
Gemeinsam bauten sie eines der größten Verstecknetzwerke der Niederlande auf: Fast jede Familie im Dorf nahm jüdische Flüchtlinge bei sich auf. Arnold Douwes koordinierte die Rettungsaktionen – er holte Verfolgte aus Amsterdam oder von abgelegenen Bahnhöfen ab, organisierte falsche Papiere, beschaffte Lebensmittel und fand sichere Unterkünfte.
Für die beiden jüdischen Jungen Herman und Peter richtete er beispielsweise ein Versteck in einem großen Raum unter dem Fußboden der Kirche ein, in dem sie ein halbes Jahr lang verborgen lebten. Nur Douwes selbst und der Küster, der die beiden mit Essen und Wasser versorgte, wussten von diesem geheimen Versteck. In dem Raum fälschten Herman und Peter Ausweispapiere, die für Untergetauchte und Widerstandskämpfer lebenswichtig waren.
Bei drohenden Razzien brachte Douwes die Flüchtlinge auf seinem Fahrrad in neue Verstecke.
Als Johannes Post 1943 untertauchen musste, übernahm Arnold Douwes die Leitung des Verstecknetzwerks. Mit dem jüdischen Widerstandskämpfer Max Léons, der sich auch im Dorf versteckt hielt, weitete er es auf die umliegenden Dörfer in Drenthe aus.
Sein Tagebuch zeigt, unter welch enormem Druck Arnold Douwes stand: 16 Monate lang war er täglich im Einsatz – bei Wind und Wetter fuhr er mit dem Fahrrad von Hof zu Hof, immer auf der Suche nach sicheren Verstecken. Wie schwierig es zum Teil war, Menschen zur Hilfe zu bewegen, beschreibt er in einem Tagebuchauszug:
„In Nieuwlande und Umgebung kursieren viele falsche Gerüchte, die die Menschen einschüchtern sollen. Der Widerstand, dem wir begegnen, ist groß – vor allem von denen, die sich weigern, Verfolgte aufzunehmen. Täglich hören wir Ausflüchte, die keinen Sinn ergeben: zu wenig Platz, keine Versteckmöglichkeit, redselige Kinder oder Bedienstete, die Hausfrau hat Herzprobleme, das Haus liegt ungünstig – mal zu nah an der Straße, mal zu abgelegen. Manche sagen, sie haben keine Kinder, andere, sie haben zu viele. Am Ende bedeuten all diese Vorwände nur eines: ‚Ich will nicht helfen. Ich fürchte um mein Eigentum und meine Freiheit.“
Die Gestapo fahndete nach Douwes. Um nicht erkannt zu werden, änderte er mehrfach sein Aussehen. Dennoch wurde er am 19. Oktober 1944 verhaftet. Am 11. Dezember, dem Tag seiner geplanten Hinrichtung, befreiten ihn seine Mitstreiter in einem gewagten Coup aus dem Gefängnis.
Nach Kriegsende heiratete Arnold Douwes eine Frau, die er während der Zeit des Widerstands kennengelernt hatte, und zog mit ihr nach Südafrika. Das Paar bekam drei Töchter und ließ sich 1956 in Israel nieder. In den 1980er-Jahren kehrte Douwes offensichtlich ohne seine Familien in die Niederlande zurück.
Quelle: Yad Vashem Collections; Museum de Duikelaar
Am 25. März 1965 wurde Arnold Douwes von Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.
Bob Moore, Johannes Houwink ten Cate (Hrsg.): Arnold Douwes: The Secret Diary of Arnold Douwes. Rescue in the Occupied Netherlands, 2019. In englischer Sprache.
Douwes schrieb ab 1943 Tagebuch: Er bewahrte seine Eintragungen in unzähligen Marmeladengläsern auf und vergrub sie nach und nach im Garten seines Verstecks in Nieuwlande.
United States Holocaust Memorial Museum: Oral history interview with Arnold Douwes and Seine Otten, 17. Juli 1988. Siehe Oral History-Katalog des Museums. In englischer Sprache.
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