Edelweißpiraten
Hoffnungsträger
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Wo dieses Blümchen blühte – da war Widerstand.
Personen:
Jean Jülich
Gertrud Koch
Bartholomäus Schink
Günter Schwarz
Edelweißpiraten - so haben sie sich genannt.
Wo dieses Blümchen blühte – da war Widerstand.
Das haben die Faschisten ganz genau erkannt.
Doch das wird in kaum einem Schulbuch heute genannt.Rolli Brings - Edelweißpiratenballade
Edelweißpiraten - so haben sie sich genannt.
Wo dieses Blümchen blühte – da war Widerstand.
Das haben die Faschisten ganz genau erkannt.
Doch das wird in kaum einem Schulbuch heute genannt.
So nannten sie sich selbst: Edelweißpiraten. In einer Zeit, in der Gehorsam, Gleichschritt und Kontrolle das Leben junger Menschen bestimmten, entschieden sich einige Jugendliche, nicht mitzumachen. Nicht in der Schule, nicht auf der Straße – und erst recht nicht in der Hitlerjugend.
Stattdessen trafen sie sich heimlich in Wäldern, Hinterhöfen und auf Bahndämmen. Sie hörten verbotene Musik, trugen lange Haare, sprachen ihre eigene Sprache – und das Edelweiß an ihrer Kleidung war ihr stilles Zeichen des Widerstands.
Was zunächst wie jugendlicher Protest aussah, wurde bald mehr. Denn das NS-Regime sah in ihnen eine Bedrohung. Die Gestapo begann, Gruppen in Köln, Düsseldorf und anderen Städten systematisch zu überwachen. Es folgten Verhöre, Haft, Einschüchterung – doch der Widerstand hörte nicht auf. Im Gegenteil: Je härter die Repression, desto konsequenter handelten einige der Jugendlichen.
Sie versteckten Zwangsarbeiter, verbreiteten regimekritische Flugblätter und verübten Sabotageakte. Besonders in Köln-Ehrenfeld bildete sich 1944 eine Gruppe, die offen bewaffneten Widerstand leistete. Unter Lebensgefahr versorgten sie jüdische Verfolgte mit Lebensmitteln und Schutz.
Für das Regime war das zu viel. Im November 1944 ließ die Gestapo 13 Mitglieder der Gruppe öffentlich hinrichten – unter ihnen der gerade 16-jährige Barthel Schink. An den Bahnbögen in der Kölner Schönsteinstraße erinnert heute eine Gedenktafel an diese mutigen Jugendlichen.
Kein Mythos – gelebter Widerstand
Die Edelweißpiraten waren keine zentrale Organisation, sondern ein loses Netzwerk junger Menschen mit einem klaren Ziel: Freiheit. Ursprünglich nicht politisch motiviert, führte die wachsende Repression zur Politisierung ihres Handelns. Anders als etwa die Weiße Rose, die vor allem durch Flugblätter wirkte, setzten sie auf spontane, direkte Formen des Widerstands.
Was sie verband, war der Wille, sich nicht zu unterwerfen. Und der Mut, trotz drohender Strafen für ihre Überzeugungen einzustehen.
Späte Anerkennung
Jahrzehntelang galten die Edelweißpiraten vielen als „kriminelle Störenfriede“. Erst auf öffentlichen Druck hin – unter anderem durch Gertrud „Mucki“ Koch, selbst Edelweißpiratin – wurden sie 2005 offiziell rehabilitiert und als Widerstandskämpfer anerkannt. Die Straße, in der die Hinrichtungen stattfanden, wurde zur Schinkstraße umbenannt.
Jean Jülich, Michael Jovy und Barthel Schink wurden posthum von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt – für die Rettung jüdischer Menschen im zerstörten Köln-Ehrenfeld.
Erinnerung heute
Die Geschichte der Edelweißpiraten lebt weiter – in Musik, Literatur und Film. Das Edelweißpiratenfestival im Kölner Friedenspark, zahlreiche Biografien und Dokumentationen halten ihr Vermächtnis lebendig.
Ihr Beispiel zeigt: Widerstand ist möglich – selbst unter größtem Druck. Und manchmal beginnt er mit nichts weiter als einem kleinen Edelweiß.
Jean Jülich, Michael Jovy sowie posthum Barthel Schink, Mitglieder der Kölner Edelweiß-Gruppe, wurden 1984 von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt, weil die Gruppe in den Trümmern Ehrenfelds Juden versteckt und mit Lebensmitteln versorgt und damit gerettet hatte.
In Köln-Ehrenfeld erinnert seit dem 9. November 2003 eine Gedenktafel an die im November 1944 hingerichteten Edelweißpiraten. Die Tafel ist an den Bögen der Bahnunterführung in der Schönsteinstraße, Nähe Venloer Straße, angebracht.
Die Edelweißpiratin Gertrud „Mucki“ Koch drängte jahrzehntelang die deutsche Regierung, die Tapferkeit der Piraten anzuerkennen, 2005 wurden sie schließlich „politisch rehabilitiert“ und offiziell als Widerstandskämpfer und Helden geehrt. Die Straße, in der die öffentlichen Hinrichtungen stattfanden, wurde Schinkstraße genannt, nach Berthel Schink der mit 16 Jahren dort sein Leben verlor.
Jugendromane
Frank Maria Reifenberg: Wo die Freiheit wächst – Briefroman zum Widerstand der Edelweißpiraten. München 2019.
Elisabeth Zöller: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife. Ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten. München 2013.
Dirk Reinhardt: Edelweißpiraten. Jugendroman. Berlin 2012.
Biografisches
Gertrud Koch, Regina Carstensen: Edelweiß. Meine Jugend als Widerstandskämpferin. Hamburg 2006.
Jean Jülich: Kohldampf, Knast und Kamelle. Ein Edelweißpirat erzählt sein Leben. Köln 2003.
Kurt Piehl: Geschichte eines Edelweißpiraten. Frankfurt am Main 1988.
Fritz Theilen: Edelweißpiraten. Frankfurt am Main 1984.
Edelweißpiraten – Teenager gegen Hitler. Dokumentarfilm. Regie: Georg Wellmann, Ingolf Gritschneder, 2022. ARD History. – ARD-Mediathek.
Die Edelweißpiraten – Jugend-Opposition im Dritten Reich. Dokumentation, 2017. YouTube.
Seit Juni 2005 findet im Kölner Friedenspark jährlich das Edelweißpiratenfestival
Edelweißpiraten. Kinofilm. Regie: Niko von Glasow, 2004. YouTube.
Nachforschungen über die Edelweißpiraten. Dokumentarfilm. Regie: Dietrich Schubert, Deutschland 1980.
Ballade vom Edelweißpiraten Nevada Kid von Franz Josef Degenhardt.
Edelweißpiraten von Lilienthal von Hans-Jörg Maucksch/ Herwig Steymans.
Edelweißpirate von den Bläck Fööss/ Rolly Brings
Edelweißpiraten sind treu von dem Rapper Chaoze One Lotta C.
Der Turm (Edelweißpiraten) von Joachim Witt.
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