Poelchau Harald
Hoffnungsträger
–
PORTRAIT

- zum Standort navigieren
Kennwort Tegel. Seelsorger im Widerstand.
–
·
Poelchau war der ungewöhnlichste Mensch, den ich in der Nazizeit kennenlernte. Ein Mann, der half, Juden und politisch Verfolgte am Leben zu erhalten. Einer, der unter größter eigener Gefahr Kontakte zwischen Verurteilten und ihren Angehörigen aufrechterhielt … Einer, der ausstrahlte, was ihn selbst durchhalten ließ: den Glauben an das Gute im Menschen.
Karin Friedrich
Poelchau war der ungewöhnlichste Mensch, den ich in der Nazizeit kennenlernte. Ein Mann, der half, Juden und politisch Verfolgte am Leben zu erhalten. Einer, der unter größter eigener Gefahr Kontakte zwischen Verurteilten und ihren Angehörigen aufrechterhielt … Einer, der ausstrahlte, was ihn selbst durchhalten ließ: den Glauben an das Gute im Menschen.
Als Sohn eines Potsdamer Pfarrers geboren wächst Harald Poelchau in Schlesien auf, studiert ab 1922 an der Kirchlichen Hochschule in Bethel Theologie und anschließend Wohlfahrtspflege an der Berliner Hochschule für Politik. Nach einer zweijährigen Tätigkeit als Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfe promoviert er 1931 bei Paul Tillich, dem führenden Vertreter des Religiösen Sozialismus. Ende 1932 bewirbt sich Poelchau in Berlin um eine Stelle als Gefängnispfarrer und wird im April 1933 der erste vom NS-Regime eingesetzte Geistliche in einer Strafanstalt. Als Justizbeamter wird er bald zum wichtigen Beistand für die Opfer der nationalsozialistischen Gewalt und begleitet Hunderte zum Tode Verurteilte zur Hinrichtung. Seit 1941 gehört er zum Kreis um Helmuth James Graf von Moltke und nimmt an der ersten Kreisauer Haupttagung teil. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 kann er den Angehörigen vieler am Umsturzversuch Beteiligter letzte Nachrichten und Briefe übermitteln. Ohne später von der Gestapo ermittelt zu werden, .erlebt Harald Poelchau das Kriegsende.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Am 30. November 1971 wurden Harald und Dorothee Poelchau von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
1973 eröffnete die nach ihm benannte Poelchau-Oberschule in Berlin-Charlottenburg-Nord. 1987 wurde seine Grabstätte auf dem Friedhof Zehlendorf zum Ehrengrab des Landes Berlin erklärt.
Eine Berliner Gedenktafel erinnert seit 1988 an seinem ehemaligen Wohnhaus in der Afrikanischen Straße in Berlin-Wedding an ihn.
1992 erhielt die Karl-Maron-Straße in Berlin-Marzahn den Namen Poelchaustraße, ebenso der dortige S-Bahnhof. Im selben Jahr wurde der Asteroid (10348) Poelchau nach ihm benannt.
2007 wurde ihm postum die Dr.-Rainer-Hildebrandt-Medaille verliehen.
2017 folgte eine Erinnerungsstele an der Ecke Poelchaustraße/Märkische Allee, 2018 ein Denkmal in der Justizvollzugsanstalt Tegel.
Am 27. April 2024 wurde an der Kirche von Chróstnik eine Gedenktafel für Harald und Dorothee Poelchau enthüllt und im Oktober 2024 das Mural für die beiden am Haus Heckerddamm 233 in Berlin-Charlottenburg eingeweiht.
Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Der Kreisauer Kreis. Themenkatalog 12. Aufl., Berlin 2018, S. 33.
Harald Poelchau: Die Ordnung der Bedrängten. Autobiographisches und Zeitgeschichtliches seit den 20er Jahren. Berlin 1963.
Anna Panknin: „Die Heiligen sind wir“. Harald Poelchau, Gefängnispfarrer in Tegel und Plötzensee 1933 -1945. Podcast-Feature. Regie: Thomas Wolfertz. Produktion: Deutschlandfunk 2004.
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH
60386 Frankfurt