Hoffnungsträger

Karl Laabs
30. Jan. 1896

·

4. März 1979

Steckbrief

Mein Handeln in diesen gefährlichen Jahren war selbstverständlich.

Karl Laabs wird in Hannoversch-Münden als ältester Sohn eines Lokomotivführers geboren. Nach der Mittleren Reife erlernt er das Maurer- und Steinmetzhandwerk und schließt sich der Wandervogelbewegung an.
30. Jan. 1896

·

4. März 1979
Hannoversch-Münden

·

Reinhardshagen

Karl Laabs wird in Hannoversch-Münden als ältester Sohn eines Lokomotivführers geboren. Nach der Mittleren Reife erlernt er das Maurer- und Steinmetzhandwerk und schließt sich der Wandervogelbewegung an. Von 1914 bis 1918 ist er Soldat im Ersten Weltkrieg. Danach besucht Laabs in Kassel die Baugewerksschule und schließt diese mit der Baumeisterprüfung ab. 1924 heiratet er die Lehrerin Emma Rode, mit der er drei Kinder bekommt. Sein Engagement im „Wandervogel“ setzt er in den Zwanzigerjahren fort. In dieser Zeit schreibt er auch hin und wieder für die rechtskonservative Presse. Nach der Trennung von seiner Ehefrau 1930 zieht er nach Frankfurt am Main, wo er mit einem Stipendium der SPD bis 1933 Volkswirtschaft und Sozialwissenschaften studiert. Sein Berufsziel Gewerbelehrer wird ihm wegen seiner demokratischen Gesinnung und eines Anti-Hitler-Tafelanschriebs in der Universität verwehrt.

1934 heiratet Laabs Auguste Wallbach, die er aus dem „Wandervogel“ kennt. Inzwischen leitet er das Bauamt in Hannoversch-Münden. Als leidenschaftlicher Sportflieger erteilt er auf dem Segelsportplatz Lutterberg Flugunterricht. Weil Laabs als politisch unzuverlässig gilt, wird er Ende 1935 als Bauamtsleiter und Fluglehrer entlassen. Er arbeitet nun als selbstständiger Architekt.

1941 wird Laabs im Alter von 45 Jahren als Kreisbaurat im Landratsamt Krenau (Chrzanów) in der Nähe der Kleinstadt Auschwitz dienstverpflichtet. Seine Frau folgt ihm mit den inzwischen vier Kindern. Er erlebt dort hautnah die Verfolgung der Juden. Bald gewinnt Laabs Einblick in das Vorgehen der örtlichen Gestapo, die den Arbeitseinsatz und die Deportationen von Juden ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz(-Birkenau) organisiert. Um zumindest einige Menschen retten zu können, erwirbt er ein großes Grundstück (Auschwitzer Straße 36b) für einen landwirtschaftlichen Betrieb. Er fordert jüdische Arbeitskräfte an und versieht sie mit Arbeitsausweisen, wodurch sie vor der unmittelbaren Vernichtung geschützt sind. Wenn „Aussiedlungen“ (Transporte in Vernichtungslager) drohen, bietet er sein Grundstück auch anderen Juden als Versteck an. Er lässt Fluchtwege und geheime Zugänge anlegen und zwischen den Gebäuden Bohlen verlegen, um Fußspuren zu vermeiden. Vielen besorgt er Essen, Geld und Kleidung, ehe sie flüchten.

Im Februar 1943 gibt Laabs vor, etwa hundert Juden nach Auschwitz zu geleiten. Er tritt dabei in seiner Fliegeruniform auf. Doch schickt er die beiden Lastwagen mit den Menschen nach Mislowitz – die Fahrer sind bestochen, ein anderer Offizier ist eingeweiht.

Am 15. Januar 1945 flüchtet Laabs mit seiner Familie vor der Roten Armee und erlebt das Kriegsende in Nordhessen. Nach einem langwierigen Entnazifizierungsverfahren wird er 1949 in die Gruppe der Entlasteten eingestuft. Danach ist er bis 1951 Prokurist bei einem Wohnungsbauunternehmen in Kassel und bis 1960 Stadtbaurat in Frankfurt am Main.

Seit 1971 bemüht sich Laabs um Anerkennung seiner humanitären Aktionen. Am 11.9.1972 erhält er das Bundesverdienstkreuz, am 30.11.1980 postum die Anerkennung als „Gerechter unter den Vökern“ durch Yad Vashem. Er stirbt 1979.

© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gmbH

Carl-Benz-Straße 35
60386 Frankfurt

Kontaktieren
sie uns

info@kultur-goldman.de
069 00000000