Hoffnungsträger

Rezsö Kasztner

PORTRAIT

Undank ist der Welten Lohn.

Rezsö Kasztner ist Jurist und spricht fünf Sprachen fließend. Bereits während seines Studiums engagiert er sich aktiv in der zionistischen Bewegung. 1940 zieht er nach Budapest, wo er drei Jahre später zum Vizepräsidenten des „Komitees für Hilfe und Rettung“ gewählt wird – einer jüdischen Organisation mit Verbindungen zu Rettungsnetzwerken in der Slowakei, in Polen und im britischen Mandatsgebiet Palästina.

Jemand musste etwas tun, um Menschen zu retten. Niemand tat etwas. Da war ich halt der, der es gemacht hat. Ich war ein Held umständehalber.

Jemand musste etwas tun, um Menschen zu retten. Niemand tat etwas. Da war ich halt der, der es gemacht hat. Ich war ein Held umständehalber.

Rezsö Kasztner ist Jurist und spricht fünf Sprachen fließend. Bereits während seines Studiums engagiert er sich aktiv in der zionistischen Bewegung. 1940 zieht er nach Budapest, wo er drei Jahre später zum Vizepräsidenten des „Komitees für Hilfe und Rettung“ gewählt wird – einer jüdischen Organisation mit Verbindungen zu Rettungsnetzwerken in der Slowakei, in Polen und im britischen Mandatsgebiet Palästina.

Als die Wehrmacht am 19. März 1944 Ungarn besetzt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Innerhalb weniger Wochen lässt Adolf Eichmann 438.000 ungarische Juden nach Auschwitz deportieren. Kasztner und sein Komitee versuchen das Unmögliche: Sie nehmen Verhandlungen mit Eichmann auf, um Menschenleben zu retten. Tatsächlich kommt es nach zähen Gesprächen zu einer Vereinbarung. Gegen Zahlung von 1.000 Dollar pro Person erlaubt Eichmann die Ausreise von knapp 1.700. Das Komitee stellt eine Namensliste zusammen und sammelt Geld – unterstützt von Privatpersonen und der Schweizer Jewish Agency.

Ende Juni 1944 verlässt ein Zug mit 1.684 Menschen Budapest. Doch statt in die Schweiz fährt er ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Dort bleibt die Gruppe wochenlang interniert. Viele leiden unter Hunger, Krankheit und Ungewissheit – einige überleben die Haft nicht. Erst im August dürfen die ersten 318 Menschen in die Schweiz ausreisen, die übrigen folgen am 07. Dezember 1944. Mit dieser waghalsigen Aktion rettet Kasztner 1.669 Menschen aus den Händen der Nazis.

1947 wandert er mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter nach Palästina aus und übernimmt einen Posten bei der Regierung. Doch seine Vergangenheit holt ihn ein. 1952 wird er öffentlich beschuldigt, mit den Nationalsozialisten kollaboriert zu haben – insbesondere wegen seiner Kontakte zu Adolf Eichmann und einer Entlastungsaussage zugunsten des SS-Offiziers Kurt Becher nach 1945. Zudem wirft man ihm vor, sich als Verantwortlicher des „Kasztner-Zugs“ der Bestechlichkeit und Vorteilsnahme strafbar gemacht zu haben. Die Anschuldigungen treffen ihn schwer – politisch wie persönlich.

In einem spektakulären Verleumdungsprozess spricht ihn das Bezirksgericht wegen krimineller Kollaboration am 22. Juni 1955 schuldig. Der Richter erklärt: Kasztner habe „seine Seele an den Teufel verkauft“. Er verliert sein Ansehen und seinen Regierungsposten.

Am 3. März 1957 wird Kasztner vor seiner Wohnung in Tel Aviv von einem jüdischen Extremisten angeschossen. Zwölf Tage später erliegt er seinen Verletzungen. Die Täter werden zu lebenslanger Haft verurteilt – und wenige Jahre später begnadigt.

Seine Rehabilitation erlebt Kasztner nicht mehr. Erst im Januar 1958 spricht das oberste Gericht ihn von der Kollaboration und von fast allen anderen Anklagepunkten frei.

„Rezsö Kasztner steht beispielhaft für die Unmöglichkeit, sich dem absolut Bösen gegenüber moralisch absolut richtig zu verhalten – und für die Schwierigkeit, dieses Verhalten im Nachhinein gerecht zu beurteilen.“
Zitat: Stephen Tree: Der Fall Kasztner. Deutschlandfunk-Archiv 28.04.2012.

Quelle: United States Holocaust Memorial Museum: – Holocaust Encyclopedia: Rezsö Kasztner

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