Kindertransport
Hoffnungsträger
–
Bodenrelief

- zum Standort navigieren
Auf Wiedersehen, Mama! Auf Wiedersehen, Papa! Auf bald, mein Kind!
Ab Ende 1938, nach den Novemberpogromen, beginnt für tausende jüdische Kinder eine dramatische Reise: Zwischen Dezember 1938 und September 1939 verlassen rund 20.000 Kinder und Jugendliche aus Deutschland, Österreich, Teilen der Tschechoslowakei und Polen ihre Heimat – allein, ohne ihre Familien, oft noch voller Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen.
In erster Linie nimmt Großbritannien rund 10.000 Kinder auf. Voraussetzung für ihre Einreise ist, dass private Sponsoren oder Hilfsorganisationen für Unterkunft, Versorgung und Bildung bürgen. Weitere Länder wie die Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweden, die Schweiz und die USA öffnen ebenfalls ihre Grenzen für diese jungen Geflüchteten.
In Deutschland organisiert insbesondere die jüdische Wohlfahrtspflege die Transporte – in Frankfurt unter Leitung von Martha Wertheimer. Von dort, wie auch von Berlin, Wien oder Prag, starten die Kinder mit einem Koffer, einer Handtasche und zehn Reichsmark – mehr ist nicht erlaubt. Wertgegenstände sind verboten. Spielzeug, das Trost spenden könnte, bleibt zurück.
Abschied ins Ungewisse
Die Abschiede auf den Bahnhöfen sind von einer schmerzhaften Stille geprägt. Eltern versuchen, Fassung zu bewahren, wohl wissend: dies könnte der letzte Blickkontakt sein. Für viele war der Kindertransport der einzige Weg, wenigstens das Leben ihrer Kinder zu retten – ein verzweifelter Akt der Fürsorge.
Die Kinder erreichen nach langen Zug- und Schiffsreisen ein fremdes Land: neue Sprache, fremde Regeln, unbekannte Menschen. Viele sind verängstigt, unsicher, müssen sich rasch einfügen – und leben doch mit der ständigen Sorge um ihre zurückgelassenen Familien.
Nur wenige sehen ihre Eltern je wieder.
Spuren des Kindertransports
Der Kindertransport prägt Generationen: Trennung, Verlust und ein abruptes Erwachsenwerden sind Erfahrungen, die viele der geretteten Kinder nie vergessen konnten – und doch fanden sie oft ihren Weg. Viele engagierten sich später selbst für Geflüchtete oder erzählten als Zeitzeugen von ihren Erfahrungen, damit diese Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Angelika Rieber/Till Lieberz-Gross (Hrsg.): Rettet wenigstens die Kinder. Kindertransporte aus Frankfurt am Main – Lebenswege von geretteten Kindern, Frankfurt 2018.
Sylvia Asmus/Jessica Beebone (Hrsg.): Kinderemigration aus Frankfurt am Main. Geschichten der Rettung, des Verlusts und der Erinnerung, Göttingen 2021.
Helga Krohn, „Holt sie raus, bevor es zu spät ist!“. Hilfsaktionen zur Rettung jüdischer Kinder zwischen 1938 und 1940, in: Monica Kingreen (Hg.), „Nach der Kristallnacht“. Jüdisches Leben und antijüdische Politik in Frankfurt am Main 1938–1945. (Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Bd. 17), Frankfurt am Main 1999.
Helga Krohn: Vor den Nazis gerettet. Eine Hilfsaktion für Frankfurter Kinder 1939/40, Frankfurt am Main 1995.
Das Jüdische Museum in Berlin zeigt eine Sammlung von Briefen, Postkarten und Erinnerungsstücke zum Kindertransport.
Im September 2021 wurde im Frankfurter Bahnhofsviertel ein Denkmal eingeweiht, das an die Kindertransporte von 1938/39 erinnert.Das „Waisen-Karussell“ der israelischen Künstlerin Yael Bartana symbolisiert die Leerstelle, die die Kinder in Familien, Schulen und dem öffentlichen Leben hinterließen.Es ist einem alten Holzkarussell nachempfunden und trägt die Abschiedsworte: „Auf bald, mein Kind“, „Auf Wiedersehen, Mutter“, „Auf Wiedersehen, Vater“. Das Karussell lässt sich jedoch nur mit Mühe drehen, was die schwere Entscheidung der Eltern widerspiegelt, ihre Kinder in eine ungewisse Zukunft zu schicken.
Das Junge Schauspiel Frankfurt hat ein Jugendtheaterprojekt mit dem Titel „See you“ konzipiert, das am Freitag, dem 28. Januar 2022, in den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt Premiere feierte. Dabei taucht das Jugendensemble in die bewegenden Geschichten von sechs „Kindertransport-Kinder“ aus Frankfurt und schlägt zugleich den Bogen in die Gegenwart. Denn auch heute gibt es minderjährige Flüchtlinge, die allein und unbegleitet ins Ungewisse aufbrechen.
Mit dem Stück „Kindertransporte“ bringt das English Theatre in Frankfurt am Main ein bewegendes Stück speziell für Schulklassen auf die Bühne.
„Kindertransport„. US-Amerikanischer Dokumentarfilm 2010. Drehbuch und Regie: Mark Jonathan Harris. Der Film über die Kindertransporte von November 1938 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde im Jahr 2001 mit einem Oscar als „Bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet.
Heike Janssen, Benjamin Braden, Jonathan Miske: Zeitzeugen über die Kindertransporte 1938: „Ich bin nie darüber hinweggekommen“ Der Spiegel-Geschichte-Video, 14.11.2021. (Mit Peggy Parnasse).
Gabi Biesinger: 85 Jahre Kindertransporte nach Großbritannien – Eine Rettung mit Schattenseiten. SWR2 Wissen, 15.12.2023.
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gmbH
60386 Frankfurt
Kontaktieren
sie uns
069 00000000