Koch Gertrud
Hoffnungsträger
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PORTRAIT

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Störenfriede – wir brauchen sie. Sie stören den Frieden der Obrigkeit.
Wir hofften immer, dass wir wenigstens ein paar Menschen mit unseren Worten erreichten und zum Nachdenken brächten. Warum erkannten sie nicht, dass alles mit jedem Tag schlimmer wurde?
Gertrud Koch in ihrer Autobiographie, 2006
Quelle: Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1933 – 1945 - Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Wir hofften immer, dass wir wenigstens ein paar Menschen mit unseren Worten erreichten und zum Nachdenken brächten. Warum erkannten sie nicht, dass alles mit jedem Tag schlimmer wurde?
Gertrud „Mucki” Koch wird als Tochter eines Kesselschmieds und einer Apothekerin in Köln geboren. Ihr Vater ist Kommunist, wird nach 1933 häufig verhaftet und 1942 im Konzentrationslager ermordet. Die Familie ist vielfältigen Repressalien ausgeliefert. Die Mutter verliert ihre Arbeit, Mutter und Tochter müssen ihre Wohnung verlassen. Das Geld ist knapp und Gertrud muss schon als Kind zum Lebensunterhalt beitragen. Aus Geldmangel kann sie nicht die höhere Schule besuchen und macht eine Ausbildung in einem Montessori- Kindergarten. Allerdings kann sie keinen Abschluss machen, denn ihre Familie gilt als „politisch unzuverlässig”.
Vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten ist sie Mitglied der kommunistischen Roten Jungpioniere und weigert sich nach 1933, dem „Bund Deutscher Mädel“ beizutreten. Sie gründet mit Freunden aus Köln und Düsseldorf eine Gruppe, die gemeinsam wandert, musiziert und zunehmend politisch aktiv wird. Die Gruppe beginnt, Flugblätter herzustellen und zu verbreiten. Die spektakulärste Aktion ist der Abwurf von Flugblättern aus der Kuppel des Kölner Hauptbahnhofs. Es kommt zu Verhaftungen.
Im Dezember 1942 wird Gertrud Koch ins Gestapo-Gefängnis Brauweiler gebracht, wo man sie schlägt und misshandelt. Im Mai 1943 wird sie ohne Angabe von Gründen aus dem Gefängnis entlassen und flieht mit ihrer Mutter nach Süddeutschland. Dort arbeitet sie bis zum Kriegsende auf einem Bauernhof und kehrt dann nach Köln zurück.
Im Jahr 2000 erzählt Gertrud Koch das erste Mal ihre Geschichte in der Öffentlichkeit und erhält 2011 das Bundesverdienstkreuz.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Gertrud Koch gehörte 2005 zu den Mitbegründern des Kölner Edelweißpiratenfestivals, das jährlich an die Musik der politisch resistenten Jugend während der NS-Zeit erinnert. Für ihr Engagement gegen das Vergessen erhielten sie, Jean Jülich und Peter Schäfer 2007 den Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland.
2008 wurde sie in Düsseldorf mit der Heine-Büste des Freundeskreises Heinrich Heine geehrt.
Posthum ehrte die Stadt Troisdorf sie 2019 mit der Benennung der Gertrud-Koch-Gesamtschule.
Im August 2024 wurde eine Straße im Kölner Stadtteil Weidenpesch zur Gertrud-Koch-Straße benannt.
Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Widerstand von Jugendlichen. Themenkatalog 13. Berlin 2018, 2. Aufl.
Linksunten-Archiv. Proyecto Historia – Interview mit Gertrud Koch, aka Mucki. Verfasst von: Polit-Cafè Azzoncao, 08.2012.
Simone Dittmar: „Wir wollen frei von Hitler sein.“ Jugendwiderstand im Dritten Reich am Beispiel von drei Kölner Edelweißpiraten. Frankfurt am Main 2011.
Gertrud Koch: Edelweiß – Meine Jugend als Widerstandskämpferin. Reinbek 2006.
Bernd Rusinek: Gesellschaft in der Katastrophe. Terror, Illegalität, Widerstand – Köln 1944/45. Essen 1989.
In der Dokumentation „Die Edelweißpiraten von Ehrenfeld“ kommen unter anderem Gertrud „Mucki“ Koch und Wolfgang Schwarz zu Wort. YouTube, November 2013.
Edelweißpiraten Regie: Niko von Glasow. Deutschland 2004.
Melahat Simsek vom WDR 5 interviewt Mucki, die Edelweißpiratin anlässlich ihres 90. Geburtstags. Redaktion: Mark vom Hofe. WDR 5 – Erlebte Geschichten. Erstveröffentlichung, 5.10.2014.
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH
60386 Frankfurt