Hoffnungsträger

Gretel Maraldo
28. März 1923

24. März 1945

PORTRAIT

Störenfriede – sie öffnen uns die Augen.

Gretel Maraldo wurde am 28. März 1923 in Offenbach geboren. Sie wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und arbeitete nach der Volksschule als Stepperin in einer Offenbacher Fabrik. Mit 18 Jahren heiratete sie den Fliesenleger Romano Maraldo und wurde Mutter eines Sohnes, Tito. Als ihr Mann im April 1942 zum Militärdienst nach Italien einberufen wurde, folgte sie ihm. Doch das Leben in einem fremden Land, ohne Sprachkenntnisse, ließ sie bald mit Tito zu ihrer Familie zurückkehren.

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28. März 1923

24. März 1945
Offenbach am Main

·

Bensheim

Ich kriege den Kopf sowieso ab, da sollen meine Haare nicht dabei kaputt gehen.

Ich kriege den Kopf sowieso ab, da sollen meine Haare nicht dabei kaputt gehen.

Gretel Maraldo wurde am 28. März 1923 in Offenbach geboren. Sie wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und arbeitete nach der Volksschule als Stepperin in einer Offenbacher Fabrik. Mit 18 Jahren heiratete sie den Fliesenleger Romano Maraldo und wurde Mutter eines Sohnes, Tito. Als ihr Mann im April 1942 zum Militärdienst nach Italien einberufen wurde, folgte sie ihm. Doch das Leben in einem fremden Land, ohne Sprachkenntnisse, ließ sie bald mit Tito zu ihrer Familie zurückkehren.

Ihr Großvater war Sozialdemokrat und Gewerkschafter, mit Verbindungen zum militärischen und zivilen Widerstand. Widerstand lag in der Familie – und auch Gretel wollte sich nicht fügen. In Offenbach schloss sie sich der „Schlangenbande“ an, einer Gruppe junger Menschen, die sich gegen die nationalsozialistische Ideologie stellten.
Sie lehnten die Gleichschaltung ab, pflegten ihre eigene Kultur und weigerten sich, in der Hitlerjugend mitzumachen. Ihr auffälliges Verhalten und ihr Protest fielen auf.

Im Januar 1944 wurde Gretel verhaftet und ins Gestapo-Gefängnis nach Darmstadt gebracht. Der Vorwurf: Landfriedensbruch und Mitgliedschaft in einer kriminellen Jugendbande. Sechs Monate saß sie in Untersuchungshaft, bevor sie wieder freikam. Die Verfolgung durch die Gestapo hörte nicht auf und sie wusste, dass sie untertauchen musste. Mit anderen Mitgliedern der Gruppe plante sie die Flucht in die Schweiz. Am 6. Januar 1945 brachen sie auf, doch nur wenige Tage später entdeckte eine Wehrmachtsstreife sie in Villingen. Sie wurden verhaftet, der Gestapo übergeben und Gretel kam ins Gefängnis von Bensheim. Dort wurde sie immer wieder verhört und misshandelt.

Als die amerikanischen Truppen näher rückten, begann die Gestapo Beweise zu vernichten. Am 24. März 1945 trieben die Wachleute die Gefangenen zum Kirchberg bei Bensheim. Dort sollten sie erschossen werden. Auf dem Weg dorthin sah Gretel ihre letzte Chance. Sie rannte los. Später wurde sie entdeckt und erschossen. Am 27. März 1945, wurde Bensheim von der US-Armee befreit. Drei Tage trennten Gretel von der Freiheit, vier Tage von ihrem
22. Geburtstag. Gretel Maraldos Einsatz für Freiheit, ihr unbeugsamer Wille und ihr Kampf für ein selbstbestimmtes Leben bleiben unvergessen.

Quellen: Angelika Amborn-Morgenstern, Karin Dörr, Anjali Pujari, Christina Uslular-Thiele (Hrsg.): Frauen prägen Offenbach, 2019; Studienkreis Deutscher Widerstand (Hrsg.): Nichts war vergeblich. Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 2016. S.32-33.

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