Hoffnungsträger

Onkel Emil

Bodenrelief

Wir sind nun mal keine Umbringer. Wir haben Ehrfurcht vor dem Leben. Das ist unsere Stärke – und unsere Schwäche.

Berlin, November 1938. Während auf den Straßen die Scheiben jüdischer Geschäfte zersplittern, Synagogen brennen und die Verfolgung offen eskaliert, treffen sich in einem Wohnhaus in Berlin-Steglitz Menschen, die sich weigern, wegzuschauen. Sie handeln – spontan, aus Überzeugung. Und sie gründen das, was später unter dem Warnruf „Onkel Emil!“ bekannt wird: eine Widerstandsgruppe ohne Parteibindung, aber mit Mut und Haltung.

Berlin, November 1938. Während auf den Straßen die Scheiben jüdischer Geschäfte zersplittern, Synagogen brennen und die Verfolgung offen eskaliert, treffen sich in einem Wohnhaus in Berlin-Steglitz Menschen, die sich weigern, wegzuschauen. Sie handeln – spontan, aus Überzeugung. Und sie gründen das, was später unter dem Warnruf „Onkel Emil!“ bekannt wird: eine Widerstandsgruppe ohne Parteibindung, aber mit Mut und Haltung.

Hilfe im Verborgenen

Die Gruppe formiert sich rund um die Journalistin Ruth Andreas-Friedrich und den Dirigenten Leo Borchard. Ihre Motivation ist nicht ideologischer Natur, sondern zutiefst menschlich: Sie wollen Verfolgten helfen. Was mit wenigen geretteten Freunden beginnt, entwickelt sich bald zu einem überlebenswichtigen Netzwerk.

  • Sie besorgen Lebensmittelkarten, Medikamente, sichere Unterschlüpfe.
  • Sie fälschen Dokumente, vermitteln Arbeit und organisieren Fluchtmöglichkeiten.
  • Und sie riskieren ihr eigenes Leben, um das Leben anderer zu retten.

Ein zentrales Mitglied ist der Drucker Ludwig Lichtwitz, der mit viel Geschick Ausweise und Papiere anfertigt. Auch Gefängnispfarrer Harald Poelchau und der Arzt Walter Seitz unterstützen im Geheimen – ob mit Informationen oder medizinischer Hilfe.

Zeichen des Widerstands

Im Jahr 1943 verbreitet „Onkel Emil“ in Berlin das letzte Flugblatt der Weißen Rose – ein Akt der Solidarität mit den in München ermordeten Studierenden. Und in den letzten Kriegstagen, am 18. April 1945, taucht das Wort „NEIN“ auf Berliner Wänden auf – in Kreide geschrieben, aber unübersehbar: ein symbolischer Akt des Widerstands kurz vor dem Zusammenbruch des NS-Regimes.

Unentdeckt bis zum Schluss

Trotz Kontakten zu anderen Widerstandsgruppen wie der Roten Kapelle und dem Kreisauer Kreis bleibt „Onkel Emil“ bis Kriegsende unentdeckt. Ohne militärische Mittel, aber mit klarem moralischem Kompass und stiller Entschlossenheit gelingt es den Beteiligten, zahlreiche jüdische Menschenleben zu retten.

Erinnerung und Vermächtnis

Heute steht „Onkel Emil“ für einen unsichtbaren, aber effektiven Widerstand – jenseits der Schlagzeilen, aber mit großer Wirkung. Ihr Beispiel zeigt: Zivilcourage beginnt im Kleinen. Im Alltag. Und sie macht einen Unterschied.

Quellen: Ruth Andreas-Friedrich: Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen von 1938–1948. Berlin 2000. Susanne Gretter: Ruth Andreas-Friedrich – Biografie, 17.09.0222.

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