Hoffnungsträger

Emanuel Ringelblum
12. November 1900

März 1944

PORTRAIT

Alles muss festgehalten werden. Wenn die Zeit kommt – und sie wird gewiss kommen – soll die Welt es lesen und wissen.

Emanuel Ringelblum wurde 1900 in Buczacz geboren, einem damals polnischen, heute ukrainischen Ort. In den 1920er-Jahren studierte er in Warschau und promovierte 1927 in Geschichte. Anschließend arbeitete er als Gymnasiallehrer und forschte am Jüdischen Wissenschaftlichen Institut in Wilna.

Mitglied bei: Das Ringelblum-Archiv

12. November 1900 – März 1944

Buczacz · Warschau

Ein stiller, unermüdlicher Organisator war er, ein kühler Historiker, ein leidenschaftlicher Archivar, ein erstaunlich beherrschter und zielbewusster Mann.

Ein stiller, unermüdlicher Organisator war er, ein kühler Historiker, ein leidenschaftlicher Archivar, ein erstaunlich beherrschter und zielbewusster Mann.

Emanuel Ringelblum wurde 1900 in Buczacz geboren, einem damals polnischen, heute ukrainischen Ort. In den 1920er-Jahren studierte er in Warschau und promovierte 1927 in Geschichte. Anschließend arbeitete er als Gymnasiallehrer und forschte am Jüdischen Wissenschaftlichen Institut in Wilna.

Mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen im September 1939 änderte sich alles. 1940 wurden alle jüdischen Einwohner Warschaus, darunter Emanuel Ringelblum, seine Frau Judyta und ihr kleiner Sohn Uri, ins Ghetto gezwungen. Von einem Tag auf den anderen wurde ihr Alltag zu einem Kampf ums Überleben. Ringelblum eröffnete Suppenküchen und gründete Hauskomitees, um Hunger und Krankheiten einzudämmen. Gemeinsam mit einem Freund rief er die Gesellschaft zur Förderung Jiddischer Kultur ins Leben – ein Versuch, den Menschen inmitten von Not und Elend ein Stück Identität und Würde zu bewahren. Doch die Lage spitzte sich weiter zu. Fließendes Wasser, Elektrizität, medizinische Versorgung und vor allem Lebensmittel wurden immer knapper. Jeden Tag starben Menschen und es gab keine Möglichkeit, sie zu beerdigen.

Ringelblum begann alles zu dokumentieren. Er wusste, dass das, was hier geschah, nicht verloren gehen durfte. Heimlich gründete er das Archiv Oneg Schabbat – „Sabbatfreude“. Ein verzweifelter Versuch, Zeugnis abzulegen. Die Mitglieder seiner Gruppe trafen sich am Sabbat, schrieben auf, was sie sahen, hörten, erlebten. Alles unter höchster Gefahr für ihr Leben. Die Aufzeichnungen wurden in Milchkannen und Blechbehältern versteckt und vergraben – ein letztes Mittel, die Wahrheit zu bewahren.

Im März 1943 floh Ringelblum mit seiner Familie aus dem Ghetto. Ein Jahr später wurden sie verraten. Alle 38 dort untergetauchten Menschen, darunter auch ihre polnischen Helfer, wurden erschossen. Sein Vermächtnis aber blieb. Nach dem Krieg wurden große Teile des Oneg SchabbatArchivs geborgen – eine der bedeutendsten Quellen über das Leben im Warschauer Ghetto und die Vernichtung des polnischen Judentums. Heute wird es im Jüdischen Historischen Institut in Warschau aufbewahrt, das seinen Namen trägt.

Emanuel Ringelblum erlebte das Ende des Krieges nicht. Doch durch seine Arbeit bleiben die Stimmen derer, die nicht überlebten, bis heute hörbar. Die Welt hat erfahren, was geschehen ist. Die Geschichte und die Menschen des Warschauer Ghettos sind nicht spurlos verschwunden – sie leben in jedem Dokument des Ringelblum-Archivs weiter und bleiben unvergessen.

Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH

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