Schumacher Elisabeth
Hoffnungsträger
–
Steckbrief

- zum Standort navigieren
Ein Widerstandsnetzwerk, das sich selbst nie so nannte.
Dieser Krieg nimmt immer wahnwitzigere Formen an.
Elisabeth Schumacher im März 1941
Dieser Krieg nimmt immer wahnwitzigere Formen an.
Elisabeth Hohenemser wächst in Straßburg und Meinigen auf. Im hessischen Offenbach besucht sie eine Kunstgewerbeschule und wird dann in Berlin zur Gebrauchsgrafikerin ausgebildet. Sie arbeitet freiberuflich für das Deutsche Arbeitsschutzmuseum in Berlin. 1934 heiratet sie den Bildhauer Kurt Schumacher. Gemeinsam beteiligen sie sich an den Diskussionen und Aktionen des Widerstandskreises der Roten Kapelle um Harro Schulze-Boysen. 1939 unterstützt sie den Verfolgten Rudolf Bergtel. 1941 hilft sie von der Deportation bedrohten jüdischen Verwandten. Von einem Vertreter der sowjetischen Botschaft erhält sie 1941 einen Funkcode sowie Bargeld und gibt beides an Mitglieder des Widerstandskreises weiter. Im Sommer 1942 nimmt sie den aus Moskau kommenden Fallschirmagenten Albert Hößler bei sich auf. Nach der Aufdeckung des Widerstandsnetzwerkes Rote Kapelle wird Elisabeth Schumacher am 12. September 1942 festgenommen und am 19. Dezember 1942 durch das Reichskriegsgericht wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Spionage“ zum Tode verurteilt. Sie wird am 22. Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee ermordet.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
1969 wurde Elisabeth Schumacher postum mit dem sowjetischen Orden des Vaterländischen Krieges I. Klasse geehrt.
Seit den 1980er Jahren erinnert eine steinerne Gedenktafel am Wohnhaus Schulstraße 4 in Meiningen an sie; 2019 erhielt diese Straße den Namen „Elisabeth-Schumacher-Straße“.
1994 wurde am Kettenhofweg 46 in Frankfurt am Main, ihrem Wohnort von 1921 bis 1924, eine Bronzetafel angebracht.
In Leipzig-Paunsdorf und in ihrem Geburtsort Darmstadt wurde eine Straße nach ihr benannt. Am 25. September 2015 folgte ein Stolperstein vor ihrem früheren Wohnhaus in Berlin-Tempelhof, Werner-Voß-Damm 42.
Katja Ostheimer: „Aber ich bitte Euch alle um das Eine: Schämt Euch unser nicht!“ Elisabeth Schumacher im Widerstand der Roten Kapelle. Berlin 2024.
Johannes Tuchel: „… wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.“ Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle. Berlin 2022
Heinrich Scheel: Kurt und Elisabeth Schumacher. In: Hans Coppi/Jürgen Danyel/Johannes Tuchel (Hrsg.): Die Rote Kapelle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 1994, 254ff.
Regina Griebel/Marlies Coburger/Heinrich Scheel: Erfasst? Das Gestapo-Album zur Roten Kapelle. Halle 1992.
Harald Asel, Matthias Schirmer: Kämpferin gegen den Nationalsozialismus: Elisabeth Schumacher. Rbb14 Inforadio- Geschichte, 20.07.2024.
Auszug aus Elisabeth Schumachers Abschiedsbrief an ihre Mutter und Schwiegermutter
Ach, Ihr Mütter (…) Ein Trost ist mir, dass der tägliche Lebenskampf Euch ein wenig von dem nutzlosen Grübeln abhält. Dass ihr so wunderbar für uns sorgt, erfüllt mich mit Rührung und Dankbarkeit. Aus jedem Ding, das Ihr uns gebt, erkennt man so stark, wie liebevoll Ihr bemüht seid und wie es Euch gelingt, Euch in unsere Lage hineinzuversetzen. Nur dürft Ihr Euch bitte, bitte, meinetwegen nichts absparen. Seht, ich habe noch viel zuzusetzen und habe doch immer wenig gebraucht, und der Umsatz hier in der Ruhe ist doch sehr gering im Gegensatz zum aufreibenden Leben draußen.
Wie gerne würde ich Euch anders danken als mit solch kümmerlichem Brief. Und Euch trösten. Das Schwerste für mich ist, die Ursache zu solchem Herzeleid zu sein.
Aber ich bitte Euch alle (…): Schämt euch unserer nicht. Ihr wisst, dass wir keine Untermenschen sind, dass wir – Ihr kennt die Zusammenhänge nicht – unserer besten Überzeugung folgten unter Hintansetzung von Sicherheit, Ruhe und Bequemlichkeit. Dass Ihr nun so schwer darunter zu leiden habt, ist für mich das Härteste und trifft mich viel schlimmer als mein eigenes Los. Ich habe immer so gern überall geholfen, nun kann ich das nicht mehr. Glaubt mir, das ist unsagbar schwer. (…) Es ist eine Gnade so viel schöne Erinnerungen zu haben, und ich bitte Euch, ihr Lieben, denkt auch Ihr oft in Dankbarkeit und nicht in Trauer an alles schöne Gemeinsame, (…).
Quelle: Antifaschistinnen aus Anstand, online.
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gmbH
60386 Frankfurt
Kontaktieren
sie uns
069 00000000