Hoffnungsträger

Hans Schwert
17. September 1907

21. Mai 2013

PORTRAIT

Seien wir vorsichtig! Die Gefahr besteht noch heute.

Hans Schwert wächst bei seinen Großeltern und seiner Tante im fränkischen Pfaffendorf auf. Als er mit 14 Jahren die Volksschule beendet, fehlt der Familie das Geld für eine weiterführende Schule und er macht er eine Maurerlehre. 1927 zieht Hans Schwert nach Frankfurt am Main. Dort arbeitet er am Bau der Ernst-May-Siedlung im Stadtteil Römerstadt und tritt der Baugewerkschaft bei. Zwei Jahre später heiratet er Amalie.
17. September 1907

21. Mai 2013
Nürnberg

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Frankfurt am Main

„… vor dem Feind keine Aussagen zu machen, über die Organisation, ihre Arbeit und die Genossen. Das war für mich die wichtigste Sache.“

„… vor dem Feind keine Aussagen zu machen, über die Organisation, ihre Arbeit und die Genossen. Das war für mich die wichtigste Sache.“

Hans Schwert wächst bei seinen Großeltern und seiner Tante im fränkischen Pfaffendorf auf. Als er mit 14 Jahren die Volksschule beendet, fehlt der Familie das Geld für eine weiterführende Schule und er macht er eine Maurerlehre. 1927 zieht Hans Schwert nach Frankfurt am Main. Dort arbeitet er am Bau der Ernst-May-Siedlung im Stadtteil Römerstadt und tritt der Baugewerkschaft bei. Zwei Jahre später heiratet er Amalie.

Doch die Weltwirtschaftskrise trifft das junge Paar hart. Schwert wird arbeitslos. In dieser Zeit beginnt er, sich politisch zu engagieren. Er tritt in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein, besucht die Marxistische Arbeiterschule und schließt sich dem gewerkschaftlichen Widerstand an.

Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kommen, werden die Gewerkschaften zerschlagen. Auch in Frankfurt stürmen SA-Leute am 2. Mai das Gewerkschaftshaus. Für Hans Schwert ist klar: Er macht weiter. Im Untergrund organisiert er illegale Gewerkschaftsgruppen – in den Adlerwerken, bei Tewes und in der Eisenbahnerwerkstatt. Ziel ist es, Arbeiter zu informieren, Zusammenhalt zu stärken und Widerstand zu fördern.

1936 wird Schwert verraten. Die Gestapo nimmt ihn fest. Im Gefängnis „Klapperfeld“ wird er verhört und misshandelt. Er schweigt – und schützt damit seine Mitstreiter. Das Urteil lautet: zehn Jahre Zuchthaus wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“. Schwert wird durch 14 Gefängnisse und Lager geschleppt, verbringt fünf Jahre in Einzelhaft. Doch er überlebt. Im Frühjahr 1945, nach neun Jahren Haft, wird er in Ulm von amerikanischen Truppen befreit.

Zurück in Frankfurt nimmt er eine Stelle bei der Stadtverwaltung an. Er arbeitet im Versicherungsamt, wird Vorsitzender des Personalrats und bleibt es bis zur Pensionierung. Doch sein eigentliches Anliegen ist: das Erinnern. Hans Schwert wird zu einer der prägenden Stimmen der antifaschistischen Aufklärung in Frankfurt. In Schulen, bei Veranstaltungen, auf Stadtführungen berichtet er als Zeitzeuge – klar, eindringlich, ohne Hass. Vor dem ehemaligen Gefängnis Klapperfeld hält er oft inne. Doch er geht nie wieder hinein.

Auch nach der Pensionierung bleibt er politisch aktiv. Er kämpft gegen das Berufsverbot, das viele Mitglieder der DKP trifft – auch seine Tochter Doris. Sie darf nach dem Referendariat nicht als Lehrerin arbeiten. Schwert schweigt nicht – auch jetzt nicht. Er ist ein politischer Mensch – aber nicht nur. Er liebt das Leben, das Singen im Chor, ein gutes Glas Wein, bodenständige Küche. Was ihn immer antreibt, ist der Einsatz gegen soziale Ungerechtigkeit. Und das bleibt so – bis ins hohe Alter.

Am 7. Juli 2007, mit 99 Jahren, steht er auf dem Römerberg. Dort demonstriert er gegen einen Aufmarsch von Neonazis – klar, entschieden, aufrecht. Am 2. Mai 2013, mit 105 Jahren, spricht er im Frankfurter Gewerkschaftshaus – ohne Mikrofon, mit fester Stimme. Er erinnert an die Besetzung der Gewerkschaftszentrale durch die Nationalsozialisten. Zehn Minuten Applaus folgen.

Wenige Tage später stirbt Hans Schwert – am 21. Mai 2013.
Er hinterlässt Spuren. Und eine Geschichte, die nicht vergessen wird.

Quelle: Doris Fisch: Biografie von Hans Schwert. Bibliothek der Generationen im Historischen Museum Frankfurt am Main.

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