Hoffnungsträger

Robert T. Smallbones
19. März 1884

29. Mai 1976

PORTRAIT

Ein leuchtendes Beispiel echter Meschenliebe.

In der Nacht des 9. November 1938, als in Frankfurt jüdische Geschäfte, Wohnungen und Synagogen zerstört wurden, öffnete der britische Generalkonsul Robert T. Smallbones die Türen des britischen Konsulats für Hunderte verzweifelte jüdische Menschen. Tief erschüttert über die Gewalt, bot er Schutz und Hilfe an.
19. März 1884

29. Mai 1976
Velm

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Sao Paulo

Ich ging zu Bett. Nach zwei Stunden rührte mich mein Gewissen. Es war ein schreckliches Gefühl, dass es Menschen in Konzentrationslagern gab, die ich herausholen konnte – und ich selbst lag bequem im Bett.

Ich ging zu Bett. Nach zwei Stunden rührte mich mein Gewissen. Es war ein schreckliches Gefühl, dass es Menschen in Konzentrationslagern gab, die ich herausholen konnte – und ich selbst lag bequem im Bett.

In der Nacht des 9. November 1938, als in Frankfurt jüdische Geschäfte, Wohnungen und Synagogen zerstört wurden, öffnete der britische Generalkonsul Robert T. Smallbones die Türen des britischen Konsulats für Hunderte verzweifelte jüdische Menschen. Tief erschüttert über die Gewalt, bot er Schutz und Hilfe an. Gemeinsam mit seiner Familie und dem Konsulatspersonal versorgte er die traumatisierten Menschen mit Essen, Wärme und Trost. Auch in den Tagen danach blieb die Unterstützung nicht aus: Vizekonsul Arthur Dowden fuhr durch die Stadt und brachte Lebensmittel direkt zu betroffenen jüdischen Familien.

Unmittelbar nach den Pogromen entwickelten Smallbones und Dowden einen Rettungsplan: Sie wollten verfolgten Juden möglichst schnell ein befristetes Aufenthaltsrecht in Großbritannien ermöglichen – als Zwischenstation zur Weiterreise in die USA oder andere Aufnahmeländer.

Dank Smallbones’ diplomatischem Geschick und seinem unermüdlichen Einsatz stimmte das britische Innenministerium diesem „Notfall-Programm“ zu – unter der Bedingung, dass die Flüchtlinge finanziell abgesichert waren und keine Arbeit in Großbritannien aufnahmen. Für Bedürftige sprangen Verwandte oder Hilfsorganisationen ein. Parallel setzte sich Smallbones für die Einreise von 10.000 jüdischen Kindern nach Großbritannien ein – oft interpretierte er bestehende Gesetze bewusst großzügig, um Leben zu retten.

Das sogenannte „Smallbones-Schema“ wurde bald auch von anderen britischen Konsulaten im nationalsozialistischen Deutschland übernommen. Bis Oktober 1939 erhielten rund 48.000 jüdische Menschen ein Transitvisum – für viele war es das rettende Dokument, um Deutschland noch rechtzeitig vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs verlassen zu können.

Einen besonderen Kraftakt unternahm Smallbones, als er mit dem Frankfurter Gestapoleiter über die Freilassung von etwa 3.000 jüdischen Männern verhandelte, die nach der Pogromnacht in Konzentrationslager verschleppt worden waren. Seine Überzeugung: Ohne die Rückkehr der Männer würden viele Familien nicht ausreisen – die Rettung ganzer Familien stand auf dem Spiel.

Tatsächlich wurden viele der Häftlinge freigelassen – unter der Bedingung, dass ihnen ein vorläufiges Visum des britischen Konsulats vorlag. Anschließend mussten sie ihren Besitz veräußern, Steuern und Abgaben an den NS-Staat zahlen. Erst dann konnte das endgültige Transitvisum ausgestellt werden.

Quellen: Petra Bonavita: Quäker als Helfer … im Frankfurt am Main der NS-Zeit Schmetterlings-Verlag, Oktober 2014.
Petra Bonavita: Männer zuerst“ – das „Smallbones-Schema“ des britischen Konsuls in Frankfurt am Main. rettungs.widerstand, online

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