Der Kunstparcours

Harry Hachmeister

Cream Dream · Cheeks · Copperose · Druplet

Glazed Ceramic | verschiedene Größen
Harry Hachmeister lebt und arbeitet in Berlin, DE.
*1979 in Leipzig, DE

EDUCATION

B.A. Fine Art Photography, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig

GRANTS, AWARDS, RECOGNITION

2025 Residency, Between Bridges, Berlin
2026/27 Residency, Villa Aurora, Los Angeles

Ein Blick hinter das Werk

Werksangaben:

Cream Dream, 2024
Glazed Ceramic | 38 x 27 x 15 cm

Cheeks, 2024
Glazed Ceramic | 42 x 31 x 19 cm

Copperose, 2024
Glazed Ceramic | 70 x 42 x 40 cm

Druplet, 2025
Glazed Ceramic | 34 x 22 x 22 cm

Über die Künstler:in

Harry Hachmeister Cream Dream

Harry Hachmeister, der ursprünglich an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in der Klasse für künstlerische Fotografie als Meisterschüler bei Timm Rautert studierte, arbeitet medienübergreifend und bewegt sich mühelos zwischen Malerei auf Leinwand oder Glas, installativen Arbeiten, experimenteller Keramik und performativen Elementen. Der stetige Wechsel zwischen den Ausdrucksformen ist dabei nicht nur formales Mittel, sondern auch programmatisch. „In Bewegung bleiben“, so beschreibt Hachmeister selbst seine künstlerische Haltung, die geprägt ist von Neugier, Risiko und der Bereitschaft, Verletzlichkeit zuzulassen. Es ist genau dieses Risiko des Nichtwissens, das ihn offen hält für neue Wege, fürs Scheitern, für Überraschungen und das Leben an sich: Nichts ist statisch, nichts beansprucht absolute Wahrheit.

Hachmeister verhandelt die Themen seiner Kunst in interdisziplinären Arbeiten, die medial von Fotografie über Zeichnung und Malerei bis hin zu Keramik reichen. Oft gruppiert er die einzelnen Werke zu raumgreifenden Installationen, die auf Zustände des Nicht-mehr und Noch-nicht-ganz verweisen. Wandlungsprozesse, Provisorien und Zwischenstadien bilden dabei die Ausgangspunkte für seine künstlerische Auseinandersetzung mit verschiedenen Identitäten, Körpern sowie deren Zuschreibungen.

Bereits in seinen frühen Arbeiten thematisierte Hachmeister die eigene Biografie, die eng mit Fragen der Identität, nach Geschlecht und gesellschaftlicher Codierung verknüpft sind. Bis 2020 firmierte sein Werk unter dem Namen Grit Hachmeister – ein Umstand, der nicht nur biografisch, sondern auch konzeptuell lesbar ist. Die Dekonstruktion von Geschlechterrollen und Körpernormen durchzieht seither konsequent sein Œuvre. Seine Inszenierungen verhandeln die Zuschreibung von Körpern und die damit verbundenen gesellschaftlichen Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit. Es geht ihm dabei weniger um klare Positionen als um die Öffnung von Möglichkeitsräumen, das Sichtbarmachen von Ambivalenzen, Brüchen und Alternativen.    

So übersetzt Hachmeister beispielsweise in seinen Hinterglasarbeiten die eher beschaulichen Motive der volkstümlich-religiösen Bildwelt in lustvolle, queere Szenerien. Seine Körper fühlen sich nicht ihrer vorgesehenen Bestimmung verpflichtet, sondern schaffen durch Ambivalenz, Zartheit und Spiel eine Loslösung von der normativen Wirklichkeit.    

Ein wiederkehrendes Motiv in Hachmeisters Arbeiten ist das Fitnessstudio mit seinen Hanteln, jener Ort durchtrainierter normativer Körperbilder. Doch seine Version dieses Raums ist schief, bunt, verspielt. Aus dem kalten und ernsten Fitnesskontext entlehnte Hanteln und Gewichte werden zu keramischen Objekten in amüsanten, manchmal leicht erschöpften oder geknickten Formen, die farbenfroh, mitunter sogar glitzernd gestaltet sind und die Lust wecken, sie zu befühlen. Sie stellen das vermeintlich „Ernsthafte“ der Männlichkeitsinszenierung infrage und führen es liebevoll ad absurdum. Hachmeister sucht nach einer anderen Form von Männlichkeit, einer, die weich, selbstironisch, übertrieben und froh sein darf. Seine Werke öffnen den Blick für Räume, in denen Körper nicht funktionieren müssen, in denen Muskeln wie Bohnen aussehen und aus dem Rahmen fallen dürfen. Es sind Orte der Abweichung – nicht als Mangel, sondern als Möglichkeit, die eine Atmosphäre des Werdens und Wandels zulassen.

Während die auf dem Union-Gelände platzierten, skulpturalen, kleinen pilzartigen Objekte, die zwischen organisch scheinendem Wachstum und parasitärer Ausbreitung schwanken, unauffällig positioniert sind, erscheinen vier Hanteln aus Keramik an sehr prominenten Plätzen. Alle eint eine gewisse Absurdität, die sich gegen klare Kategorien und Erwartungen richtet. So entsteht ein ebenso poetischer wie politischer Kosmos, offen, humorvoll und voller neuer Möglichkeiten.

Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH

Carl-Benz-Straße 35
60386 Frankfurt

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