Wilczyńska Stefania
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Ich bin zurückgekommen, um die Kinder nicht allein zu lassen.
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Stefa war 24 Stunden am Tag bei uns. Wir spürten ihre Anwesenheit selbst im Schlaf. Uns war auch bewusst, wie sehr sie sich um all unsere Bedürfnisse sorgte.
Yitzchak Belfer, Yad Vashem, 1992

Stefa war 24 Stunden am Tag bei uns. Wir spürten ihre Anwesenheit selbst im Schlaf. Uns war auch bewusst, wie sehr sie sich um all unsere Bedürfnisse sorgte.

Stefania wurde 1886 in Warschau in einem assimilierten Bürgerhaus geboren. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und studierte Naturwissenschaften an der Universität Lüttich in Belgien. Pädagogik faszinierte sie schon immer. Nach ihrem Studium arbeitete sie ehrenamtlich im jüdischen Waisenhaus in der Franciszka-Straße 2 und wurde kurz darauf, mit nur 26 Jahren, Heimleiterin. Stefa glaubte an das Montessori-Bildungssystem als natürlichen Prozess, der durch Neugierde ausgelöst wurde.
Als Korczak zum Direktor des neuen Waisenhauses in der Krochmalna-Straße ernannt wurde, ernannte er Stefa zu seiner Assistentin und Hausmutter.
Im Waisenhaus ergänzten sich Korczak und Stefa perfekt. In den Zeugnissen ihrer Schülerinnen und Schüler heißt es, Korczak sei der Intellektuelle und Philosoph gewesen, Stefa hingegen die Frau der Tat. Sie zeigte Hingabe und Fürsorge für die Kinder, war aber gleichzeitig streng und fordernd. Es war ihr wichtig, dass sich die Kinder wohlfühlten.
Stefa besuchte Palästina zwischen 1931 und 1938 dreimal. Sie wohnte im Kibbuz Ein Harod. Nach der Besetzung Polens durch die Nazis gelang es den Einwohnern von Ein Harod, Papiere für Stefania zu besorgen, damit sie Polen verlassen konnte. Sie weigerte sich jedoch und zog mit Korczak und den Kindern ins Ghetto. Dort kümmerte sich Stefa besonders um kranke Kinder. Sie richtete ihnen ein spezielles Zimmer ein, saß stundenlang neben ihnen und tröstete sie. Am 5. August 1942 marschierte sie mit Korczak, den Kindern des Waisenhauses und dem restlichen Personal zum Deportationsort, von wo aus sie nach Treblinka deportiert und ermordet wurden. Wie schon ihr ganzes Leben lang widmete Stefa auch hier ihr Leben in unendlicher Selbstaufopferung anderen Menschen.
Posthum erhielt Stefania Wilczyńska 1947 das Silberne Verdienstkreuz der Republik Polen.
2018 wurde im Park Pola Mokotowskie in Warschau ihr zu Ehren ein Apfelbaum gepflanzt.
Shimon Sachs: Stefa – Stefania Wilczyńskas pädagogische Alltagsarbeit im Waisenhaus Janusz Korczaks. München 1989.
Friedhelm Beiner, Silvia Ungermann (Hrsg). Jehuda Kahana: Stefania Wilczyńska, Leiterin des Waisenhauses. In: Janusz Korczak in der Erinnerung von Zeitzeugen. Ergänzungsband. Gütersloh 1999.
Hanna Mortkowicz-Olczakowa: Janusz Korczak – Arzt und Pädagoge.
Weimar 1967. Kapitel über Stefania Wilczynska.
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