Hoffnungsträger

Esmée van Eeghen
7. Juli 1918

7. September 1944

PORTRAIT

Sie geriet zwischen die Fronten, und ihr Leichnam wies 13 Einschüsse auf.

Esmée van Eeghen kommt aus einer angesehenen Amsterdamer Familie – ihr Vater ist der Direktor der Amstel-Brauerei. Zusammen mit ihrem Bruder Dave wird sie von einer französischsprachigen Gouvernante erzogen. Als sich die Eltern scheiden lassen, zieht die Mutter mit den Kindern mehrfach um und heiratet wieder. Trotz der familiären Umbrüche erlebt Esmée eine unbeschwerte Kindheit.
7. Juli 1918

7. September 1944
Amsterdam

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Noorddijk

Esmée van Eeghen kommt aus einer angesehenen Amsterdamer Familie – ihr Vater ist der Direktor der Amstel-Brauerei. Zusammen mit ihrem Bruder Dave wird sie von einer französischsprachigen Gouvernante erzogen. Als sich die Eltern scheiden lassen, zieht die Mutter mit den Kindern mehrfach um und heiratet wieder. Trotz der familiären Umbrüche erlebt Esmée eine unbeschwerte Kindheit.

Sie spricht vier Sprachen fließend und ist eine gebildete, mutige und freiheitsliebende junge Frau. Ihr Charme und ihre Unbeschwertheit ziehen viele Menschen in ihren Bann. Finanziell unabhängig, arbeitet sie während der Besatzung als Krankenschwester im Amsterdamer Bürgerhospital, um eine sinnvolle Aufgabe zu haben. Im Frühjahr 1943 beginnt sie eine Beziehung mit dem Medizinstudenten Henk Kluvers, über den sie in Kontakt mit dem niederländischen Widerstand kommt. Gemeinsam schmuggeln sie jüdische Kinder aus Amsterdam in den Norden und retten so mindestens 100 Leben. Sie wünscht sich Kinder, doch Kluvers beendet die Beziehung, als er schwer erkrankt.

Kurz darauf lernt sie Krijn van der Helm, einen führenden Kopf des friesischen Widerstands kennen. Esmée schließt sich seiner Gruppe an und wird zu einer der wichtigsten Kurierinnen. Sie beschafft falsche Ausweise und Lebensmittelkarten, schmuggelt Waffen, beteiligt sich an Überfällen und bringt abgestürzte alliierte Piloten in Sicherheit.

Anfang 1944 wird sie in Begleitung von SD-Männern gesehen. In Absprache mit dem Widerstand soll sie die Männer ausspionieren, nach anderen Berichten sucht sie Informationen über ihren verhafteten Bruder Dave. Die Lage spitzt sich zu, als sie sich im Frühjahr 1944 zu ihrer Beziehung mit dem Wehrmachtsoffizier Hans Schmälzlein bekennt.

Esmée, die furchtlos gegen die Nationalsozialisten gekämpft hat, ist in den Feind verliebt. Ihre Gruppe verdächtigt sie des Verrats oder der Doppelagententätigkeit. Ein friesisches Standgericht stellt sie vor die Wahl: Erschießung oder Verbannung. Sie geht ins Exil. Im Sommer 1944 gerät sie zwischen die Fronten: Der Widerstand misstraut ihr, der SD kennt ihre Rolle. Am 9. August wird sie in Amsterdam verhaftet und im SD-Hauptsitz in Groningen verhört. Sie schweigt.  Am 7. September 1944 wird Esmée van Eeghen erschossen. Ihr Leichnam mit 13 Einschüssen wird am nächsten Tag im Van Starkenborghkanaal gefunden. Sie starb mit 26 Jahren – dem Widerstand bis zuletzt treu.

Quelle: Elias van der Plicht: Eeghen, Esmée Adrienne. In: Digitales Frauenlexikon der Niederlande. 22.12.2017.

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