Der Kunstparcours

Matti Sumari

Conference of birds in debt, 2024

47 cm Durchmesser

For me art is a way of seeing reality and life from many different perspectives, asking questions and giving strange answers. And something interesting to look at.

Matti Sumari lebt und arbeitet in Malmö, SWE.
*1987 in Helsinki, FIN

EDUCATION

B.A. Umeå Academy of Fine Arts, Umeå Stockholm
M.A. Umeå Academy of Fine Arts, Umeå Stockholm

GRANTS, AWARDS, RECOGNITION

2020 one-year working grant from the Swedish Arts Grants Committee, Stockholm
2024 two-year working grant from the Swedish Arts Grants Committee, Stockholm

Ein Blick hinter das Werk

Matti Sumari lebt und arbeitet in Malmö, wo er seit 2014 Teil des durch die Künstler betriebenen Ausstellungsraums Alta Art Space ist. Seine künstlerischen Eingriffe überschreiten häufig die Grenzen klassischer Ausstellungsräume und dehnen sich in den öffentlichen Raum aus.

Mit irritierender Präzision und beinahe zeremonieller Geste hinterfragt Sumari unseren alltäglichen Umgang mit Gebrauchsgegenständen. Wiederkehrende allegorische oder anthropomorphe Motive durchziehen sein Œuvre; auch in der Arbeit auf dem Union-Areal ist dies deutlich spürbar.

Der Titel Conference of Birds in Debt, auf Deutsch Konferenz der verschuldeten Vögel, wirkt auf den ersten Blick irreführend, da keine Vögel im eigentlichen Sinne dargestellt sind. Stattdessen erscheinen überdimensionierte Gurkenformen als florale Ornamente, eine Referenz an historische Architekturelemente, mit denen Gebäude einst dekorativ ausgestaltet wurden. Und doch verweist der Künstler auch auf die Realität urbaner Vögel: Tauben und Krähen, die durch staubige Straßen streifen, wie einst ÄhrenleserInnen, materiell arm, aber in gewisser Weise freier als viele von uns.

Die Arbeit ist Teil eines fortlaufenden Projekts kollektiver Skulptur, für das Sumari Getränkedosen, für die es kein Pfand gibt, sammelt. Diese scheinbar nutzlosen Objekte finden als Material oder Motiv Eingang in sein Werk. Das Aluminium der Skulptur stammt aus dem urbanen Raum, wurde dort aufgelesen, gesammelt und wiederverwertet. Der Produktionsprozess stellt Wertvorstellungen, Materialhierarchien und den Umgang mit urbanem Abfall infrage: Aus vermeintlich wertlosem Straßenschrott entsteht durch handwerkliche Präzision ein respektiertes Kunstwerk, erneut zurückgeführt in den öffentlichen Raum.

Auch der Titel fordert zum Nachdenken auf: Vögel in Schuld. Ein widersprüchliches Bild, das dennoch eng mit den wirtschaftlichen Systemen verknüpft ist, in denen wir leben. Geht es um Verantwortung? Um die Frage, bei wem die Schuld eigentlich liegt? Und was täten diese „Vögel in Schuld“ bei einer Konferenz? Worum würde es gehen?

Eine massive Kette ist integraler Bestandteil der Skulptur, ein urbanes Element und gleichzeitig ein Symbol. Solche Ketten sichern städtische Infrastrukturen, versperren Zugänge. Sumari erinnert sich daran, wie nach dem Diebstahl seines Fahrrads einzig die Kette übrig blieb. Die dekorativen Gurkenformen provozieren mit feinem Spott: „Ist das nicht alles ein wenig absurd?“

In Zeiten globaler Krisen und gesellschaftlicher Spannungen kann ein bewusster Blick auf das scheinbar Nutzlose, auf Ironie und Humor, eine befreiende Perspektive bieten.
Es bleiben offene Fragen: Haben Konferenzen überhaupt noch Wirkung? Könnten regelmäßige Perspektivwechsel, etwa aus der Sicht der Vögel, helfen, die festgefahrenen Strukturen unserer Gegenwart zu hinterfragen?

Über die Künstler:in

Der Künstler Matti Sumari (*1987 in Helsinki, Finnland) lebt und arbeitet seit 2014 in Malmö und betreibt als Co-Founder und Koordinator den Ausstellungsraum Alta Art Space. Nach seinem Masterstudium an der Umeå Academy of Fine Arts nahm er u. a. an Ausstellungen in der Gislaveds Konsthall oder dem Alma Löv Museum of Unexpected Art teil. Seine Kunstwerke befinden sich u. a. im Moderna Museet in Stockholm oder der Fondazione Antonio Ratti in Como.

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