Wertheimer Martha
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Auf Wiedersehen, Mama! Auf Wiedersehen, Papa! Auf bald, mein Kind!
Mitglied bei: Kindertransport
22. Oktober 1890 – 1942,
Frankfurt am Main ∙ vermutlich auf dem Transport nach Sobibor
Selbst denken, selbst handeln.
Martha Wertheimer
Selbst denken, selbst handeln.
Martha Wertheimer gehörte 1914 zu den ersten Frauen an der Frankfurter Universität. Sie studierte Geschichte, Philosophie sowie deutsche und englische Philologie. 1919 promovierte sie und arbeitete anschließend als Journalistin bei der Offenbacher Zeitung, bis sie 1933 von den Nationalsozialisten entlassen wurde. Später ging sie nach Berlin und schrieb als Redakteurin Kulturkritiken, Sport- und Reiseberichte – und engagierte sich besonders für Frauenrechte.
1938 übernahm Martha Wertheimer die Leitung der Jugendfürsorge der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main. Sie organisierte die von den Nationalsozialisten geduldeten Kindertransporte für Süd- und Südwestdeutschland, vor allem nach Großbritannien. Immer wieder begleitete sie selbst Kindergruppen nach England.
Darüber schrieb sie in einen Brief an Siegfried Guggenheim 1939: „Wir beginnen unsere Arbeit um 11 Uhr des ersten Tags und beenden sie um 14.30 Uhr am folgenden! Denn es ist eine Einwanderung von jedem Mal 120 Kindern, die wir mitbringen und die wir dem Arzt und den Einwanderungsbeamten einzeln vorzustellen haben. Nach diesem Dienst haben wir 2 Tage Gastfreundschaft in einem elenden kleinen Hotel, das uns das Komitee bezahlt, kein Geld als unsere 17 Schillinge, die wir mitnehmen dürfen, und jedes Telefongespräch ist ein Opfer, geschweige denn Metropolitanfahrten (…). Am 3. Tage fliege ich dann schon wieder zurück, weil ich schon wieder einen neuen Transport vorzubereiten habe. Es geht ja bei mir um alle Süddeutschen und Südwestdeutschen Kinder, die zur Verschickung kommen.“
Hannah Becker: Das Leben in die Tiefe kennengelernt, S. 199.
Martha Wertheimer rettete mehrere hundert jüdische Kinder. Sie hätte in England bleiben und ihr Leben retten können – doch sie kehrte zurück, um die Kindertransporte fortzusetzen. Diese selbstlose Entscheidung kostete sie schließlich das Leben: Am 11. Juni 1942 wurde sie mit einem Transport „nach Osten“ deportiert, der über Izbica ins Vernichtungslager Sobibor führte. Vermutlich nahm sie sich noch im Zug das Leben. Bei der Enthüllung einer neuen Ehrentafel am 22. November 2023 auf dem Wertheimer-Platz, sagte Marc Grünbaum, Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt: „Von ihr können wir heute noch viel lernen – nämlich, sich seiner Identität und seiner Wurzeln bewusst zu sein und dafür einzustehen.“
Am 30. Juni 2022 wurde in Frankfurt am Main-Sachsenhausen der Martha-Wertheimer-Platz eingeweiht und am 22. November 2023 wurde die neue Ehrentafel auf dem Platz eingeweiht.
Am 17. Mai 2015 wurden Stolpersteine für Martha Wertheimer und ihrer Schwester Lydia vor dem Haus Unter den Kastanien 1 in Frankfurt am Main-Sachsenhausen
Hanna Eckhardt: Wertheimer, Martha im Frankfurter Personenlexikon (Überarbeitete Onlinefassung, Stand des Artikels: 12. August 2021).
Gerchow, B. Burkard, A. Gemeinhardt, J. Jung, J. Zwilling (Hrsg.): Eine Stadt macht mit. Frankfurt und der NS. Ausstellungsbegleitbuch. Frankfurt am Main 2021, S.272.
Hanna Becker: Das Leben in die Tiefe kennengelernt. Martha Wertheimer und ihr Wirken nach der ‚Kristallnacht‘. In: Monica Kingreen (Hrsg.): Nach der Kristallnacht. Frankfurt/M. 1999.
Jüdisches Museum Frankfurt: Kurzbiographie und Foto Martha Wertheimer
Hannah Thiede: Auf den Spuren von Martha Wertheimer. In: Gisela Breitling, Gisela Gassen (Hrsg.): Vergessene Frauen. Berlin 2005, S. 123–136.
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