Der Kunstparcours

Eva Beresin

Determined Sights of Nature, Taking a Break, 2024

Bronze | 71 x 51 x 140 cm | Unique piece in a series

Ich habe eine Idee und male und habe dann schnell eine Komposition. Komposition, Farbe und Geschichte. In dem Moment, in dem ich merke, dass ich überlege, ändere ich etwas, weil ich nicht will, dass es kopflastig wird. Es soll fließen. Bei mir ist Planen und Durchdenken völlig fehl am Platz. Und wenn ich es hundert Mal plane, es wird dann immer alles anders.

Eva Beresin lebt und arbeitet in Wien, AT.
*1955 in Budapest, HU

EDUCATION

Studium School of Fine Arts, Budapest

Ein Blick hinter das Werk

Mit Determined Sights of Nature, Taking a Break präsentiert Eva Beresin auf dem Union-Areal eine Bronzeskulptur, die gleichermaßen heiter wie abgründig die Brücke zwischen ihrer expressiven Malerei und ihrer jüngeren plastischen Arbeit schlägt. Die sitzend/liegend sich abstützende tierisch-menschliche Gestalt scheint inmitten eines gedanklichen Zwischenraums zu verharren: „eine Pause“ im wörtlichen wie im existenziellen Sinn. Die Oberfläche des Bronzekörpers ist mit kleinen farbigen Akzenten versehen, ein für Beresin charakteristisches Verfahren, das Malerei und Skulptur in ein untrennbares Zusammenspiel bringt. Seit rund vier Jahren überträgt Beresin die grotesk-liebevollen Figuren aus ihren Gemälden in die dritte Dimension. Mit kleinformatigen Tonmodellen, die sie mittels 3-D-Druck zu lebensgroßen Körpern skaliert, erweitert sie ihre künstlerische Sprache um ein physisches Moment. Die Bronzen, erstmals für ihre Präsentation in der Albertina gegossen, sind keine stillen Körper im klassischen Sinn, sie sind verlebendigte Malerei, durchzogen von Farbe, Witz, Verletzlichkeit und einer eigenwilligen Zärtlichkeit.

Wie in ihren Bildern begegnen wir auch hier einer Welt, in der das Groteske, Schmerzhafte, das Menschliche respektive Unmenschliche, das Absurde und das Intime miteinander verschmelzen. Die Figur scheint aus der Natur herausgetreten zu sein und gleichzeitig von ihr zu träumen. Sie nimmt sich scheinbar eine Auszeit von einer Welt, die Beresin in ihrer Kunst oft als von Angst, Überforderung und Humor zugleich geprägt beschreibt. Die Haltung der Skulptur, halb entspannt, halb lauernd, erinnert an Beresins Fähigkeit, Ambivalenzen festzuhalten: Ruhe und Unruhe, Ironie und Verletzlichkeit, Überlebenswillen und Müdigkeit.

Beresins Werk ist untrennbar mit ihrer persönlichen und familiären Geschichte verbunden. Die Künstlerin, 1955 in Budapest geboren und seit 1976 in Wien lebend, hat sich in den letzten Jahrzehnten ein eigenständiges, zutiefst autobiografisches Universum geschaffen. In ihren Gemälden und Skulpturen hallen die Traumata ihrer Familiengeschichte nach (beide Eltern überlebten die Schoah), zugleich aber auch die Ironie und Lebenslust des Alltäglichen. Die Künstlerin arbeitet mit scharfem Witz, grotesken Verzerrungen und leuchtenden Farben, um das menschliche Dasein zwischen Angst und Übermut, Tragik und Komik zu erkunden.

Determined Sights of Nature, Taking a Break spiegelt diese Dialektik in konzentrierter Form. Anstatt heroisch zu posieren, hält die Figur inne, macht Pause von der Anstrengung des Sehens und Seins. Mit ihrer plastischen Arbeit gelingt Beresin eine Übersetzung des Malerischen in das Körperliche. Die Bronze, ein traditionell schweres, dauerhaftes Material, erhält durch ihre farbige Fassung und spielerische Haltung Leichtigkeit. Die Figur scheint jederzeit kippen, sich erheben oder in sich zusammensinken zu können, ein lebendiger Körper im Schwebezustand zwischen Humor und Abgrund. Auf dem Union-Areal, im öffentlichen Raum, entfaltet die Skulptur eine besondere Wirkung: Sie konfrontiert Passantinnen und Passanten mit einer eigentümlichen Mischung aus Fremdheit und Vertrautheit. Sie lädt zum Lächeln ein und zum Nachdenken darüber, wie verletzlich, widersprüchlich und eigensinnig menschliche Existenz sein kann.

„Ich male, was ich bin, und ich bin alles, was ich male.“  Eva Beresin

Mit Determined Sights of Nature, Taking a Break führt Eva Beresin ihr zentrales Thema, das Überleben durch Imagination, in die Dreidimensionalität. Ihre Skulpturen sind nicht nur Erweiterungen ihrer Malerei, sondern verkörperte Selbstgespräche, in denen Witz, Schmerz und Schönheit in einem Atemzug existieren.

Über die Künstler:in

Die ungarische Künstlerin (*1955 in Budapest) begann bereits in ihrer Kindheit mit dem Zeichnen und Malen, schloss ihr Studium an der School of Fine Arts in Budapest ab und arbeitet seit den 1990er-Jahren medienübergreifend. Ihre Werke bilden Menschen und Tiere in verzerrten Körperhaltungen ab, die groteske Grimassen schneiden und miteinander zu verschmelzen scheinen. Ihre aktuelle Arbeitsweise präsentierte sie erstmals 2015, als Reaktion auf das Tagebuch ihrer Mutter, das ihre Mutter nach ihrer Befreiung aus Auschwitz geschrieben hatte. Neben zahlreichen internationalen Beteiligungen an Ausstellungen fand 2024 eine große Überblicksausstellung im Albertina-Museum in Wien statt. Ihre Kunstwerke befinden sich in privaten und musealen Sammlungen wie der Sammlung des Deutschen Bundestages, dem Albertina-Museum in Wien oder der Roux Collection in Panama.

Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH

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