Der Kunstparcours

Il-Jin Atem Choi

One Peace Left (B by JF), 2017

Holz, Polyurea, Bauschaum | 120 x 90 x 30 cm

In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich mit der systematischen Oszillation von Arbeitsmaterial und Endprodukt sowie der paradoxen Suche nach dem seriellen Meisterwerk. Diese Suche findet, sofern der Prozess stimmt, folgerichtig künstlerische Indiosynkrasien und Serendipitäten in Form von Zeichnungen, Gemälden, Wandgemälden, Skulpturen, Fotos, Videos, Installationen und Performances. Im Idealfall wurde dabei eine Paradoxie versinnbildlicht.

Il-Jin Atem Choi lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, DE.
*1981 in Moers, DE

EDUCATION

Studium/Meisterschüler Freie Bildende Kunst, Städelschule – Hochschule für Bildende Künste, Frankfurt am Main

GRANTS, AWARDS, RECOGNITION

2020–2021 Pollock-Krasner Foundation Artist Grantee, New York, USA
2022 Künstlerstipendium der Stiftung Kunstfonds, Bonn

Ein Blick hinter das Werk

Mit One Peace Left präsentiert Il-Jin Atem Choi ein skulpturales Werk, das wie ein Relikt aus einer anderen Zeit erscheint. Die Form lässt sich nicht eindeutig zuordnen, verweist auf Vergangenes, ohne konkret benennen zu können, woran es erinnert. Diese Offenheit ist charakteristisch für Chois Arbeitsweise, die prozesshaft vorgeht und vorhandenes Material in neue Zusammenhänge überführt.

Die Skulptur basiert auf einer hölzernen Trägerform, die mit Bauschaum umhüllt ist und an ein rituelles Floß für Feuerbegräbnisse erinnert. Die Oberfläche ist mit einer Schicht aus Polyurea überzogen, einem industriellen Material, das wie eine fließende Masse über das Objekt zu laufen scheint und ihm eine glatte, synthetische Hülle verleiht.

Das mit einem Seil umwickelte Objekt wirkt wie ein Gebilde, das zwischen Stabilität und Auflösung oszilliert. Es entstammt einer Werkserie, die über Jahre hinweg den Einflüssen von Witterung, Feuer und Wasser ausgesetzt war. Von dieser Serie haben letztlich nur zwei Arbeiten überdauert, als stille Zeugen eines Prozesses, der Zerstörung und Bewahrung gleichermaßen in sich trägt.

Chois skulpturale Praxis ist von einer grundlegenden Auseinandersetzung mit Raum, Struktur und Materialität geprägt. Seine künstlerische Biografie wurzelt in der Graffitikultur, jener subversiven Schule des Sehens, die Architektur als Leinwand und Schrift als Form versteht. Dieses Denken in Linien, Flächen und räumlichen Bezügen prägt auch seine heutigen Arbeiten. Das ehemals Ephemere, das Flüchtige des urbanen Raums überträgt er in eine materielle, oft monumentale Form.

One Peace Left steht exemplarisch für Chois Fähigkeit, disparate Materialien und kulturelle Ebenen miteinander zu verbinden. Holz, Stoff, Schaum, industrieller Kunststoff, jedes Material trägt seine eigene Geschichte, doch im Moment der Beschichtung verlieren sie ihre Hierarchie. Die Skulpturen scheinen von etwas zu erzählen, das sich der Sprache entzieht: Erinnerung, Zerstörung, Transformation.

Wie in vielen seiner Arbeiten untersucht Choi hier die Grenze zwischen Konstruktion und Zerfall, zwischen Oberfläche und Bedeutung. Seine Skulpturen entstehen nicht aus einem Entwurf, sondern aus einem Prozess des Zulassens, des Beobachtens, wie sich Materialien verhalten, verändern, widerstehen. In ihrer Form und Präsenz gleichen sie archäologischen Fragmenten, deren Ursprung im Nebel der Zeit liegt, und zugleich zeitgenössischen Kommentaren zur Vergänglichkeit des Materiellen.

So ist One Peace Left nicht nur Überbleibsel eines künstlerischen Prozesses, sondern auch Metapher für Dauer und Wandel, für die Gleichzeitigkeit von Verlust und Kontinuität. In Chois Händen wird das, was vergehen sollte, zur Form, die als ein stiller, aber eindringlicher Nachklang gelebter Zeit bleibt.

Über die Künstler:in

Il-Jin Atem Choi, bekannt als ATEMMETA, schafft eine Vielzahl von Kunstwerken, darunter Wandmalereien, Skulpturen und Videos. Dabei verwendet er oft einfache oder alltägliche Materialien wie Post-it-Notizen, Sprühfarbe und Acrylstifte. Seine Arbeit erforscht häufig die grafische Neudefinition von Raum, indem er einen dreidimensionalen Bereich wie eine zweidimensionale Fläche mit Linien und Formen behandelt. Seine Kunst kann sowohl poetisch als auch klaustrophobisch wirken und pendelt zwischen verspielten und ernsten Themen.

Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH

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