Der Kunstparcours

ADA

62 R.M. (series), 2023

Wood, potassium alun | 91.5 x 17.5 x 11 cm
ADA lebt und arbeitet in Paris, FR.
*1987 in Kaskhastan, KAZ

EDUCATION

ABC Diplom Photography, London College of Communication, University of Arts, London
M.A. Fine Arts, Chelsea College of Art and Design, London

GRANTS, AWARDS, RECOGNITION

2015 Art Residency, Galerie RX, Paris

Über die Künstler:in

ADA 62 R.M. (series)

ADA verfolgt eine interdisziplinäre Praxis, die Künstlerin bewegt sich zwischen Installation, analoger Fotografie, Performance und Film. Geboren in Kasachstan als Tochter eines koreanischen Vaters und einer ukrainischen Mutter, heute zwischen London und Paris lebend, ist ihr die Vermittlung einer transkulturellen Perspektive wichtig. Dabei hebt sie nicht auf politische, kulturelle Dimensionen im klassischen Sinne ab, vielmehr untersucht sie die fragilen Grenzen zwischen Realität und Imagination, zwischen materieller Präsenz und emotionaler Tiefe.

Im Zentrum ihrer künstlerischen Experimente stehen szenografische Dimensionen:
das Spiel mit Raum, Licht, der Inszenierung von Figuren sowie die Bildgestaltung als eine Art Alchemie der Medien sowie die Auseinandersetzung mit dem Fragment – nicht als Ruine im romantischen Sinne, sondern als aktiver Speicher von Erfahrung.

Die Künstlerin verwendet häufig Fundstücke wie Ziegel, Mörtel, Metallbänder, zerbrochene Ornamente. Auch bei den beiden verbrannten, verkohlten Holzstücken auf dem Union-Areal, die aus der Serie „62 R.M.“ stammen, handelt es sich, wie so oft, um vorgefundene Objekte, aus einem verlassenen Gebäude in Venedig, welche ADA errettete.

In einem prozesshaften, fast rituellen Vorgehen birgt die Künstlerin diese Fundstücke, trennt sie aus ihrem ursprünglichen Kontext heraus und überführt sie in eine neue, kristalline Form. Diese Transformation ist weder nostalgisch noch restaurativ, vielmehr strebt sie dabei an, Spannungen sichtbar zu machen: zwischen Natur und Künstlichkeit, Zerfall und Bewahrung, Gegenwart und Abwesenheit.

Ihre künstlerischen Eingriffe erinnern dabei an eine neoarchäologische Praxis, ähnlich wie bei Gordon Matta-Clarks anarchitektonischen Eingriffen werden Lücken, Risse und Abwesenheiten selbst zu Trägern von Bedeutung. ADA geht dabei sehr subtil vor: Sie nähert sich den verlassenen Orten mit Intuition, lauscht ihrer stillen Sprache, folgt unsichtbaren Wegen, um den Arbeiten vielschichtige Bedeutungsebenen zu verleihen. Das Fragment wird mittels des künstlerischen Eingriffes zum Knotenpunkt der Erinnerung oder wie Walter Benjamin es formulierte: zu einem dialektischen Bild, in dem ein Funken historischer Wahrheit aufflackert.

Kristallisation spielt in diesem Prozess eine zentrale Rolle, nicht als dekorativer Effekt, sondern als störende Erkenntnisform. Sie friert nicht ein, sondern macht erfahrbar: die Schwere des Materials, die Spuren von Gebrauch, den Staub vergangener Leben. In Werken, in denen ADA reale Objekte mit ihren fotografischen Abbildern kombiniert, etwa in installativen Diptycha, entsteht ein Spannungsfeld: Was trägt die Erinnerung – das Objekt oder sein Bild? Der Stein oder sein Abglanz?

Was ADA schafft, ist eine Poetik der Präsenz, eine Einladung an das Publikum, jene Zwischenräume zu betreten, in denen Erinnerung sich neu formt: zwischen Verfall und Wiederkehr, zwischen Fragment und neuer Form. In einer Welt, die das Alte allzu schnell tilgt, widersetzt sich ADA der Logik des Vergessens, nicht durch Bewahrung im musealen Sinne, sondern durch die Verwandlung von Materie in sinnliche Erfahrung. Ihre Fragmente sind nicht nur geborgen, sie sind transsubstantiiert, neu aufgeladen mit Bedeutung, offen für das, was noch kommen mag.

Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH

Carl-Benz-Straße 35
60386 Frankfurt

Kontaktieren
Sie uns