Willi Graf
Hoffnungsträger
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PORTRAIT
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ZERREIẞT DEN MANTEL DER GLEICHGÜLTIGKEIT, DEN IHR UM EUER HERZ GELEGT!
„Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung.“
Willi Graf
„Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung.“
Anfang 1940 wird Graf in der Wehrmacht zum Sanitäter ausgebildet und zunächst in Frankreich und Belgien, ab Juni 1941 an der Ostfront eingesetzt. Im April 1942 wird Graf zur Fortsetzung des Medizinstudiums in die 2. Münchener Studentenkompanie abgeordnet. Hier lernt er Hans Scholl und Alexander Schmorell kennen, mit denen er von Ende Juli bis Ende Oktober 1942 zur „Feldfamulatur“ an der Ostfront eingesetzt wird. In den Weihnachtsferien 1942/43 unternimmt Graf mehrere Reisen in andere Städte, bei denen er in seinem alten Freundeskreis um Mitstreiter wirbt. Seit Dezember 1942 ist er an der Diskussion des fünften Flugblattes der Weißen Rose beteiligt und versucht erneut, bei einer Reise vom 20. bis 24. Januar 1943 Unterstützung bei Freunden in Köln, Bonn, Saarbrücken, Freiburg und Ulm zu finden. Im Februar 1943 beteiligt er sich an den Freiheitsparolen der Gruppe in der Münchener Innenstadt und unterstützt die Herstellung und Verbreitung des sechsten Flugblattes der Weißen Rose. Die Gestapo nimmt Willi Graf am 18. Februar 1943 fest. Der Volksgerichtshof verurteilt ihn gemeinsam mit Kurt Huber und Alexander Schmorell am 19. April 1943 in München zum Tode. Fast ein halbes Jahr später wird Willi Graf am 12. Oktober 1943 im Strafgefängnis München-Stadelheim ermordet.
- Willi Graf wird bis heute auf vielfältige Weise geehrt. 2004 wurde im Rathaus St. Johann in Saarbrücken eine Büste eingeweiht, in der Nähe seines Ehrengrabes entstand eine Gedenkstätte. An seinem Geburtshaus in Kuchenheim, am Johannishof in Saarbrücken und an seinem ehemaligen Wohnhaus in München erinnern Gedenktafeln.
- Zahlreiche Straßen, Plätze, Schulen und Einrichtungen in Deutschland tragen seinen Namen, darunter das Willi-Graf-Gymnasium in München, die Willi-Graf-Schulen in Saarbrücken sowie der Willi-Graf-Platz in Dillingen/Saar. Das Geschwister-Scholl-Gymnasium Münster vergibt jährlich den Willi-Graf-Preis.1999 wurde er in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen,
- 2003 erhielt er postum die Ehrenbürgerwürde der Stadt Saarbrücken. Anlässlich seines 100. Geburtstags 2018 widmete ihm die Stadt ein Gedenkjahr; zudem prüft das Erzbistum München und Freising seit 2017 ein Seligsprechungsverfahren.
- Anneliese Knoop-Graf, Inge Jens (Hrsg.): Willi Graf: Briefe und Aufzeichnungen. Frankfurt am Main 1988.
- Thomas Alber: Aufrecht bis zum Schafott. Willi Graf und die „Weiße Rose“. Kisslegg 2023.
Oliver Buchholz: Willi Graf: Der Weg in den Widerstand. Feature SR 3 Saarlandwelle, 22.10.2023.
Die Weiße Rose. Spielfilm. Regie: Michael Verhoeven (mit Ulrich Tukur als Willi Graf). Deutschland 1982.
Abschiedsbrief an seine Eltern
München-Stadelheim, den 12.Oktober 1943 – Auszug
Meine geliebten Eltern, meine liebe Mathilde u[nd] Anneliese,
an diesem Tag werde ich aus dem Leben scheiden und in die Ewigkeit gehen. Vor allem schmerzt es mich, daß ich Euch, die Ihr weiterleben werdet, diesen Schmerz bereiten muß. Aber Trost und Stärke findet Ihr bei Gott, darum werde ich bis zum letzten Augenblick beten, denn ich weiß, daß es für Euch schwerer sein wird als für mich. Ich bitte Euch, Vater und Mutter von Herzen, mir zu verzeihen, was ich Euch an Leid und Enttäuschung zugefügt habe, ich habe oft und gerade zuletzt im Gefängnis bereut, was ich Euch angetan habe. Verzeiht mir und betet immer wieder für mich! Behaltet mich in gutem Andenken! Seid stark und gefaßt und vertraut auf Gottes Hand, der Alles zum Besten lenkt, wenn es auch im Augenblick bitteren Schmerz bereitet. Wie sehr ich Euch geliebt habe, konnte ich Euch im Leben nicht sagen, nun aber, in den letzten Stunden sage ich Euch, (…), daß ich Euch Alle von Herzen liebe und Euch verehrt habe. Für Alles, was Ihr mir im Leben geboten habt und was Ihr mir durch Eure Fürsorge und Liebe ermöglicht habt. Schließt Ihr Übrigen Euch zusammen und stehet in Liebe und Vertrauen zueinander! Die Liebe Gottes hält uns umfaßt und wir vertrauen Seiner Gnade, möge Er uns ein gütiger Richter sein. Mein letzter Gruß Euch Allen, lieber Vater und geliebte Mutter, Mathilde, Ossy, Anneliese, Joachim, alle Verwandten und Freunde. Gottes Segen über uns, in Ihnen sind wir und leben wir. Lebet wohl und seid stark und voller Gottvertrauen!
Ich bin in Liebe immer Euer Willi
Quelle: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Nachlass Willi Graf, Nr. 27.
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