Hoffnungsträger

Lisa Holländer
24. Dezember 1890

22. April 1986

PORTRAIT

Ich kenne keine Angst.

Im Sommer 1943 bestimmten die Schrecken des Krieges den Alltag. Angst war für viele Menschen ein ständiger Begleiter, doch nicht für Lisa Holländer.
24. Dezember 1890

22. April 1986
Berlin

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Berlin

Tante Lisa war auschlaggebend, dass meine Mutter durchhielt. Sie war eine starke Frau und ich hatte sie sehr lieb.

Tante Lisa war auschlaggebend, dass meine Mutter durchhielt. Sie war eine starke Frau und ich hatte sie sehr lieb.

Im Sommer 1943 bestimmten die Schrecken des Krieges den Alltag. Angst war für viele Menschen ein ständiger Begleiter, doch nicht für Lisa Holländer. Ohne zu zögern, nahm sie Inge Deutschkron und ihre Mutter in ihrer Berliner Wohnung auf. „Sie tat es so selbstverständlich, als handle es sich um eine Einladung zum Tee“, erinnerte sich die Journalistin und Autorin Inge Deutschkron später.

Lisa Holländer wusste nur zu gut, was Verfolgung und Verlust bedeuteten. 1938 war ihr jüdischer Ehemann in ein Konzentrationslager verschleppt und dort ermordet worden. Sie teilte mit den beiden jüdischen Frauen das Wenige, das sie besaß und schenkte ihnen, was in jener Zeit selten geworden war: Hoffnung.

Die Deutschkrons arbeiteten unter falschem Namen und trugen so zum Unterhalt ihrer kleinen Wohngemeinschaft bei. Inge, die ein eigenes kleines Zimmer in der Wohnung hatte, sagte später: „Ich habe mich dort wahnsinnig wohlgefühlt.“ Doch Ende Januar 1944 wurde die Wohnung bei einem Bombenangriff zerstört. Lisa Holländers Schwager organisierte ein neues Versteck für Inge und ihre Mutter: einen alten Ziegenstall am Rande von Potsdam. Lisa Holländer kam an einem anderen Ort unter, blieb aber eng mit beiden verbunden. Als Inges Mutter die Angst vor Entdeckung kaum mehr aushielt, war es Lisa, die ihr Mut zusprach und Trost spendete. Mit ihrem mutigen und selbstlosen Handeln rettete Lisa Holländer Inge Deutschkron und ihrer Mutter das Leben, ungeachtet der Gefahr für sich selbst.

Ihre Freundschaft bestand auch nach Kriegsende fort. Als Inge Deutschkron und ihre Mutter 1946 nach England auswanderten, schrieben sie Lisa Holländer regelmäßig Briefe. Und wann immer Inge nach Berlin kam, besuchte sie „Tante Lisa“, wie sie ihre Retterin nannte.

Quellen:
Beate Kosmala: Versteckt in Schöneberg. Netzzeitung-Online, 03.08.2004.
Anton Maria Keim (Hrsg.): Yad Vashem. Die Judenretter aus Deutschland. Mainz, 1983. S. 73.

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