Der Kunstparcours

Terra Incognita

Kunstparcours

Der Kunstparcours – Terra Incognita kuratiert von Celena Ohmer

Der Kunstparcours Terra Incognita, das unbekannte Land, benannt nach dem Kartografen der Seele Sigmund Freud – ist Teil der narrativen Raumentwicklung auf dem Union Areal. In der Verbindung von Kunst-Skulpturenpark und Widerstands-Parcours entfaltet sich die Topographie der Hoffnung. 

Mit mehr als 70 Positionen von KünstlerInnen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Herkunft stellt die Kunst das Spannungsfeld dar, in dem experimentelle Konzepte visualisiert werden. Der Kunstparcours eröffnet ein Panorama subjektiver Wirklichkeiten und persönlicher Vorlieben des Stifters, fernab gesellschaftlicher Zwänge und städtischen Auflagen.

Ardi Goldman ist ein visueller Mensch, mit eigenem Gestaltungswillen, ja Gestaltungsdrang.

„Wenn ich durch die Straßen flaniere, sehe ich Qualitäten, ob das ein Fenster ist oder ein Graffiti. Ich nehme meine Umgebung wahr.“

So eine Selbstbeschreibung, die seine intrinsische Motivation widerspiegelt. Seine tiefe Freude und Neugier an der Welt und ihren Geschichten, die er auf seinem Gelände verknüpft. Wo er ein Spiel von Erwartung, Phantasie und harter Realität inszeniert und (s)ein eigenes Narrativ entwickelt. Dem kunsthistorischen Kanon fühlt er dabei nicht verpflichtet.

Terra incognita

Stattdessen offeriert die Kunst hier ein ergebnisoffenes Spiel-Feld, das WACHRÜTTELN will, auf Dialog und gemeinschaftliche Teilhabe setzt, ein kollaboratives Labor im Stadtraum. Weshalb die Kunst auf seinem Areal auch nicht für einen geschützten „Kunst-Raum“ geschaffen, sondern im Alltag der Lebenspraxis verankert ist. Sichtbar, hörbar, berühr- und begehbar breitet sie sich über das gesamte Gelände expansiv aus.
Dem Schrecken, den Leere zu erzeugen vermag, dem „Horror vacui“, wirkt Goldman demonstrativ entgegen, in dem er eine „Wohnsphäre“ im Außenraum schafft, eine dritte Haut. Wände und architektonische Elemente grenzen nicht mehr ab, sondern werden zu Projektionsflächen, einem nach außen verlagerten Teil des Selbst, als Mittel der öffentlichen Zurschaustellung.

Die Kunst ist hier kein Schmuck, folgt nicht dem Bedürfnis nach Schönheit, sondern fungiert als „Mindbombs“, Gedankenbomben. Von Goldman initiierte sichtbare Zeichen einer aus den Fugen geratenen Welt. Ein Versuch sich in einer fremdgewordenen Welt zurechtzufinden und heimisch zu werden. In einem „Heute“, in dem Krieg, Entfremdung und Hass den Alltag mitbestimmen, wird der Parcours zu einem Möglichkeitsraum, um sich gegen Geschichtsverklärung und Vorurteile zu wappnen.

72

Kunstwerke

25000

quadratmeter

72

Individuelle Geschichten

Flanieren & Entdecken

Die Kunst hinterfragt unser Orientierungssystem, wird zu einem Ort des Erlebens, wo gelebte Geschichte – das Drama der menschlichen Existenz – visualisiert wird. Dabei offenbart sich den Flanierenden die subversive Kraft des Spaziergangs, wenn sich durch langsames, absichtsloses Schlendern die immanente Sprengkraft des Stadtraums eröffnet.

Zufällig kann Hässliches, Irritierendes oder Staunenswertes in Erscheinung treten, transformiert oder verdichtet werden. Vermeintlich Nebensächliches tritt hervor. Im Gesamtgeflecht einer scheinbaren Unordnung kann eine zweite oder dritte Ebene entdeckt werden.

Neben der Zurschaustellung von Ardi Goldmans individuellem Blick, wird auch erfahrbar, wie erlebte Realität bildhaft umgeformt und neue Bedeutungszusammenhänge hergestellt werden. Wie überlieferte und erlebte Geschichte(n) zum Resonanzkörper und Seismografen unserer ungewissen Gegenwart und Zukunft werden. Die kuratierte „Zufälligkeit“ des Stifters, die dem Betrachter zunächst eigenwillig erscheinen mag, lässt assoziative Verknüpfungen zu. Sie lässt uns den verschütteten Gräben, Wegen, den Abzweigungen und verpassten Chancen nachspüren. Sie weckt die Sehnsucht unsere Gegenwart und vielleicht auch unsere Zukunft kreativ zu gestalten, ja, mitbestimmen zu wollen.
Dabei leitet sie Joseph Beuys‘ Gedanke:

„Wenn man sich geschnitten hat, sollte man das Messer verbinden und nicht die Wunde.“

Ein Aufruf, sich aktiv mit der eigenen Realität und den Wunden der Geschichte auseinanderzusetzen. 

Der Kunstparcours

Präsentiert werden persönliche Sichtweisen, diverse Erfahrungen und Erlebnisse, die als Irritation, Provokation, Witz oder Herausforderung wahrgenommen werden können. Neben textbasierten Beiträgen wurden skulpturale, installative und mehrdimensionale Medien berücksichtigt, die oftmals in direktem Bezug zum Ort, exklusiv für das Union-Areal, realisiert wurden. Der Parcours lässt eine Vielstimmigkeit zu, die aktuelle Kunstproduktionen aus Frankfurt und der Rhein-Main-Region ebenso berücksichtigt wie nationale und internationale Sichtweisen. Neben den dauerhaft installierten, ortsspezifischen Arbeiten werden außerdem auch performative, situative Programmpunkte gesetzt.

Entscheidend ist für Ardi Goldman dabei nicht der Bekanntheitsgrad der künstlerischen Position, vielmehr steht die visuelle Botschaft und seine Gesamterzählung im Zentrum. Er entwickelt eine Art „Liebes- und Wachsamkeitsdenkmal“, das Trost spenden soll. Auch um den eigenen Schmerz aus der Vergangenheit gekonnt zu kanalisieren.
Am 8. Mai 2023 – dem Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus – wurde Robert Montgomerys Lichtinstallation

„The people you love become ghosts inside of you and like this you keep them alive.“

als erstes Objekt des Kunstparcours auf dem Uniongelände als Eingangstor in die Terra Incognita montiert. Mit Beginn der Dämmerung erstrahlt neben Montgomerys Kommentar nun auch die von Gregor Aigner geschaffene Lichtinstallation ACHTUNG ÄCHTUNG vom Schornstein des Kesselhauses. Die Flanierenden werden viele Warnsignale unterschiedlicher Gestalt entdecken können.

Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH

Carl-Benz-Straße 35
60386 Frankfurt

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