Brockdorff Erika
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Ein Widerstandsnetzwerk, das sich selbst nie so nannte.
Noch auf dem Schafott werde ich lachen.
Erika Gräfin von Brockdorff
Noch auf dem Schafott werde ich lachen.
Die 1911 in Kolberg geborene Erika Schönfeldt ist seit 1929 als Hausangestellte, später als Stenotypistin in Berlin tätig. Seit Frühjahr 1941 arbeitet sie wie Elisabeth Schumacher in der Reichsstelle für Arbeitsschutz. Durch die Heirat mit dem bildenden Künstler Cay von Brockdorff 1937 kommt sie in den Kreis von Gegnern des NS-Regimes, der sich um den Schauspieler Wilhelm Schürmann-Horster gebildet hat. Seit 1939 nehmen auch Hans Coppi, Karl Böhme und Wolfgang Thiess regelmäßig an diesen Gesprächen teil. 1941 entsteht eine engere Verbindung zum Freundeskreis um Hans Coppi, der im selben Jahr ein Funkgerät bei ihr unterstellt und dieses dort mit Karl Böhme und Kurt Schulze reparieren will. Im Sommer 1942 bietet Erika von Brockdorff dem Fallschirmspringer Albert Hößler Quartier und Unterstützung bei seinen Funkversuchen. Am 16. September 1942 wird sie festgenommen und am 19. Dezember 1942 zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die wenig später in einer neuen Verhandlung zur Todesstrafe umgewandelt wird. Erika von Brockdorff wird am 13. Mai 1943 in Berlin-Plötzensee ermordet.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
2011 wurde der östliche Vorplatz am Bahnhof Berlin Südkreuz in Erika-von-Brockdorff-Platz umbenannt.
Im Mai 2006 wurde für Erika von Brockdorff in Berlin-Friedenau, Wilhelmshöher Straße 17 ein Stolperstein verlegt.
Im Leipziger Stadtteil Möckern erhielt 1950 eine Straße den Namen Erika von Brockdorff.
1969 erhielt sie postum den sowjetischen Orden des Vaterländischen Krieges
I. Klasse.
Am 3. Oktober 1985 erhielt die Kommunale Berufsschule II (heute Alte Handelsschule) in Leipzig-Kleinzschocher den Namen „Erika von Brockdorff“.
Johannes Tuchel: „… wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.“ Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle. Berlin 2022.
Eva Madelung, Joachim Scholtyseck: Heldenkinder, Verräterkinder. Wenn die Elterim Widerstand waren. S. 166-180.München 2007.
Hans Coppi / Jürgen Danyel / Johannes Tuchel (Hrsg.): Die Rote Kapelle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 1994.
Regina Griebel / Marlies Coburger / Heinrich Scheel: Erfasst? Das Gestapo-Album zur Roten Kapelle. Eine Foto-Dokumentation. Halle/S. 1992, S. 158f.
Christian Weisenborn: Verräterkinder – Die Töchter und Söhne des Widerstands] 2014
Saskia von Brockdorff: Abschiedsbrief an die Tochter. Auf YouTube ∙ Zeitzeugen-Portal.
Podcast Rote Kapelle. In 33 spannungsgeladenen Minuten erfahren Sie die Geschichte der legendären Widerstandsgruppe auf einem Spaziergang durch Berlin. Ein Projekt von Stefan Roloff, produziert von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin und When 6 is 9 Productions GmbH. Ein Projekt von Stefan Roloff, produziert von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin und When 6 is 9 Productions GmbH. Deutsch, Englisch und Spanisch.
In einem Abschiedsbrief an ihren Mann, Cay Hugo Graf von Brockdorff, der ebenfalls inhaftiert war, schrieb sie:
Lachend will ich mein Leben beschließen, so wie ich das Leben lachend am meisten liebte und noch immer liebe.“ Sie beendete den Brief mit den Worten: „Mein Leben hat durch Dich erst Sinn und Inhalt bekommen. Das bewährt sich jetzt. Ich bin gefasst und sehr ruhig.
Deine Erika
Erst Anfang der 2000er Jahre erfuhr Saskia von Brockdorff, dass ihre Mutter ihr kurz vor ihrem Tod einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte. Der Brief war ihr über Jahrzehnte vorenthalten worden, sodass sie erst viele Jahre später von seiner Existenz erfuhr. Hier ein Auszug des Briefes
Meine liebe Saskia.
Ich hoffe, dass dich diese Zeilen einmal erreichen werden. Dann werde ich lange nicht mehr sein. Aber ich wollte dir mit diesen Zeilen sagen, dass ich in meiner Zelle sehr oft, ja am meisten nur an dich gedacht habe. Du bist jetzt fünf Jahre alt und noch bei meinen Eltern. Die werden dich über den Schmerz trösten, dass du nun keine Mutter mehr hast. Mein liebes, liebes Kind, ich wünsche dir für dein Leben alles nur erdenklich Gute. Mögest du ein offener, ehrlicher, gerader Mensch werden. […] Man kann mir viel vorwerfen, aber das eine nicht, dass ich keine gute Mutter gewesen. Ich habe das Beste gewollt. Daran sollst du dich immer halten, wenn man mich klein machen will in deinen Augen. Ich habe den festen Glauben, dass mal eine Zeit kommt, wo man anders über mich und die vielen anderen denkt. Ich hätte die auch noch so gerne erlebt. Nun bin ich aber nicht traurig, dass es anders ist. In mir ist eine so wundervolle Ruhe und Klarheit.
Sei tausendmal gegrüßt und geküsst von deiner Mutter.
Ardi Goldman Kunst-
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