Coppi Hans
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Ein Widerstandsnetzwerk, das sich selbst nie so nannte.
Es gebe wohl nichts, was Hilde und mich noch enger miteinander verbinden könnte als dieses neue Leben. Haben wir da nicht allen Grund, das Glück, das uns die Gegenwart beschert, auszukosten (…)?
Hans Coppi nach der Geburt seines Sohnes in einem Brief an seine Mutter.
Es gebe wohl nichts, was Hilde und mich noch enger miteinander verbinden könnte als dieses neue Leben. Haben wir da nicht allen Grund, das Glück, das uns die Gegenwart beschert, auszukosten (…)?
In einer Arbeiterfamilie im Berliner Bezirk Wedding aufgewachsen, besucht Hans Coppi von 1929 bis 1932 die Schulfarm auf der Insel Scharfenberg im Tegeler See. 1931/32 schließt er sich den „Roten Pfadfindern“ und dem KJVD an.
Wegen illegalen Verteilens von Flugblättern gesucht, wird er Ende Januar 1934 verhaftet, kurze Zeit im KZ Oranienburg inhaftiert und zu einem Jahr Jugendgefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung schließt er sich wieder dem Scharfenberger Freundes- und Widerstandskreis an. Coppi arbeitet als Dreher in einer kleinen Maschinenbaufabrik. Ab 1939 ist er in der Widerstandsgruppe um den Dramaturgen Wilhelm Schürmann-Horster aktiv. Harro Schulze-Boysen gewinnt Coppi im Juni 1941 für die Aufgabe, eine Funkverbindung der Widerstandsorganisation in die Sowjetunion herzustellen. Dies kommt wegen fehlender Vorkenntnisse und technischer Probleme jedoch nicht zustande. Coppi beteiligt sich an Flugblatt- und Zettelklebeaktionen und kümmert sich im August 1942 um den aus Moskau eingetroffenen Fallschirmagenten Albert Hößler. Nach seiner Einberufung zur Wehrmacht am 10. September 1942 wird Hans Coppi am 12. September 1942 in Schrimm bei Posen verhaftet, am 19. Dezember 1942 vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 22. Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee ermordet.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
In Berlin-Tegel (Insel Scharfenberg) erinnert seit 1986 eine Gedenktafel an Hans Coppi und den ehemaligen Scharfenberg-Schüler Hanno Günther. In Berlin-Lichtenberg trägt sein eine Porphyr-Gedenktafel an der Ringmauer der Gedenkstätte der Sozialisten (Zentralfriedhof Friedrichsfelde).
Am 6. Oktober 1969 wurde Hans Coppi postum mit dem Orden des Vaterländischen Krieges II. Klasse durch das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR ausgezeichnet.
Vor dem ehemaligen Wohnort des Ehepaars in der Kleingartenanlage „Am Waldessaum“, Seidelstraße 23 in Berlin-Tegel, liegen Stolpersteine. Eine weitere Gedenktafel wurde dort am 12. September 1954 im Kleingartenverein, 5. Weg, Nr. 107, angebracht.
In Berlin tragen ein Gymnasium, eine Straße und ein Studentenwohnheim seinen
Auch Leipzig-Gohlis erinnert mit Coppistraße, Coppi-Platz und Coppi-Lichtspielen an das Paar.
Johannes Tuchel: „… wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.“ Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle. Berlin 2022.
Heinrich Scheel: Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts. Mein Weg in den Widerstand. Berlin 1993.
In Liebe, Eure Hilde. Regie: Andreas Dresen. Spielfilm 2024.
Verräterkinder. Die Töchter und Söhne des Widerstands. Dokumentation und Reportage. Regie: Christian Weisenborn. ARD 14.07.2014.
Verlorenes Leben. Hans Coppi und der letzte Agent der „Roten Kapelle“, Filmdokumentation von Inga Wolfram, Helge Trimpert und Hans Coppi Junior,1996.
KLK an PTX – Die Rote Kapelle. Regie: Horst E. Brandt. Drehbuch: Wera Küchenmeister, Claus Küchenmeister. DEFA-Spielfilm 1970/71.
Podcast Rote Kapelle. Auf einem Spaziergang durch Berlin erfahren Sie die Geschichte der legendären Widerstandsgruppe. Ein Projekt von Stefan Roloff, produziert von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und When 6 is 9 Productions GmbH. Deutsch, Englisch und Spanisch.
Brief von Hans Coppi an Hilde
30. Oktober 1942– Auszug
Mein liebe Hilde!
„Haben wir doch vor einem Jahr unsere schöne Skiwanderung in die
Charlottenbrunner Berge gemacht. Im dicken Nebel am Hornschloss! Ja, Hildchen,
jetzt erinnere ich mich wieder ganz genau. Auch wie Du mich am Sonnabend früh
aus dem Zug rausholtest beim herrlichsten Sonnenschein und Pulverschnee. Ich bin
gespannt, ob der Film sich noch entwickeln lässt. Mama brachte mir am Mittwoch
drei Stiefmütterchen mit. Ein dunkelrotes und zwei rote mit gelbem Gesicht. Du hast
sie ja immer so fleißig gegossen, ganz große Blüten und duften tun sie. Ich habe
eines für Dich gepresst. (…) Ich lege es mit hinein, vielleicht bekommst Du es.“
Quelle des Briefauszugs: Christine Werner: Auch sie waren Widerstandskämpfer – Hans Coppi erinnert an seine Eltern. Redaktion: Nadja Odeh. Regie: Günter Maurer. SWR2 Leben – Produktion SWR 2019.
Auszug von Brief von Hans Coppi an Hilde
09. Dezember 1942
„Meine liebe Hilde!
Nun habe ich ja gestern unseren Jungen gesehen und angestaunt. Es war gut, dass
ich ihn wenigstens berührte, sonst glaubte ich heute, es war ein schöner Traum.
Ganz bin ich noch gar nicht wieder hier in meiner Zelle, vieles, was ich gestern sah,
kommt mir erst jetzt ins Bewusstsein. Denn ich habe nicht nur den neuen
Erdenbürger gesehen, sondern auch seine Mutter. Ja, mein Hildchen, Dich von einer
ganz neuen Seite. Ein Teil von all dem Glück, der Liebe und der Sorge um unseren
Jungen, das ich in dieser Stunde bei Dir sah, nahm ich mit. Genug, um mich für
lange Zeit froh zu machen. (…)“.
Quelle des Briefauszugs: Christine Werner: Auch sie waren Widerstandskämpfer – Hans Coppi erinnert an seine Eltern. Redaktion: Nadja Odeh. Regie: Günter Maurer. SWR2 Leben – Produktion SWR 2019.
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