Helmy Dr. Med. Mohamed
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Für seine verfolgten Patienten war er sowohl Arzt als auch Retter in der Not.
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Dr. Mohamed Helmy wurde 1901 als Kind ägyptischer Eltern in Khartum geboren. 1922 ging Helmy nach Deutschland, um Medizin zu studieren, und ließ sich in Berlin nieder. Nach Absolvierung seines Studiums arbeitete er am Robert Koch Institut in Berlin, wurde jedoch 1937 entlassen. […] Als „Nichtarier“ durfte Dr. Helmy nicht im öffentlichen Gesundheitswesen tätig sein. Auch konnte er seine deutsche Verlobte nicht heiraten. 1939 wurde er zusammen mit anderen ägyptischen Staatsangehörigen verhaftet, ein Jahr später jedoch aus Gesundheitsgründen wieder freigelassen.
Obwohl ihn das Regime im Visier hatte, erhob Helmy seine Stimme gegen die Politik der Nazis und riskierte ungeachtet der großen Gefahr sein Leben, um seinen jüdischen Freunden zu helfen. Als die Deportation der Berliner Juden begann und die 21jährige Anna Boros (nach dem Krieg „Gutman“), eine Freundin der Familie, ein Versteck brauchte, brachte Helmy sie zu einer Hütte, die er im Berliner Stadtteil Buch besaß. Diese blieb bis zum Ende des Krieges ihr Zufluchtsort. Zu Zeiten der Gefahr, wenn er unter polizeilicher Überwachung stand, sorgte Helmy dafür, dass sie sich anderswo verstecken konnte.
Helmy half auch Anna Gutmans Mutter Julie, ihrem Stiefvater Georg Wehr und ihrer Großmutter Cecilie Rudnik. Er versorgte sie und kümmerte sich um ihre medizinischen Bedürfnisse. Er sorgte dafür, dass sich Cecilie Rudnik in der Wohnung Frieda Szturmanns verstecken konnte. Über ein Jahr lang versteckte und beschützte Frau Szturmann die ältere Frau und teilte ihre Essensrationen mit ihr.
Ein Augenblick großer Gefahr trat ein, als 1944 die Wehrs gefangen genommen wurden und beim Verhör preisgaben, dass Helmy ihnen half und dass er Anna versteckte. Helmy brachte Anna sofort zu Frieda Szturman, und nur dank seines Erfindungsreichtums gelang es ihm, der Bestrafung zu entgehen: er zeigte der Polizei einen Brief, den Anna ihm angeblich geschrieben hatte, aus dem hervorging, sie sei bei ihrer Tante in Dessau.
Dr. Helmy blieb in Berlin und konnte schließlich seine Verlobte heiraten.
Am 18. März 2013 wurden Frieda Szturmann und Mohamed Helmy von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Die Auszeichnung für Mohamed Helmy konnte zunächst nicht übergeben werden, da seine nächsten Verwandten keine israelische Ehrung annehmen wollten. Am 26. Oktober 2017 nahm sein Großneffe Nasser Kotby die Medaille und Urkunde schließlich in Berlin entgegen.
Berliner Gedenktafel in Berlin-Moabit (Krefelder Straße 7) © OTFW, Berlin
Ronen Steinke: Der Muslim und die Jüdin. Die Geschichte einer Rettung in Berlin. Berlin 2017.
Igal Avidan/Helmut Kuhn: Mod Helmy. Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete. München 2017.
„Mohamed und Anna – eine muslimisch-jüdische Geschichte“ Dokumentarfilm.
Buch und Regie: Taliya Finkel. Hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.
Produktion: 04.2017 / 06.2018 (Schulversion). Mediathek der bpb.
„Ein guter Freund unserer Familie, Dr. M. Helmy [..] verbarg mich vom 10. März 1942 bis nach Beendigung der Kampfhandlungen in seiner Laube in Berlin-Buch. Ich hatte ab 1942 keine Verbindungen mehr mit der Außenwelt. Der Gestapo war der Name Dr. M. Helmy als behandelnder Arzt der Familie bekannt, ebenso wie die Existenz seiner Laube in Berlin-Buch. Allen Nachforschungen der Gestapo ging er jedoch geschickt aus dem Wege. Mehrmals brachte mich Dr. Helmy während dieser Zeit für einige Tage zu Bekannten, und ich galt dann als seine Nichte aus Dresden. Wenn die Gefahr vorüber war, kehrte ich wieder in die Laube zurück. [..] Was Dr. Helmy für mich tat, war selbstlos und ich werde ihm stets dankbar sein.“
Anna Gutman in einem Brief an den Berliner Senat, 1960er Jahre
© Yad Vashem
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