Ella Reiner wird zunächst Juristin und studiert dann Medizin. Seit 1926 ist sie Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. 1938 heiratet sie den Arzt Kurt Lingens. 1939 wird der Sohn Peter Michael geboren.
Das Ehepaar Lingens lehnt den Nationalsozialismus ab. Während des Novemberpogroms 1938 und nach Beginn der Deportationen 1942 nehmen sie jüdische Verfolgte bei sich auf. Außerdem verhelfen sie vielen Jüdinnen und Juden zur Flucht.
1942 bereiten sie gemeinsam mit ihrem Bekannten Karl Motesiczky die Flucht einer Gruppe polnischer Jüdinnen und Juden in die Schweiz vor. Ein jüdischer Fluchthelfer verrät die Fluchtpläne jedoch an die Gestapo. Am 13. Oktober 1942 werden sie in Wien wegen „Judenbegünstigung“ verhaftet. Ihren dreijährigen Sohn können sie rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Ella Lingens wird nach viermonatiger Polizeihaft in das KZ Auschwitz verlegt. Dort arbeitet sie als Ärztin unter dem SS-Arzt Josef Mengele im Krankenrevier. Im April 1945 erlebt sie die Befreiung im KZ Dachau.
Im März 1964 sagt Lingens als Zeugin während des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses aus.
1980 wird Ella Lingens von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.