Hoffnungsträger

Jean Jülich
18. April 1929

19. Oktober 2011

PORTRAIT

Störenfriede – wir brauchen sie. Sie stören den Frieden der Obrigkeit.

Jean Jülich wächst bei seinen Großeltern in Köln auf. Sein Vater ist Kommunist und wird 1935 zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Seine Mutter Anna Maria arbeitet in einer Schirmfabrik und kann sich nicht um das Kind kümmern. Nachdem auch die Großmutter verhaftet wird, muss Jean Jülich für mehrere Monate in ein Waisenheim und kehrt erst nach der Haftentlassung der Großmutter zur Familie zurück.

Personenbeispiel von: 

18. April 1929

19. Oktober 2011
Köln

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Köln

Wir haben den gesunden jugendlichen Menschenverstand walten lassen. Wir haben gespürt: Bei den Nazis, da stimmt was nicht.

Wir haben den gesunden jugendlichen Menschenverstand walten lassen. Wir haben gespürt: Bei den Nazis, da stimmt was nicht.

Jean Jülich wächst bei seinen Großeltern in Köln auf. Sein Vater ist Kommunist und wird 1935 zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Seine Mutter Anna Maria arbeitet in einer Schirmfabrik und kann sich nicht um das Kind kümmern. Nachdem auch die Großmutter verhaftet wird, muss Jean Jülich für mehrere Monate in ein Waisenheim und kehrt erst nach der Haftentlassung der Großmutter zur Familie zurück. 1939 tritt Jean Jülich in das „Jungvolk“ ein und später in die „Flieger-HJ“. Nach dem Besuch der Volksschule beginnt er im Frühjahr 1943 eine Ausbildung beim Reichsbahn-Ausbesserungswerk in Köln-Nippes als Maschinenschlosser. Er wird zum Westwalleinsatz einberufen, desertiert jedoch von dort. Im Spätherbst 1942 kommt Jean Jülich in Kontakt mit Edelweißpiraten. Er lernt Gitarre spielen und geht mit seinen Freunden auf Fahrt in die Kölner Umgebung. Es gibt häufiger Auseinandersetzungen mit der „Hitler-Jugend”. Über seinen Freund Ferdinand Steingass gerät er in das Umfeld der Gruppe um Hans Steinbrück in Köln-Ehrenfeld. Sie stellen Steinbrück einen Sprengapparat zur Verfügung, den sie nach einem Bombenangriff in einem Keller gefunden haben. Jean Jülich vermeidet jedoch weiteren Kontakt mit der Steinbrück-Gruppe, weil ihm das „Treiben dort” nicht gefällt. Im Zusammenhang mit der Verfolgung der Steinbrück-Gruppe wird Jean Jülich am 10. Oktober 1944 verhaftet und im Gestapogefängnis Brauweiler inhaftiert. Vor den heranrückenden alliierten Truppen im Februar 1945 in die Haftanstalt Rockenbach verlegt, wird er im März 1945 von amerikanischen Truppen befreit. Danach lebt er in Köln.

© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Jülich macht es sich zur Lebensaufgabe, diesen Diffamierungen, dass die Edelweißpiraten „Kriminelle“ waren, entgegenzutreten. Er gibt Interviews, hält Vorträge an Schulen, nimmt an Diskussionsrunden und Veranstaltungen teil. Nach umfangreicher historischer Aufarbeitung werden die „Edelweißpiraten“ schließlich rehabilitiert und als Widerstandskämpfer anerkannt.

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