Hoffnungsträger

Le Chambon-sur-Lignon

Bodenrelief

Es mussten Dinge getan werden, und wir waren zufällig da, um sie zu tun. Es war die natürlichste Sache der Welt, diesen Menschen zu helfen.

Abgelegen auf einem Hochplateau im französischen Zentralmassiv liegt Le Chambon-sur-Lignon. Ein kleines Dorf, tief verwurzelt in protestantischer Tradition, wurde es während des Zweiten Weltkriegs zum Zufluchtsort für Tausende Verfolgte – und zum Symbol für gelebte Zivilcourage.

Niemand fragte, wer Jude war und wer nicht. Niemand fragte, wo man herkam. Niemand fragte, wer dein Vater war oder ob man bezahlen kann.

Niemand fragte, wer Jude war und wer nicht. Niemand fragte, wo man herkam. Niemand fragte, wer dein Vater war oder ob man bezahlen kann.

Abgelegen auf einem Hochplateau im französischen Zentralmassiv liegt Le Chambon-sur-Lignon. Ein kleines Dorf, tief verwurzelt in protestantischer Tradition, wurde es während des Zweiten Weltkriegs zum Zufluchtsort für Tausende Verfolgte – und zum Symbol für gelebte Zivilcourage.

Viele Bewohner des Dorfs stammten von verfolgten Hugenotten ab. Vielleicht war es diese eigene Erinnerung an Flucht und Schutzlosigkeit, die sie dazu bewegte, ohne Zögern zu helfen, als sich das Unrecht wiederholte – diesmal unter nationalsozialistischer Besatzung.

Schutz im Verborgenen

Nach der Besetzung Frankreichs 1940 und der Machtergreifung durch das Vichy-Regime wuchs der Druck auf jüdische Flüchtlinge rapide. Le Chambon, abgelegen und schwer zugänglich, wurde zur Zufluchtsstätte. Mit Unterstützung christlicher und jüdischer Hilfswerke organisierten die Dorfbewohner Unterkünfte, Nahrung, Kleidung, falsche Papiere und Fluchtrouten.

Tausende Verfolgte, darunter etwa 3.500 Juden, wurden in Privathäusern, Internaten, Bauernhöfen und Kinderheimen versteckt. Viele wurden nachts über die Grenze in die Schweiz geschleust – unter dem Risiko, selbst verhaftet zu werden.

Jeder hatte eine Aufgabe: einer wusste, wo Betten frei waren, ein anderer, wann Patrouillen kamen. Niemand fragte nach Herkunft, Religion oder Geld.

Unerschrockener Glaube an Menschlichkeit

Als 1942 die Gestapo die Auslieferung aller jüdischen Flüchtlinge forderte, widersetzte sich Pfarrer André Trocmé mit den Worten:

„Wir wissen nicht, was ein Jude ist. Wir kennen nur Menschen.“

Trotz Festnahmen – auch Trocmé und sein Kollege Édouard Theis wurden zweimal verhaftet – blieb der Widerstand bestehen. Die etwa 9.000 Einwohner der Region hielten zusammen, schützten über Jahre hinweg Verfolgte und ließen sich nicht beugen.

Erinnerung und Vermächtnis

Nach dem Krieg ehrte die israelische Gedenkstätte Yad Vashem 32 Einzelpersonen aus Le Chambon als „Gerechte unter den Völkern“. 1990 wurde das ganze Dorf samt Umgebung für seinen kollektiven Mut ausgezeichnet – ein nahezu einmaliger Vorgang.

Die Geschichte von Le Chambon zeigt: Zivilcourage beginnt nicht mit Heldentaten, sondern mit Haltung.

Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH

Carl-Benz-Straße 35
60386 Frankfurt

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