Burde
Hoffnungsträger
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PORTRAIT
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Der Mann ist in Not, dem helfe ich.
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Marie Burde verdient sich ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Zeitungen und als Lumpensammlerin. Um 1943 wird sie von einer Bekannten um Hilfe für einen „untergetauchten“ Juden gebeten. Spontan ist die ledige Frau, die in ärmlichsten Verhältnissen lebt, bereit, Rolf Joseph in ihrer Kellerwohnung in Berlin-Wedding aufzunehmen.
Eines Tages gerät der 23-Jährige in eine Wehrmachtskontrolle und wird festgenommen. Es gelingt ihm, vom Zug nach Auschwitz zu fliehen und zu Marie Burde zurückzukehren, die in der Zwischenzeit auch seinen Bruder Alfred sowie dessen gleichaltrigen Freund Arthur Fordanski aufgenommen hat.
Burde teilt ihre kargen Lebensmittelrationen mit ihnen und sammelt auf Wochenmärkten weggeworfenes Gemüse, um ihre Schützlinge ernähren zu können. Nachdem ihre Kellerwohnung Ende 1943 ausgebombt worden ist, bringt Burde die drei Männer im Frühjahr 1944 auf ihrem Grundstück in Schönow nördlich von Berlin unter. Dort bleibt Rolf Joseph bis zum Einmarsch der Roten Armee Ende April 1945. Nach Kriegsende halten Rolf und Alfred Joseph Kontakt zu ihrer Lebensretterin und unterstützen Marie Burde nun ihrerseits.
© Gedenkstätte Stille Helden
Rolf Joseph berichtete zudem in Schulen von seiner Überlebensgeschichte und von „Mieze“, der er lange über ihren Tod hinaus eng verbunden war. Für sein Engagement wurde ihm 2002 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
- Am 14. Februar 2012 wurde sie posthum in Yad Vashem mit dem Ehrentitel Gerechte unter den Völkern
- In der Tegeler Straße 15 in Berlin-Wedding wurde 2015 eine Gedenktafelfür sie angebracht.
- In Schönow, ein Ortsteil von Bernau, wurde 2023 eine Straße nach ihr benannt.
- Im Juli 2024 eröffnete die DiakonieRheinland-Westfalen-Lippe das nach ihr benannte Marie-Burde-Haus für wohnungslose Frauen.
Beate Kosmala: Rede zur Enthüllung der Berliner Gedenktafel für Marie Burde am 13. Juli 2015 in der Tegeler Straße 15. In: Aktives Museum Berlin, Rundbrief Nr. 73, August 2015, S. 12–15.
Postkarte
Berlin, den 19.04.1962
Familie Liesel u. Rolf Joseph,
Berlin-Charlottenburg 9,
Dernburgstr. 23 a.
Meine lieben Leute!
Ein frohes Osterfest wünscht Euch, liebe Kinder, Eure Mieze.
Ihr werdet ja ein anderes Fest abhalten, aber das macht ja nichts. Hauptsache, Ihr seid gesund und fröhlich. (…)
Viele herzliche Grüße
Eure Miese
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH
60386 Frankfurt