Tajtelbaum
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Sag nie, du gehst den letzten Weg.
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Niuta Tajtelbaum wuchs in Łódź in einer chassidischen Familie auf. Schon als Schülerin wurde sie Mitglied einer kommunistischen Zelle ihrer Schule und wegen illegaler politischer Aktivitäten vom Gymnasium verwiesen. Dennoch durfte sie studieren und schloss 1939, kurz vor Kriegsbeginn, ihr Studium der Geschichte und Psychologie an der Universität Warschau ab. Im Jahr darauf wurde sie ins Warschauer Ghetto zwangsumgesiedelt und war unter dem Decknamen „Wanda“ als Kurierin für den jüdischen Widerstand tätig. Sie trat in die polnische Arbeiterpartei ein, schloss sich der Volksgarde an und brachte ihren Genossen und Genossinen den Umgang mit der Waffe bei. Auf Wunsch des Kommandos der Volksgarde verließ Niuta Tajtelbaum das Ghetto und wurde stellvertretende Kommandantin einer Sabotageeinheit. Ihr „arisches Aussehen“, lange blonde Zöpfe, blaue Augen, war eine perfekte Tarnung. So bewegte sie sich scheinbar harmlos durch die Stadt und erschoss mehrere NS-Offiziere, einen davon im eigenen Bett. Bald war sie unter dem Namen „Wanda mit den Zöpfen“ in ganz Warschau gefürchtet und die Deutschen setzten ein Kopfgeld von 150.000 Złoty auf sie aus.
Im Oktober 1942 war Niuta Tajtelbaum an den Sprengungen mehrerer Abschnitte der Bahnlinie beteiligt, über die der Nachschub an die Ostfront gelangte. Die Besatzer rächten sich brutal, erhängten öffentlich 50 Polen und verlangten eine hohe Geldstrafe von der Stadt. Niutas Einheit schlug zurück: Sie griffen Treffpunkte deutscher Offiziere an und erschossen sie. Sie überfielen eine Bank und erbeuteten die geforderte Summe. Im April 1943, während des Aufstands im Warschauer Ghetto, griff Tajtelbaums Gruppe eine Geschützstellung der SS an und schaltete sie aus. Am 19. Juli 1943 wurde Niuta von der Gestapo verhaftet, gefoltert und ermordet. Trotz tagelanger schwerer Folter verriet sie ihre Kameraden nicht.
Am 19. April 1945 wurden fünfzig Ghettokämpfer von der provisorischen Regierung Polens für ihre Tapferkeit geehrt, unter ihnen auch Niuta Tajtelbaum.
Quellen:
Gedenkorte Europas. Tajtelbaum, Niuta. Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945.
Arno Lustiger: Zum Kampf auf Leben und Tod! Das Buch vom Widerstand der Juden 1933-1945, S. 243-244.
Ingrid Strobl: Niuta Tejtelbojm. „Die kleine Wanda mit den blonden Zöpfen“ In: „Sag nie, du gehst den letzten Weg“. Frauen im Widerstand gegen Faschismus und deutsche Besatzung. S. 293–296. Frankfurt am Main 1989.
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