Hoffnungsträger

Witold Pilecki
13. Mai 1901

25. Mai 1948

PORTRAIT

Freiwillig nach Auschwitz, um die Welt über die NS-Verbrechen zu informieren.

Withold Pilecki ist 38 Jahre alt, als im September 1939 die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschiert. Er ist Familienvater, Gutsbesitzer und plötzlich Widerstandskämpfer. Er schließt sich dem Widerstand, der polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) an, und trifft eine Entscheidung, die ihn in die Geschichte eingehen lässt: Um die Welt über die Verbrechen der Nationalsozialisten zu informieren, lässt er sich 1940 freiwillig ins Konzentrationslager Auschwitz einschleusen.
13. Mai 1901

25. Mai 1948
Olonez

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Gefängnis Warschau-Mokotów

Withold Pilecki ist 38 Jahre alt, als im September 1939 die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschiert. Er ist Familienvater, Gutsbesitzer und plötzlich Widerstandskämpfer. Er schließt sich dem Widerstand, der polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) an, und trifft eine Entscheidung, die ihn in die Geschichte eingehen lässt: Um die Welt über die Verbrechen der Nationalsozialisten zu informieren, lässt er sich 1940 freiwillig ins Konzentrationslager Auschwitz einschleusen – mit falscher Identität und unter Lebensgefahr. Im Lager trägt Pilecki den Tarnnamen Tomasz Serafiński. Seine Häftlingsnummer ist 4859.

Kaum angekommen, beginnt er mit dem Aufbau eines Widerstandsnetzwerks. Ziel: die Insassen am Leben erhalten und langfristig einen Aufstand vorbereiten. Gemeinsam mit Mitstreitern lässt er Essen, Medikamente, Typhus-Impfstoffe und Kleidung ins Lager schmuggeln.

Geschwächte Häftlinge werden auf die Krankenstation gebracht. Die zur Selektion ausgewählten werden vorzeitig aus dem Krankenbau entlassen. Um Tbc-Infizierte vor der Todesspritze zu retten, werden Diagnosen gefälscht. Todesmeldungen werden zurückgehalten – alles, um Leben zu retten und Essenrationen zu sichern.

Bereits im November 1940 kann Pilecki über einen entlassenen Mithäftling erste Informationen aus dem Lager herausschmuggeln. Im März 1941 landet sein Bericht bei der polnischen Exilregierung in London. Doch trotz der grausamen Details bleibt eine internationale Reaktion aus.

Nach zweieinhalb Jahren in Auschwitz entschließt sich Pilecki zur Flucht. Er glaubt von Warschau aus mehr bewirken zu können. Mit zwei Mitgliedern des Netzwerks gelingt ihm im April 1943 das Unfassbare: Sie lassen sich in die ein paar Kilometer entfernte Lagerbäckerei versetzen, öffnen dort in einer Nachtschicht mit einem für sie versteckten Schraubenschlüssel die Eisentür und entkommen. Sie rennen los und hören Schüsse, werden aber auf ihrem 160 Kilometer langen Weg auf der Flucht nicht erwischt.

Zurück in Warschau schreibt Pilecki drei weitere Berichte über die Zustände in Auschwitz. Detailliert beschreibt er das Morden, das Grauen, die systematische Vernichtung – doch sein dringender Appell, das Lager zu befreien, bleibt ungehört.

Nach dem Krieg setzt sich Pilecki weiter für ein freies Polen ein. Doch das neue kommunistische Regime sieht in ihm einen Feind. 1947 wird er verhaftet. Um seine Familie zu schützen, unterschreibt er ein falsches Geständnis. In einem Schauprozess wird er wegen angeblicher Spionage zum Tode verurteilt. Am 25. Mai 1948 wird Witold Pilecki hingerichtet – seine Geschichte wird jahrzehntelang verschwiegen.

Erst nach dem Ende des kommunistischen Regimes in Polen wird sein Mut öffentlich gewürdigt. Heute gilt Witold Pilecki als einer der außergewöhnlichsten Helden des 20. Jahrhunderts.

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