Schlösinger Bodo
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Ein Widerstandsnetzwerk, das sich selbst nie so nannte.
Bodo Schlösinger ist Dolmetscher im Auswärtigen Amt. Er und seine Frau Rose gehören zum Kreis um Arvid Harnack. Rose Schlösinger übermittelt Nachrichten und hält Verbindungen zwischen einzelnen Regimegegnern aufrecht. Sie wird am 18. September 1942 festgenommen, am 20. Januar 1943 zum Tode verurteilt und am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee ermordet. Als ihr Mann, der an der Ostfront ist, die Nachricht von der Verurteilung seiner Frau erhält, nimmt er sich am 22. Februar 1943 das Leben. Das Ehepaar Schlösinger hinterlässt eine kleine Tochter.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Am Berliner Abendgymnasium, Blissestraße 5 in Berlin-Wilmersdorf wurde am 5. Juli 2009 eine Gedenktafel für Mildred Harnack und ihre Schüler Karl Behrens, Bodo Schlösinger und Wilhelm Utech angebracht.
Am 1. September 2018 wurde in der Berliner Sebastianstraße, am Standort des im Luftangriff vom 3. Februar 1945 zerstörten Hauses Nr. 42, ein Stolperstein für Bodo Schlösinger verlegt.
Gerhard Hochhuth: „Ich habe kein, Klassenbewusstsein – nur Menschenbewusstsein“. Rose und Bodo Schlösinger und die Rote Kapelle, in: Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Schriftenreihe Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Band 3, Berlin 2023.
Johannes Tuchel: „… wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.“ Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle. Berlin 2022.
Hans Coppi / Jürgen Danyel / Johannes Tuchel (Hrsg.): Die Rote Kapelle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 1994.
Regina Griebel / Marlies Coburger / Heinrich Scheel: Erfasst? Das Gestapo-Album zur Roten Kapelle. Eine Foto-Dokumentation. Halle/S. 1992, S. 166f.
Podcast Rote Kapelle. Auf einem Spaziergang durch Berlin erfahren Sie die Geschichte der legendären Widerstandsgruppe. Ein Projekt von Stefan Roloff, produziert von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und When 6 is 9 Productions GmbH. Deutsch, Englisch und Spanisch.
Auszug aus dem letzten Brief von Arvid Harnack an seinen Frau Mildred
14. Dezember 1942
Am Weihnachtsabend werden wir um 7 in Gedanken gemeinsam feiern.
Mein innig geliebtes Herz – wenn ich in den vergangenen Monaten die Kraft hatte, innerlich ruhig u. gefasst zu sein, und wenn ich den kommenden Dingen ruhig u. gefasst entgegensehe, so verdanke ich dies vor allem dem, dass ich mich mit dem Guten u. Schönen in dieser Welt verbunden fühle, u. dass ich das Gefühl, das aus dem Dichter Whitman singt, der ganzen Erde gegenüber habe. Soweit Menschen in Frage kommen, waren es die mir Nahestehenden und vor allem Du, die mir dieses beides verkörpern.
Trotz allem Schweren sehe ich auf mein bisheriges Leben gerne zurück. Das Leichte überwog das Dunkele. Und dafür war grossen Teils unsere Ehe der Grund. Ich habe mir in der letzten Nacht viele der schönen Augenblicke in unserer Ehe durch den Kopf gehen lassen, und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wurden es. Es war, als ob ich in einen Sternenhimmel sah, bei dem ja auch die Zahl der Sterne ständig wächst, je genauer man hinsieht […].“
Quelle: Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Abschiedsbrief von Arvid an seine Familie
22. Dezember 1942
Meine Lieben –
In den nächsten Stunden scheide ich aus dem Leben. Ich möchte Euch noch einmal für alle Liebe danken, die Ihr mir erwiesen habt, gerade auch in der letzten Zeit. Der Gedanke an sie hat mir alles Schwere leicht gemacht. So bin ich ruhig und glücklich.
Auch danke ich an die gewaltige Natur, mit der ich mich so verbunden fühle. Heute morgen habe ich laut vor mir hingesagt: „Die Sonne sinkt in alter Pracht…“ Vor allem aber denke ich daran, dass die Menschheit sich im Aufstieg befindet. Das gibt die 3 Vervier (?) meinem Kraft.
Eine besondere Freude war mir zu erfahren, dass es in der nächsten Familie voraussichtlich bald eine Verlobung gibt. Ich möchte gerne, dass mein Siegelring, der von meinem Vater stammt, an E. fällt. Sein Siegelring kann dann L. erhalten. Der Siegelring wird Euch mit meinen Sachen zugehen.
Abend werde ich noch eine kleine Vorweihnachtsfeier veranstalten, indem wir uns die Weihnachtsgeschichte vorlesen. Und dann könnt Ihr immer an mich denken.
Gerne hätte ich Euch alle noch einmal gesehen, aber das geht nun leider nicht. Meine Gedanken sind aber bei Euch allen, und ich umarme jeden Einzelnen; das muss jeder fühlen, besonders Mutter.
Seid alle noch einmal umarmt und geküsst
von Eurem Arvid.
Weihnachten müsst Ihr richtig feiern. Das ist mein letzter Wille. Singt dann auch: „Ich bete an die Macht der Liebe.
Ardi Goldman Kunst-
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