Schulze-Boysen Libertas
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Ein Widerstandsnetzwerk, das sich selbst nie so nannte.
Erzähl allen, allen von mir. Unser Tod muss ein Fanal sein.
Libertas Schulze-Boysen in ihrem Abschiedsbrief an ihre Mutter
Erzähl allen, allen von mir. Unser Tod muss ein Fanal sein.
Libertas Haas-Heye verbringt ihre Kindheit auf dem Gut ihres Großvaters Philipp Fürst zu Eulenburg und Hertefeld in Liebenberg bei Berlin. Nach dem Abitur an einem Mädchen-Gymnasium in Zürich und einem Englandaufenthalt beginnt sie 1933 eine Tätigkeit als Pressereferentin bei Metro-Goldwyn-Mayer in Berlin. Im Sommer 1934 lernt sie Harro Schulze-Boysen kennen, den sie im Sommer 1936 in Liebenberg heiratet. Anfang 1937 tritt Libertas Schulze-Boysen aus der NSDAP aus, der sie sich im März 1933 angeschlossen hat. Sie arbeitet mit Günther Weisenborn an einem Stück „Die guten Feinde“. Im Jahre 1940 schreibt sie Filmkritiken für die „Essener Nationalzeitung“ und sammelt zugleich in der deutschen Kulturfilmzentrale im Reichspropagandaministerium Bildmaterial über NS-Gewaltverbrechen. Sie unterstützt ihren Mann bei der Suche nach neuen Verbindungen im Widerstand. Ende Oktober 1941 empfängt sie den aus Brüssel angereisten sowjetischen Offizier des militärischen Nachrichtendienstes und vermittelt ihm ein Gespräch mit ihrem Mann. Nach dessen Verhaftung warnt sie Freunde und schafft illegales Material beiseite. Libertas Schulze-Boysen wird am 8. September verhaftet, am 19. Dezember 1942 vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und drei Tage später in Berlin-Plötzensee ermordet.
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Johannes Tuchel: „… wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.“ Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle. Berlin 2022.
Gedenkstätte Deutscher Widerstand: Hans Coppi/Johannes Tuchel:
Libertas Schulze-Boysen und die Rote Kapelle. Berlin 2013.
Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Libertas Schulze-Boysen und die Rote Kapelle. Katalog zur Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand auf Schloss & Gut Liebenberg. Berlin 2013.
Silke Kettelhake: „Erzähl allen, allen von mir!” Das schöne kurze Leben der Libertas Schulze-Boysen, München 2008.
Hans Coppi: Harro Schulze-Boysen. Eine biographische Studie. Koblenz 1993.
Libertas Schulze-Boysen: Gedichte und Briefe. Hrsg. von Thora Eulenburg. o.O. 1952.
Podcast Rote Kapelle. Auf einem Spaziergang durch Berlin erfahren Sie die Geschichte der legendären Widerstandsgruppe. Ein Projekt von Stefan Roloff, produziert von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und When 6 is 9 Productions GmbH. Deutsch, Englisch und Spanisch.
Abschiedsbrief an ihre Mutter – Auszug
22. Dezember 1942
Meine unbeschreiblich geliebte Mutti!
Da ich bereits in einem Traum lebe, aus dem ich glücklich wie ich bin, zu keiner grausamen Wirklichkeit mehr erwachen muss, fallen mir Worte schwer. Du bist im Herzen bei mir, ach, könnte ich Dich doch ganz mitnehmen, um Dir das Leid zu sparen, das ich überwunden habe. Es kam rasch und unerwartet, aber die Stunden vor Gericht und jetzt noch und dazwischen waren so groß, dass ich fühlte Größeres gibt es nicht mehr…..Ich bleibe jung in Euren Gedächtnis….Ich brauche nicht mehr zu leiden. Ich darf sterben wie Christus starb: Für die Menschen! Ich durfte nochmals alles und mehr erleben, was Menschen überhaupt erleben können. Und – da niemand vor der Erfüllung seiner Aufgabe stirbt – so konnte ich, aus dem Zwiespalt der Natur heraus, eben nur durch dieses Sterben zur großen Leistung kommen…..Ich liebe die Welt, ich habe keinen Hass, ich habe den ewigen Frühling! Gräm Dich nicht um Dinge, die vielleicht noch hätten getan werden können, um dies und das – das Schicksal hat meinen Tod gefordert. Ich habe ihn selbst gewünscht…… Ich habe als letzten Wunsch gebeten, dass man Dir meine „Materie“ überlässt. Begrabe sie wenn es geht, an einem schönen Ort mitten in der sonnigen Natur…..So , mein Liebling, die Stunde schlägt.
In unendlicher Nähe und Freude – alle Kraft und alles Licht….
Dein Kind
Quelle: Wend Graf zu Eulenburg-Hertefeld: Ein Schloss in der Mark Brandenburg. München 1993.
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