Zimetbaum Mala
Hoffnungsträger
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Steckbrief

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Mörder! Ihr werdet für eure Taten büßen.
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Weißt du, dass niemand von uns Auschwitz überleben wird? Und das Schreckliche ist, dass man in der Welt scheinbar nicht weiß, was hier geschieht, und es keinen lebenden Zeugen geben wird, der Anklage erheben kann.
Mala Zimetbaum zur Überlebenden Margita Schwalbová
Weißt du, dass niemand von uns Auschwitz überleben wird? Und das Schreckliche ist, dass man in der Welt scheinbar nicht weiß, was hier geschieht, und es keinen lebenden Zeugen geben wird, der Anklage erheben kann.
Mala Zimetbaum war das jüngste von fünf Kindern. Im Alter von zehn Jahren zog sie mit ihrer Familie von Polen nach Antwerpen. Als ihr Vater erblindete, geriet die Familie in finanzielle Not. Mala, eine hochbegabte Schülerin mit außergewöhnlichen Sprachkenntnissen, engagierte sich früh in der zionistischen Jugendbewegung. Um die Familie zu unterstützen, brach sie die Schule ab und nahm Arbeit an. Ein Angebot, in die USA auszuwandern, lehnte sie aus Sorge um ihre Eltern ab.
Im September 1942 wurde sie bei einer Razzia in Antwerpen verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse setzte die SS sie als Dolmetscherin und Lagerläuferin ein. Diese Position verschaffte ihr ungewöhnlich viel Bewegungsfreiheit – und sie nutzte sie, um heimlich anderen Häftlingen zu helfen: Sie schmuggelte Medikamente, schützte Kranke vor Selektionen und überbrachte Nachrichten. Viele Überlebende erinnern sich an sie als jemanden, der nicht nur Leben rettete, sondern auch Hoffnung gab. „Sie schuf eine Atmosphäre, die es möglich machte, dass wir uns nicht entmenschlichen ließen“, erinnerte sich die Mitgefangene Paulette Sarcey. *
1943 lernte sie Edek Galiński kennen, einen polnischen katholischen politischen Häftling. Die beiden verliebten sich und beschlossen zu fliehen – auch, um der Welt über die Verbrechen in Auschwitz zu berichten. Edek organisierte eine SS-Uniform, Mala trug Häftlingskleidung. Am 24. Juni 1944 gelang ihnen tatsächlich die Flucht. **
Doch nach 13 Tagen wurden sie gefasst und zurückgebracht. Edek wurde öffentlich erhängt. Mala sollte am 15. September 1944 vor den anderen Häftlingen ermordet werden. Doch sie widersetzte sich bis zum Schluss: Sie schnitt sich mit einer versteckten Rasierklinge die Pulsadern auf, schlug einem SS-Mann mit blutender Hand ins Gesicht und rief: „Mörder, ihr werdet für eure Taten büßen!“ Sie wird misshandelt und auf einem Handkarren abtransportiert. Was dann geschah, ist nicht eindeutig überliefert. Einige berichten, sie sei langsam verblutet, andere glauben sie sei aus Mitleid erschossen worden oder sei an einer Giftkapsel gestorben.
Fest steht: Mala Zimetbaum bewahrte sich bis zuletzt ihre Würde. Für viele, die mit ihr im Lager waren – und für viele, die später von ihr hörten, wurde sie zur Symbolfigur des Widerstands in Auschwitz.
Quelle: Barbara Beuys: Die Heldin von Auschwitz. Leben und Widerstand der Mala Zimetbaum,
*S. 202; ** S. 267.
Seit 1947 erinnert eine Gedenktafel an der Fassade ihres ehemaligen Wohnhauses in der Marinisstraat 7 in Antwerpen an Mala Zimetbaum.
Im Jahr 2024 wurde direkt vor dem Gebäude zusätzlich ein Stolperstein zu ihrem Gedenken verlegt.
Barbara Beuys: Die Heldin von Auschwitz. Leben und Widerstand der Mala Zimetbaum, 2023.
Reiner Engelmann: Sie brachten uns Hoffnung: Die Geschichte von Edward Galinski und Mala Zimetbaum: Nach einem wahren Schicksal, 2024.
„Im Jahr 2002 wurde in Athen das Musical ‚Μάλα. Η μουσική του ανέμου‘ (Mala. Die Musik des Windes) von Nikos Karvelas uraufgeführt, das von der Liebesgeschichte zwischen Mala und Edek handelt.“
Die erste Frau, die aus Auschwitz floh, gefasst wurde und … – Mala Zimetbaum. YouTube-World History.
Während ihrer Haft in Auschwitz-Birkenau schrieb Mala Zimetbaum diese Postkarte an ihre Schwester Jochka Hartman. Einige privilegierte Häftlinge durften damals auf Deutsch an ihre Familien schreiben.
Birkenau, 25.10.43
Meine liebe Schwester,
Ungeduldig erwarte ich schon eine Nachricht von Dir, aber ohne Resultat. Warum schreibst Du mir denn nicht? Du weißt doch, jede Zeile von Euch gibt mir neuen Lebensmut.
Giza hat mir zwar erzählt, dass Ihr alle Gott sei Dank gesund seid. Dasselbe kann ich auch von mir mitteilen. In Deiner letzten Karte vom Juni scheint es, dass Du mir nicht glaubst, dass ich einen guten Arbeitsplatz habe und dass unsere Etusch bei den anderen Belgiern ist. Antworte mir bitte auf folgende Fragen: Wo sind unsere lieben Eltern? Warum schreiben sie nicht? Was machen die lieben Kinder? Der Gedanke daran macht mich verrückt. Schreib mir alles ausführlich, auch von Isi und Salma. Pass nur gut auf Dich auf. Du musst gesund bleiben.
Mit vielen Grüßen und Küssen erwarte ich baldige Antwort.
Von Eurer Mala.
Um die Bedeutung dieser Postkarte zu verstehen, muss man wissen, dass Etusch Malkas Schwägerin war, die 1940, vor der Besetzung Belgiens, starb.
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