Kura Drop an anchor · Run away · Sing just, 2024
Der Kunstparcours
Drop an anchor · Run away · Sing just, 2024
LONELINESS—A WORD THAT FEELS COLD AND UNRELIABLE, YET CARRIES A CERTAIN SUBLIME RESONANCE—SOMEHOW MAKES ME UNEASY. HAVING LIVED A LIFE SURROUNDED BY FAMILY AND FRIENDS, HOW COULD I POSSIBLY UNDERSTAND LONELINESS? (…) LOOKING BACK AT MY WORKS, I WONDER IF LONELINESS DID NOT SIMPLY SEEP INTO MY WORKS FROM SOMEWHERE, BUT RATHER IF IT HAD BEEN INHERENT IN THE WORDS THEMSELVES ALL ALONG. AND IF THAT IS THE CASE, THEN PERHAPS MY SENTIMENTALITY IS NOT JUST MINE TO BEAR—I SHOULD RETURN IT TO THE VAST FLOW OF HUMAN HISTORY, STRETCHING BACK HUNDREDS OF THOUSANDS OF YEARS.
EDUCATION
Diplom Freie Kunst, Akademie der Bildenden Künste München, München
M.A, Freie Kunst, Hochschule für bildende Künste Hamburg, Hamburg
GRANTS, AWARDS, RECOGNITION
2022 Neustart Kultur-Stipendium, Stiftung Kunstfonds, Bonn
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Ein Blick hinter das Werk
Kazunori Kura – Worte werden Körper
Drop an anchor to the sky, so that stars don’t fall and the memories don’t fade,
Run away quickly, before the sun sets, while the soil is still warm und Sing just to be human – diese poetischen Fragmente schweben vor der weißen Fassade des Union-Areals, eingefasst in Kupfer, sichtbar und zugleich flüchtig. Je nach Tageszeit verdoppeln sich die Worte durch den wechselnden Schattenwurf an der Wand.
Der Text wird zur Projektion, zur Erscheinung oder verschwindet wieder. Die drei Skulpturen bilden die erste dauerhaft installierte Arbeit Kazunori Kuras im öffentlichen Raum. Sie markieren den Beginn einer künstlerischen Präsenz, die sich dem Unsichtbaren widmet, dem, was oft übersehen oder nur erahnt wird.
Die Objekte gehören zu einem Werkzyklus, den Kura seit 2023 verfolgt. Im Zentrum steht die Frage, wie Worte – flüchtig, formlos, immateriell – durch künstlerisches Schaffen Gestalt annehmen können. Inspiriert von der Struktur des Haiku, jener japanischen Kurzgedichtform, in der mit wenigen Worten tiefe Emotionen und Gedanken verdichtet werden, erschafft Kura „Ding-Gedichte“, in denen autobiografische Erinnerung, kollektives Gedächtnis und metaphysische Reflexion verschmelzen.
Kupfer, das auf Umwelteinflüsse reagiert, Patina bildet und sich mit der Zeit verändert, wird in Kuras Händen zu einem Medium der Transformation. Für den Künstler steht es sinnbildlich für die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers und die Wandelbarkeit von Sprache. Die organisch geschwungenen Schriftzüge wirken wie leise geformte Gefäße, die das Ungesagte tragen. Ihre Oberfläche changiert im Licht zwischen warmer Glut und kühler Tiefe, zwischen gegenwärtig und vergangen.
Kura arbeitet medienübergreifend mit Grafik, Skulptur, Installation, Text und weiteren Ausdrucksformen. Seine Werke, die international in Galerien, auf Kunstmessen und im öffentlichen Raum gezeigt werden, basieren auf introspektiven Überlegungen zur Existenz von Dingen und Phänomenen. „Was macht die Welt aus?“, fragt er. „Wie kann ich mich in ihr verorten? Welche Erscheinungen treten mir dabei entgegen?“ Dabei spielt der Glaube, als psychische Kraft, als kollektive Überzeugung, als Grundbedingung von Realität, eine zentrale Rolle.
Die drei Installationen auf dem Union-Areal, die Kura über einen Zeitraum von sieben Monaten eigenhändig produziert hat, wirken wie eingefrorene Momente zwischen Bewegung und Stillstand, Hoffnung und Erinnerung. Wie Relikte aus einer anderen Zeit, Zeichen einer untergegangenen Zivilisation. Oder sie erinnern an Körperfragmente, die, aus der Erde geboren, neue Bedeutungen tragen. Ihre stille Präsenz eröffnet Assoziationsräume, die an mythologische Zwischenwelten und Visionen denken lassen: Fragile Orte zwischen Verwandlung und Übergang.
Kuras Ansatz bleibt dabei bewusst offen. Er überlässt die Deutung, die Sinnbildung den Betrachtenden. Seine Werke sprechen leise, aber eindringlich, sind Ahnungen von Denkprozessen, Material gewordene Reflexion von Präsenz und Verschwinden, Erinnerung und Wahrnehmung. In einer Zeit, in der Bedeutung oft laut behauptet wird, erinnert die Poesie daran, dass manche leisen Botschaften tiefer reichen und substanziell sind.
Detaillierte Werksangaben:
2403: Drop an anchor to the sky, so that stars don’t fall and the memories don’t fade
Kupfer | ca. 3300 cm lang
2404: Run away quickly, before the sun sets, while the soil is still warm
Kupfer | ca. 2900 cm lang
2405: Sing, just to be human
Kupfer | ca. 1300 cm lang
Über die Künstler:in
Der Künstler Kazunori Kura (*1986 in Tokio, Japan) hat an der Akademie der Bildenden Künste München und der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Professorin Jorinde Voigt studiert und schloss sein Studium 2021 als Meisterschüler ab. Zuvor hatte er einen Bachelorabschluss in Grafikdesign an der Tama Art University in Tokio erworben. Seine Werke, die auf introspektiven Überlegungen zur Existenz von Dingen und Phänomenen basieren, werden international in Galerien und auf Kunstmessen präsentiert; darüber hinaus zeigt er seine Arbeiten auch im öffentlichen Raum. Seit 2023 widmet er sich einem Projekt, das die Materialisierung und Archivierung von Worten erforscht. Dieses Projekt, inspiriert vom Haiku, einer traditionellen japanischen Kurzgedichtform, versteht sich als eine Art persönliches Gedächtnis des Künstlers.
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH
60386 Frankfurt