Tillmann Conditions Displays Diversity: Ein Spiel aus Licht und Schatten, 2024

Mit seiner neuesten Installation betritt JoJo Tillmann neues künstlerisches Terrain: Erstmals wendet sich der bisher vor allem für seine dynamisch-abstrakten Lichtkompositionen bekannte Künstler einer monochromen, textbasierten Lichtkunst-Arbeit zu. In einem strengen, architektonisch markanten Betontreppenhaus entfaltet sich ein visuelles Triptychon, das ebenso präzise wie poetisch mit Sprache, Licht und Raum arbeitet. Drei Wortgruppen „Die Schleier der Ignoranz“, „Inmitten der Freiheit“, „Die Schatten der Unwissenheit“ werden in exakt berechnetes Licht getaucht und so auf unterschiedliche Ebenen der Architektur projiziert. Sie markieren nicht nur räumliche, sondern auch thematische Zonen und untersuchen dabei die Bedingungen menschlichen Verstehens, Missverstehens und der Wahrnehmung.
Der rohe Beton des Ortes wird dabei selbst zum Mitspieler: Er steht für das Unverrückbare, für fest gefügte Vorurteile und gesellschaftliche Strukturen. Gleichzeitig erlaubt das Licht ein Spiel von Schatten, Überlagerung und Perspektivwechsel, ein Sinnbild für die Wandelbarkeit von Wahrnehmung und den Raum für Differenzierung und Erkenntnis.
Tillmanns bewusste Reduktion auf Monochromie und Sprache öffnet einen reflektiven Raum, in dem sich Form, Material und Inhalt zu einer fragilen Balance verbinden. Die Arbeit stellt Fragen nach Erkenntnis, Verantwortung und Sichtbarkeit und fordert dazu auf, eigene Überzeugungen und Denkmuster zu hinterfragen.
Dabei ist Conditions Displays Diversity nicht nur eine künstlerische Setzung, sondern auch ein Statement zu gesellschaftlicher Teilhabe: Tillmann, der seit vielen Jahren international in den Bereichen Bühne, Licht und Raum arbeitet, setzt sich aktiv für eine offene, vielfältige und durchlässige Kulturszene ein. Er plädiert für niedrigschwellige Zugänge zu kreativen Berufsfeldern, gerade für junge Menschen ohne formale Vorbildung, und sieht im kritischen Umgang mit Technologie und Gestaltung eine zentrale Zukunftsaufgabe.
So verbindet sich in dieser Arbeit das Persönliche mit dem Politischen, das Reduzierte mit dem Komplexen und das Licht mit dem Denken.