Der Kunstparcours

Wanda Pratschke

I Anja / Traum II Kopf

Verschiedene Größen
Wanda Pratschke lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, DE.
*1939 in Berlin, DE

EDUCATION

Studium Bühnenbildkunst Meisterschule für das Kunsthandwerk, Berlin
Studium Städelschule – Staatliche Hochschule für bildende Künste, Frankfurt am Main

GRANTS, AWARDS, RECOGNITION

2003 Skulpturenpreis im Park Mörfelden-Walldorf, DE

Ein Blick hinter das Werk

Die Figur Anja zählt zu ihren frühesten Werken, entstanden 1977 im ersten Semester ihres Studiums an der Städelschule bei Willi Schmidt. Erst fast fünf Jahrzehnte später, während der Pandemie, entschied sich die Künstlerin, das Modell erstmals in Bronze zu gießen. Diese zeitliche Distanz verleiht dem Werk eine doppelte Perspektive: Es ist zugleich Dokument einer künstlerischen Herkunft und Ausdruck einer lebenslangen Kontinuität. Die stehende Figur strahlt Ruhe, Konzentration, stille Würde aus und ist zugleich in einem Korsett gefangen. Mit einer Höhe von 155 cm besitzt sie die ideale Größe für die unmittelbare Begegnung, sie fordert Nähe, nicht Distanz. In ihrer Ausgewogenheit zwischen Spannung und Gelassenheit offenbart sich bereits die Sensibilität, die Pratschkes späteres Werk kennzeichnet.

Demgegenüber wirkt Traum II (Kopf) wie eine konzentrierte Verdichtung dieser körperlichen Erfahrung. Hier richtet sich der Blick auf das Fragment, den Kopf als Ort des inneren Lebens, der Erinnerung und der Vorstellungskraft. Die organische Modellierung, das Wechselspiel von glatten und aufgerauten Partien, lässt Spuren des Entstehungsprozesses sichtbar. Der „Traum“ im Titel verweist nicht auf Schlaf, sondern auf einen Zustand des Übergangs, zwischen Bewusstsein und Imagination, zwischen Stofflichkeit und Idee. Beide Werke verdeutlichen Pratschkes grundlegendes Interesse an der Verkörperung innerer Zustände. Ihre Figuren, ob stehend, ruhend oder nur als Teil eines Ganzen, sind stets Ausdruck menschlicher Erfahrung: verletzlich und stark, in sich gekehrt und zugleich offen für den Raum um sie herum. Das Material Bronze, das sie bevorzugt verwendet, verstärkt diese Spannung. Ihre Skulpturen sind keine Porträts im klassischen Sinn, sondern Verdichtungen menschlicher Präsenz, sie sprechen von Haltung, Würde und innerer Bewegung.

Mit Traum II (Kopf) und Anja 1977/2025 begegnen sich auf dem Union-Areal zwei Pole ihres Werks, der Ursprung und die Reflexion, die junge Suche und die reife Rückschau. Gemeinsam zeigen sie, wie Pratschke über Jahrzehnte hinweg einen unverwechselbaren künstlerischen Raum geschaffen hat, in dem Körper, Geist und Material zu einer Einheit werden, sinnlich, kraftvoll und von stiller Poesie durchdrungen.

Werksangaben:

I Anja, 1977/ 2025
Bronze | 175 x 30 x 12 cm

Traum II Kopf, 2019
Bronze | 83 x 83 x 65 cm

Über die Künstler:in

Die Bildhauerin Wanda Pratschke zählt zu jenen künstlerischen Positionen, die den öffentlichen Raum in Frankfurt am Main prägen. Seit der Einweihung ihrer ersten Skulptur Betty im Jahr 1984 in den Wallanlagen ist sie mit mehreren Werken im Stadtbild vertreten, darunter Die Unbesiegbare (2022) auf dem Adornoplatz an der Goethe-Universität. Mit unverwechselbarer Handschrift verbindet Pratschke figürliche Tradition mit einer kraftvollen, zeitgenössischen Interpretation des menschlichen Körpers. Ihre Skulpturen entstehen aus einer intensiven Auseinandersetzung mit Form, Material und Bewegung, stets getragen von einem tiefen Verständnis für die Wechselwirkung zwischen Figur, Raum und Betrachter*in.
Auf dem Union-Areal präsentiert Pratschke zwei Arbeiten, die den weiten Bogen ihres Schaffens auf eindrucksvolle Weise verdeutlichen: Anja 1977/2025 und Traum II (Kopf).

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