Der Kunstparcours

Feel Good Cooperative

La Balconata, 2024

Ironwork | 158 x 138 x 81 cm
Pauline Curnier Jardin lebt und arbeitet in Berlin und Rom, DE/IT
*1980 in Marseille, FRA

EDUCATION

B.A. Fine Art, Ecole Nationale Supérieure d’Arts de Cergy, FRA
M.A. Fine Art & Technologies, Linköping Swedish University, SE

GRANTS, AWARDS, RECOGNITION

2018 Camargo Foundation, FIDIab, Marseille, FR
2018 NN Group Art Award, Art Rotterdam, NL

Ein Blick hinter das Werk

Ein Balkon oder vielmehr die Idee eines Balkons. La Balconata schwebt an der Hauswand über dem Eingang zum Wirtshaus. Der Boden des Balkons, ein Rückzugs- oder Repräsentationsort, fehlt. Der Blick der Betrachtenden trifft auf ein architektonisches Versprechen, das ins Leere führt, einen (Un-)Ort, der als Irritation zurückbleibt. Die aus Eisen gefertigte Skulptur nimmt die Form eines klassischen Julia-Balkons an, doch ihre Ornamentik durchbricht jede romantische Geste. Phallische Formen, Herzen und tropfenähnliche Gebilde, die an Körperflüssigkeiten erinnern, verwandeln das bürgerliche Symbol von Liebe, Sehnsucht und Theatralität in eine Bühne der Lust, der Selbstermächtigung und des Widerstands. La Balconata spielt mit der Spannung zwischen öffentlichem und privatem Raum, zwischen Zurschaustellung und Intimität, zwischen Begehren und gesellschaftlicher Kontrolle.

La Balconata wurzelt in den gelebten Erfahrungen von Sexarbeiterinnen und befragt mit Humor und Verletzlichkeit Themen wie Sichtbarkeit, Körper, Macht und Fürsorge. Indem der Balkon, ein Symbol des weiblichen Rückzugs, der männlichen Anrufung, der kolonialen und patriarchalen Perspektive, neu besetzt wird, entsteht ein Ort feministischer Selbstbehauptung.

Wie eine ironische Theaterkulisse verhandelt die Skulptur zugleich die häusliche und die öffentliche Dimension von Sexarbeit. Sie macht erfahrbar, wie Körper zwischen Begehren, Ökonomie und Repräsentation zirkulieren und wie die Grenze zwischen Intimität und Bühne verschwimmt.

Feel Good Cooperative versteht Kunst als Raum der Selbstrepräsentation und ökonomischen Anerkennung für jene Subjektivitäten, die in unserer Gesellschaft marginalisiert, stigmatisiert und unsichtbar gemacht werden. Ihre Praxis ist eine Feier von Freundschaft, Solidarität und Zärtlichkeit und zugleich eine performative Kritik an den Strukturen, die Begehren und Identität normieren. Mit Witz, Sinnlichkeit und Widerständigkeit erzählt La Balconata Geschichten von Migration, Lust, Schmerz und Überleben, wobei die fragilen politischen, gesellschaftlichen (Un-)Gleichgewichte zur poetischen Geste mutieren.

Über die Künstler:in

La Balconata (2024) ist eine Gemeinschaftsskulptur der Feel Good Cooperative, einem Kollektiv, das von der Künstlerin Pauline Curnier Jardin, der Fotografin und Sexarbeiterin Alexandra Lopez und der Architektin und Forscherin Serena Olcuire gegründet wurde. Zum Kollektiv gehören außerdem die Künstlerinnen und Sexarbeiterinnen Giuliana Mira, Gilda Star, Barby de Martinez, Diana Veruzca Martinez und Martina Silvi.

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