Der Kunstparcours

Stefan Marx

Listen to the rain, 2024

Overhead painting, brushwork with wallpaint | 1800 x 140 cm | 4300 x 140 cm

Ich sehe meine Kunst als Allgemeingut.

Stefan Marx lebt und arbeitet in Berlin, DE.
*1979 in Schwalmstadt, DE

EDUCATION

Diplom Communication Design (Typografie, Kulturwissenschaften und Kommunikationstheorien), HAW, Hamburg

GRANTS, AWARDS, RECOGNITION

2012 Hamburg Stipendium, Hamburg
2016 Dashwood Books & Drawing Residency, New York

Ein Blick hinter das Werk

Seit den 1990er-Jahren prägt Stefan Marx die Schnittstelle zwischen Kunst, Musik und Design. Marx’ künstlerische Praxis wurzelt in der Zeichnung und Typografie, sie speist sich aus Beobachtungen des Alltäglichen, aus Gesprächsfetzen, Songtexten und zufälligen Formulierungen. Seine Linien und Worte entstehen oft zunächst in Miniatur, in Skizzenbüchern oder auf Papier, bevor sie in den öffentlichen Raum, auf Plakate, Wände oder Dächer übertragen werden. Zwischen Street Culture und Hochkunst, Intimität und Monumentalität, Ironie und Ernst verhandelt er das Verhältnis von Sprache, Bild und Kontext immer neu.

Ob auf Plattencovern, T-Shirts, Skateboards oder als großformatige Wandmalerei, Marx’ Arbeiten zeichnen sich durch eine besondere Unmittelbarkeit und Leichtigkeit aus. Sie sprechen in einer universellen Sprache, deren Poesie aus der Simplizität des Satzes entsteht. Seine typografischen Interventionen sind zugleich visuelle Gedichte und öffentliche Gesten: demokratisch, zugänglich, flüchtig und mitunter im kollektiven Bildgedächtnis verankert.

Marx steht für eine Kunst, die sich bewegt, zwischen Alltäglichkeit und Poesie, zwischen dem Konkreten und dem Flüchtigen. Neben seinen poetischen Innenraumarbeiten realisiert er auch großformatige Typografieprojekte im öffentlichen Raum im In- und Ausland. Unter anderem in Dortmund, Essen oder Basel, sowie an den Innenwänden der Düsseldorfer Kunsthalle. Er unterstützt die Idee öffentlich zugänglicher Kunst, den demokratischen Aspekt, der Begegnungen mit Kunst im Alltag eröffnet. Er greift dabei den historischen und architektonischen Kontext der Orte auf etwa durch Textfragmente aus populären Songs. Seine klare, meist monochrome Typografie verschränkt Wort und Raum zu einer Einheit, die inhaltlich wie visuell Resonanz erzeugt. So verwandeln seine Schriftzüge den Stadtraum zu interaktiven Leinwände, die Passierende zum Innehalten, Beobachten und Nachdenken einladen.

Auf dem Union-Areal erscheinen die Worte Listen to the rain in weißer Schrift auf schwarzem Untergrund hoch oben an der Fassade vor schwarzem Hintergrund. Nur wer den Blick von der Straße löst, hinauf zum Dachvorsprung und dem Himmel richtet, wird zum Lesenden. In diesem Moment öffnet sich der Raum zwischen Architektur, Wetter und Wahrnehmung, ein Zwischenraum, in dem der Satz leise zu sprechen beginnt. Mit Listen to the Rain lädt er dazu ein, innezuhalten, zu hören und zu sehen. Seine Typografie ist kein dekoratives Element, sondern ein poetisches Signal, eine Aufforderung zur Aufmerksamkeit im Alltag, zu einem Perspektivwechsel. In Japan, habe Marx der Klang des Regens auf unzähligen transparenten Vinylschirmen inspiriert, ein feines, gleichmäßiges Rauschen, das die Stadt mit einem gemeinsamen Rhythmus überzieht. Diese Erfahrung, das Lauschen auf etwas so Flüchtiges, wurde zum Ausgangspunkt des Werks. Der Satz Listen to the Rain ist damit weniger ein Befehl als eine Einladung zur Wahrnehmung, zu Empfindsamkeit und Resonanz. Listen to the Rain fügt sich in diese Praxis als stilles, beinahe meditatives Werk ein. Es ist eine poetische Geste gegen die Reizüberflutung des urbanen Raums und des Areals, eine Einladung, die Welt über das Hören zu erfahren, eine Pause zu machen und inne zu halten. Zwischen Himmel und Architektur, Schrift und Atmosphäre entsteht ein Moment, in dem Kunst nichts erklärt, sondern einfach stattfindet, im Rhythmus des Regens.

Über die Künstler:in

Der Künstler Stefan Marx (*1979 in Schwalmstadt) legte 2007 sein Diplom in Communication Design (Typografie, Kulturwissenschaften und Kommunikationstheorien) an der HAW (Hochschule für Angewandte Wissenschaften) in Hamburg ab. Im Anschluss unterrichtete er u. a. an der HfG (Hochschule für Gestaltung) Karlsruhe und der Bauhaus-Universität in Weimar. Marx, der medienübergreifend arbeitet, entwickelte früh einen einzigartigen Duktus, um gesellschaftliche Gegebenheiten – in Form einer Alltagschronik – zeichenhaft darzustellen. Seine abstrakten und figurativen Arbeiten werden international ausgestellt und wurden bereits mit Preisen und Auszeichnungen wie dem Lichtwark Grant und einem Grant für junge Kunst in Hamburg ausgezeichnet. 2009 wurde sein Buch „85 Zeichnungen“ (Rollo-Press) zu einem der schönsten Schweizer Bücher gewählt. Seine Künstlerbücher erscheinen u. a. bei Nieves Books, Rollo-Press und Christoph Keller Editions/JRP Ringier; daneben veröffentlicht er regelmäßig im Eigenverlag. Er ist Mitglied der Band „The Dead Sea“, für die er ebenfalls die künstlerische Gestaltung übernimmt. Marx’ Werke sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, darunter die Hamburger Kunsthalle, die Artist Book Collection des Museum of Modern Art in New York oder das Ferdinandeum in Innsbruck.

Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH

Carl-Benz-Straße 35
60386 Frankfurt

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