Ojanen Trying to find myself, 2024
Der Kunstparcours
Trying to find myself, 2024
Over the last year, I've been sculpting a bit more, but I need both of them. It's really good for me to take a break from one material and work with another one. When I get stuck with something, a change of material helps me to get through the hard times. But I see myself as an artist that works both with sculptures and paintings. I had a period in my early twenties when I was really into character design, doing animation and stuff like that. Then I was doing graffiti for a while, so I think all these different forms of expression have typical aesthetics that are close to each other, and they are all part of my visual language.
EDUCATION
MFA, Konstfack University College of Arts, Crafts and Design, Stockholm
GRANTS, AWARDS, RECOGNITION
2019 Carl Axel Valéns Kunststipendium, Eskilstuna
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Ein Blick hinter das Werk
Mit seiner Skulptur Trying to Find Myself hat der schwedische Künstler Joakim Ojanen auf dem Union-Areal eine Figur geschaffen, die wie ein emotionaler Resonanzkörper im öffentlichen Raum wirkt. Das Werk zeigt ein hybrides, kindlich anmutendes Wesen, dessen verletzliche Körpersprache und suchender Ausdruck die innere Zerrissenheit des modernen Menschen verkörpern. Trotz seiner massiven Bronzeform strahlt die Figur eine bemerkenswerte Fragilität aus, als würde sie weniger stehen als vielmehr versuchen, sich selbst zu finden, zu verstehen oder im Gleichgewicht zu halten.
Ojanens Figuren, halb Mensch, halb Fabelwesen, sind direkte Übersetzungen emotionaler Zustände. Sie stammen aus einer Welt zwischen Traum und Erinnerung, zwischen Melancholie und Humor. In Trying to Find Myself verschmilzt diese poetische Bildsprache mit der dauerhaften Materialität der Bronze: Ein vergänglicher Gefühlsmoment wird in Metall gebannt, eine innere Bewegung erhält bleibende Form. Der Titel verweist dabei auf einen fortwährenden Prozess der Selbstsuche, eine Suche, die weniger auf ein Ziel als auf das Suchen selbst gerichtet ist.
Ojanen begann seine künstlerische Laufbahn in der Street-Art- und Graffiti-Szene. Über Zeichnungen, Comics und Animationen fand er den Weg zu Keramik und Skulptur. Entscheidend für seine Entwicklung war die Ausbildung an der Konstfack -Universität in Stockholm, wo er sich von der Illustration löste und begann, seine gezeichneten Figuren dreidimensional umzusetzen. Heute arbeitet er mit Ton, Bronze und anderen Materialien und schafft eine eigene, zutiefst persönliche Figurenwelt, die dennoch universelle menschliche Empfindungen anspricht.
In seinen Werken, ob kleinformatige Keramiken oder monumentale Bronzeskulpturen, verhandelt Ojanen Themen wie Einsamkeit, Scham, Zugehörigkeit und Selbstakzeptanz. Seine Wesen wirken zugleich grotesk und berührend, fremd und vertraut. Sie wecken Empathie und fordern den Blick des Betrachters heraus, indem sie unsere eigenen, oft verdrängten Emotionen spiegeln. Trotz ihrer skurrilen Gestalt sind sie zutiefst menschlich oder, wie Ojanen es selbst formuliert: „Wenn man mit Mensch meint: nicht perfekt.“
Trying to Find Myself entfaltet im Kontext des Union-Areals eine besondere Wirkung: Zwischen den industriellen Fassaden erscheint die Figur als einsamer Träumer, als poetischer Gegenpol zur gebauten Rationalität des Ortes. Ihre stille Präsenz lädt dazu ein, stehen zu bleiben, sich selbst zu befragen und vielleicht in der Begegnung mit diesem Wesen ein Stück des eigenen Ich zu erkennen.
Ojanens Kunst erinnert uns daran, dass Selbstfindung kein abgeschlossener Zustand ist, sondern ein fortdauernder Versuch. Seine Figuren sind Verkörperungen dieses Versuchs: unbeholfen, ehrlich, zärtlich und wahrhaftig zugleich. In Trying to Find Myself verdichtet sich diese Haltung zu einer zeitlosen Geste: einer Suche nach Identität, Menschlichkeit und Zugehörigkeit in einer komplexen, oft überfordernden Welt.
Über die Künstler:in
Der schwedische Künstler (*1985 in Västerås) kam über Graffiti zur bildenden Kunst und studierte von 2009 bis 2014 Kunsthandwerk und Grafikdesign an der Konstfack Universität in Stockholm. Ojanens Gemälde, Keramik- und Bronzeskulpturen visualisieren emotional aufgeladene Momente menschlicher Existenz, dabei kreiert er ein zutiefst persönliches Universum, das eigene Gefühlswelten aufgreift. Er nahm an zahlreichen internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen teil, darunter „We’ve Danced For A While Now And I’m Slowly Learning Your Steps“ in Tokio, „The Part You Throw Away“ in The Hole in New York oder „Kick Off“ bei Dio Horia in Athen. Ojanens Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter das Art Institute of Chicago in den USA, die Colección Solo in Madrid, das Västerås Art Museum in Schweden oder das Frans Masereel Centrum in Belgien. Seit 2013 erhielt er zahlreiche Stipendien, zuletzt 2019 das Carl Axel Valéns Kunststipendium.
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH
60386 Frankfurt