Trocmé Magda
Hoffnungsträger
–
PORTRAIT

- zum Standort navigieren
Insel der Furchlosen
Es mussten Dinge getan werden, und wir waren zufällig da, um sie zu tun. Es war die natürlichste Sache der Welt, diesen Menschen zu helfen.
Die Bewohner von Le Chambon-sur-Lignon
Es mussten Dinge getan werden, und wir waren zufällig da, um sie zu tun. Es war die natürlichste Sache der Welt, diesen Menschen zu helfen.
Magda Grilli di Cortona, Tochter eines italienischen Adligen und einer russischen Mutter, wuchs in einem von Freiheitsdenken geprägten Umfeld auf. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wurde ihre Großmutter Varia Wissotzky ihr Vorbild – eine starke Frau, die für Unabhängigkeit und Mitmenschlichkeit stand. 1925 erhielt Magda ein Stipendium für die Columbia University in New York. Dort lernte sie den französischen Theologiestudenten André Trocmé kennen. Beide verband die Überzeugung, dass gelebte Nächstenliebe wichtiger ist als religiöse Dogmen.
Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich wurde André Pastor in Le Chambon-sur-Lignon, Magda engagierte sich in der sozialen Arbeit. Als 1940 Frankreich besetzt wurde, rief André seine Gemeinde dazu auf, Verfolgten Schutz zu gewähren. Unter der Leitung von André, Magda und dem Vikar Edouard Theis entstand ein weit verzweigtes Hilfsnetzwerk, das über Jahre hinweg hunderten Flüchtlingen das Leben rettete. Sie versteckten Menschen in Häusern, Höfen, Schulen, organisierten falsche Papiere und Fluchtrouten in die Schweiz.
Bis 1944 fanden rund 5.000 Menschen Zuflucht in Le Chambon und den umliegenden Dörfern. Magda koordinierte Unterkünfte und Versorgung, während André offen gegen die Anordnungen der Behörden Stellung bezog. Ihr Mut war ansteckend. Die Rettung wurde zu einer gemeinschaftlichen Tat, getragen vom Bewusstsein, dass Menschlichkeit nicht verhandelbar ist.
Die Behörden reagierten mit Razzien und Verhören. 1943 wurde André Trocmé verhaftet, nachdem er sich geweigert hatte, jüdische Flüchtlinge auszuliefern. „Ich weiß nicht, was ein Jude ist. Ich kenne nur Menschen“, entgegnete er. Nach seiner Freilassung und dem Untertauchen setzte Magda die Hilfe unbeirrt fort. Sie organisierte weiter Unterkünfte, beschaffte Lebensmittel und vernetzte Unterstützer.
Das Rettungswerk von Le Chambon-sur-Lignon war möglich durch die moralische Klarheit und Entschlossenheit von Magda und André Trocmé – und durch den Mut einer ganzen Dorfgemeinschaft, die sich der Unmenschlichkeit widersetzte.
Quelle: Yad Vashem
14. Mai 1984 wurde Magda Trocmé von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt.
Albert Camus: Die Pest. Roman. Taschenbuch, 2. Neuauflage Berlin 2021.
1942 war Albert Camus etwa ein Jahr lang nahe Le Chambon. Dort fing er an, „Die Pest“ zu schreiben und darin Teile der Rettungsgeschichte einzuarbeiten.
Hanna Schott: Von Liebe und Widerstand. Das Leben von Magda & André Trocmé. Neufeld, Schwarzenfeld 2011.
André Trocmé: Engel singen nicht für Geld. Und andere Geschichten zu Weihnachten. Neufeld, Schwarzenfeld 2010.
The Story of André and Magda Trocmé. Righteous Among the Nations. Yad Vashem, 2022. YouTube. In englischer Sprache.
Helden, die keine sein wollten. Dokumentarfilm von Marc Villiger und Tom Sommer, Schweiz 2015.
Die Gedenkstätte in Chambon-sur-Lignon. Der 2013 eröffnete Gedenkort erzählt die Geschichte der Zuflucht und des Widerstands in Chambon-sur-Lignon und den umliegenden Dörfern während des Zweiten Weltkriegs.
Rhoda G. Lewin: Oral history interview with Magda Trocme. 02. Oktober 1984.
United States Holocaust Memorial Council, online. In englischer Sprache.
Ardi Goldman Kunst-
und Kulturstiftung gGmbH
60386 Frankfurt