Ahrem Willi
Hoffnungsträger
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PORTRAIT
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Meine Hilfe war nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
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"Schon nach den Ereignissen 1938 in der sogenannten "Reichskristallnacht" war ich im Zweifel, ob ich ein Angehöriger eines zivilisierten Volks sei. ... Ich habe es als meine Pflicht angesehen, so gut ich konnte zu helfen."
Willi Ahrem
"Schon nach den Ereignissen 1938 in der sogenannten "Reichskristallnacht" war ich im Zweifel, ob ich ein Angehöriger eines zivilisierten Volks sei. ... Ich habe es als meine Pflicht angesehen, so gut ich konnte zu helfen."
Haupttruppführer Willi Ahrem war Kommandant eines Zwangsarbeitslagers der Organisation Todt in Nemirow, Ukraine. Er zeichnete er sich durch sein menschliches Verhalten gegenüber den Arbeitern, insbesondere den jüdischen Arbeitern, aus und bewahrte sie vor dem Verhungern.
Die erste SS-Aktion gegen die Juden von Nemirow fand im November 1941 statt. Ahrem, der am Tag zuvor von dem geplanten Massaker erfahren hatte, warnte sofort den deutschsprachigen Jehoschua Menzer. Menzer informierte andere Juden, die in nahe gelegene Dörfer und in die Wälder flohen. Die Familie Menzer selbst fand zusammen mit zwei anderen Juden Zuflucht in einem Keller in Ahrems Haus, wo sie mit Decken und Lebensmitteln versorgt wurden. Während dieser ersten Aktion wurde etwa 2500 Juden erschossen. Die verbleibenden Juden fielen einer weiteren Aktion im Juli 1942 zum Opfer. Auch diesmal warnte Ahrem Menzer rechtzeitig und nahm die Familie erneut bei sich auf.
Direkt nach Ende der Aktion schmuggelte er sie gemeinsam mit einer weiteren überlebenden Frau in das Ghetto von Dzhurin in Transnistrien, jenem von Rumänien besetzten Gebiet zwischen Dnjestr und Bug. Dieses waghalsige Unterfangen setzte Ahrem großen persönlichen Gefahren aus.
Im Ghetto von Dzhurin versorgte Ahrem seine mittellosen jüdischen Schützlinge mit dringend benötigter Kleidung, Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs, wobei er rumänische Gendarmen bestach, die ihm mit einer Anzeige drohten. Er diente auch als Kurier zwischen anderen Ghettoinsassen und der jüdischen Gemeinde in Bukarest und überwies Geld, das von Verwandten geschickt wurde.
In der Zwischenzeit war Ahrems Position zunehmend gefährdet, und er entging nur knapp einer Denunziation, die ihm Hilfe für Juden vorwarf. Nach diesem Vorfall wurde er 1943 nach Deutschland versetzt, wo er bis zum Kriegsende blieb.
Am 15. Juni 1965 erkannte Yad Vashem Willi Ahrem als „Gerechten unter den Völkern“ an.
© Yad Vashem
Am 15. Juni 1965 wurde Willi Ahrem von Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern anerkannt.
- Dieter Dowe Historisches Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Beate Kosmala: Verbotene Hilfe (PDF) Willi Ahrem, S. 34f. Rettung für Juden in Deutschland 1941–1945. Bonn 2004.
- Wolfram Wette: Zivilcourage in Uniform, In: Die Zeit 46, 9. November 2006.
- Wolfram Wette (Hrsg.): Beate Kosmala: Die Ermordung der Juden von Nemirov und die Rettungsaktion von Willi Ahrem, in: Zivilcourage. Empörte, Helfer und Retter aus Wehrmacht, Polizei und SS. 2. Auflage, Frankfurt a.M. 2006, S. 145-159.
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